Zürich – Die Schweizer Börse leidet am Montag unter ihrer stark defensiven Ausrichtung. Kursverluste bei den beiden Pharmaschwergewichten bremsen den Gesamtmarkt. Aber auch die jüngsten Konjunkturdaten aus dem wichtigen Nachbarland Deutschland dürften die Kauflaune kaum beflügeln. Dort hat sich die Stimmung in der Wirtschaft erneut eingetrübt.
Konkret nähert sich das Ifo-Geschäftsklima dem tiefsten Stand seit Jahresbeginn. Die Sorge, dass Deutschland im Winter in eine Rezession abrutscht, werde durch die Daten kaum zerstreut, heisst es etwa bei der ING in einem Kommentar. Und auch die Commerzbank titelte in einer ersten Reaktion, das Ifo mache keine Hoffnung. In den kommenden Tagen stehen in den USA die persönlichen Konsumausgaben (PCE) auf der Agenda. Sie sind das bevorzugte Inflationsmass der US-Notenbank Fed. Ausserdem wird das Protokoll der letzten Fed-Sitzung veröffentlicht. Ansonsten ist die Börsenwoche in den USA wegen Thanksgiving verkürzt, womit ein wichtiger Impulsgeber wegfällt.
Der Leitindex SMI notiert gegen 11.15 Uhr noch 0,04 Prozent höher bei 11’721,51 Punkten. Der SLI mit den 30 wichtigsten Titeln steigt um 0,20 Prozent auf 1935,56 Punkte und der breiter gefasste SPI um 0,13 Prozent auf 15’612,15 Punkte. Im SLI gewinnen 18 Titel, elf verlieren. Adecco ist unverändert.
Angeführt wird das Gewinnerfeld von Richemont, VAT und Julius Bär, die alle um mehr als 2 Prozent zulegen konnten. Auch der zweite Uhrenhersteller, Swatch (+1,7%), befindet sich an der Spitze des Kurstableaus. Die zuständige UBS-Analystin ist nach einer Luxusgüter-Reise in die USA der Ansicht, dass Nordamerika die momentane Nachfrageschwäche der Branche in China kurzfristig ausgleichen könnte.
Die Aktien der Privatbank Julius Bär setzen ihren seit Wochen anhaltenden Aufwärtstrend fort. Seit vergangenem Dienstag legten sie in der Spitze um mehr als 10 Prozent zu. Aktuell notieren sie bei 57,54 Franken, nachdem sie im frühen Handel mit 58 Franken ein neues Jahreshoch markiert hatten.
Neben VAT sind weitere Technologiewerte wie Logitech (+0,7%) unter den Blue Chips und Ams Osram (+3,6%) in den hinteren Reihen gefragt. Hier verweisen Händler auf den designierten US-Finanzminister Scott Bessent. Bessent habe in seinen jüngsten öffentlichen Äusserungen einen moderateren Ton in Bezug auf Zölle und den US-Dollar angeschlagen, heisst es etwa in einem Kommentar der UBS. Die Aussicht auf eine weniger rigide Politik sorge in den am stärksten betroffenen Branchen für Erleichterung. Auch europaweit gehören Technologiewerte zu den grössten Gewinnern. Händler verweisen zudem auf Kursgewinne beim Branchenschwergewicht ASML, die ebenfalls stützend wirkten.
Lindt&Sprüngli (+1,3%) setzen den positiven Trend der Vortage fort. Der Hype um die Dubai-Schokolade hat dem Titel in den vergangenen Tagen etwas Rückenwind verliehen.
Mit der UBS, Partners Group sowie der Swiss Re sind zudem einige Finanzvertreter gefragt. Sie gewinnen bis zu 0,6 Prozent hinzu. Dagegen fallen Swiss Life (-1,0%) und Zurich (-0,3%) zurück.
Dass der Markt nicht stärker im Plus notiert, ist vor allem den beiden Pharmaschwergewichten Novartis (-1,3%) und Roche (-0,5%) geschuldet. Während Novartis in der Vorwoche im Zuge des Kapitalmarkttages über 2 Prozent zulegen konnte, gehörte Branchenkollege Roche auch in der Vorwoche zu den Verlierern.
Das dritte Schwergewicht, Nestlé (+0,5%), erholte sich derweil etwas von den Verlusten der Vorwoche. Der Nahrungsmittelkonzern hatte am Kapitalmarkttag zu Wochenbeginn nicht die erhoffte Kursfurie entfachen können.
Am breiten Markt ziehen die Titel des österreichischen Zweiradhersteller Pierer Mobility (+22%) weiter an. Bereits am Freitag waren sie mit einem Plus von 16 Prozent aus dem Handel gegangen. Grund waren Medienberichte, wonach der Red-Bull-Erbe Mark Mateschitz beim Unternehmen einsteigen wolle. Auch das ausdrückliche Dementi von Pierer noch am Freitag scheint den Markt derzeit nicht aufzuhalten. (awp/mc/ps)