Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag erneut fester geschlossen. Nach einem eher verhaltenen Vormittagshandel zog am Nachmittag eine freundliche US-Börse die hiesigen Indizes weiter nach oben, wobei der SMI über 8’700 Punkten und damit auf dem höchsten Schlusskurs seit Januar 2016 schloss. In den Fokus der Anleger rückte wieder die Geldpolitik, nachdem sich am Vorabend einige Mitglieder der US-Notenbank Fed für eine schnellere Gangart bei den Zinserhöhungen ausgesprochen hatten.
An den Märkten sei zudem die Enttäuschung über die Niederlage von US-Präsident Trump bei der US-Gesundheitsreform wieder abgeklungen, so ein Händler. Zudem sei auch das Thema der Frankreich-Wahl auch wegen günstiger Wählerumfragen an der Börse «fast völlig in Vergessenheit geraten». Am Nachmittag wurden in den USA zudem neue Zahlen zum Wachstum im vierten Quartal bekannt, danach ist die US-Wirtschaft im Schlussquartal etwas stärker gewachsen als bisher geschätzt.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss 0,49% höher bei 8’704,39 Punkten (Tageshoch 8’710). Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI), in dem die grössten Titel nicht mit der ganzen Gewichtung enthalten sind, stieg 0,69% auf 1’379,92 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) legte 0,52% auf 9’658,25 Zähler zu. Von den 30 wichtigsten Titeln schlossen 26 im Plus, drei im Minus und einer (Sika) unverändert.
Die deutlichsten Avancen im SMI/SLI entfielen auf die Aktien des Duty Free-Anbieters Dufry (+2,7%), bei dem Anfang Woche über ein Interesse des chinesischen Grosskonzerns HNA an einer Beteiligung spekuliert wurde. Klar im Plus schlossen auch weitere zyklische Titel wie Adecco (+2,2%) und LafargeHolcim (+2,4%). Die Titel des schweizerisch-französischen Zementherstellers erhielten Rückenwind von einem sehr optimistischen Ausblick des italienischen Konkurrenten Buzzi.
Zulegen konnten auch die Titel des Pharmazulieferers Lonza (+1,9%) – und dies trotz der Ankündigung einer Kapitalerhöhung zur Finanzierung des 5,5 Mrd USD teuren Kaufs des amerikanischen Kapselherstellers Capsugel. Anhand der vom Management bereits im Vorfeld abgegebenen Indikationen überrasche das Ausmass der Massnahme nicht, so das Fazit der Analysten. Lonza erhalte zudem einen guten Gegenwert.
Gestützt wurden die Indizes von klaren Avancen der Pharma-Schwergewichte Roche (+1,0%) und Novartis (+0,7%), die mit positiven Neuigkeiten aus den USA aufwarteten. Roche hatte am Vorabend mitgeteilt, dass ein beratendes Komitee der US-Gesundheitsbehörde FDA die Zulassung des Leukämiemedikaments Rituximab bei bestimmten Blutkrebsarten empfohlen hat. Novartis vermeldete ein beschleunigtes US-Zulassungsverfahren (Priority Review) für eine Zelltherapie bei einer Leukämieform.
Actelion (+0,6% auf 279,50 CHF) schlossen ebenfalls im Plus. Für die Titel des Baselbieter Pharmaunternehmens lief das offizielle Übernahmeangebot des US-Konzerns Johnson&Johnson zu 280 USD je Titel am Donnerstag aus, allerdings soll kommende Woche noch eine Nachfrist anlaufen. Neben dem Kaufpreis haben die Actelion-Aktionäre auch ein Anrecht auf Aktien des Forschungs- und Entwicklungsteils, der unter dem Namen «Idorsia» abgespalten werden soll.
Zulegen konnten auch die Grossbankenwerte UBS (+1,1%) und CS (+1,2%). CS-Präsident Urs Rohner meldete sich in einem Interview unter anderem zum seit langem diskutierten Teil-IPO der Schweizer Bank zu Wort. Die Dringlichkeit der Kapitalzufuhr sei «weniger hoch», da nun die Busse im US-Hypothekenfall bekannt sei, sagte er.
Die Aktien des Bauchemiekonzerns Sika schlossen unverändert, nachdem Baader Helvea in einer Sektorstudie das Rating für die Aktien auf «Hold» von zuvor «Buy» gesenkt hatte. Seit Mitte November sei der Aktienkurs um mehr als 20% gestiegen, bemerkt der Analyst. Verluste erlitten auch das Börsenschwergewicht Nestlé und die Zurich-Aktien (je -0,4%) sowie die Luxusgütertitel von Richemont (-0,6%).
Am breiten Markt legten Evolva (+7,1%) nach der Vorlage von Jahreszahlen und der Ankündigung eines Update zur Partnerschaft mit Cargill im Bereich Süssstoffe deutlich zu. Die Aktien des Vermögensverwalters GAM (+3,3%) zogen weiter an – der Minderheitsaktionär RBR präsentierte vor Investoren seine Forderungen zu einschneidenden Kostenmassnahmen sowie zur Absetzung von GAM-CEO Alexander Friedmann. (awp/mc/upd/ps)