Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat zur Wochenmitte weiter zugelegt. Am späten Nachmittag sorgten überraschend gesunkene Rohölbestände in den USA für einen weiteren Anstieg der Ölpreise, was auch den Aktienmärkten Unterstützung lieferte. Nach dem deutlichen SMI-Minus am Montag und der ähnlich deutlichen Gegenbewegung am Dienstag, fiel das Plus am Mittwoch allerdings moderater aus. Die Marke von 8’100 Punkte konnte der Leitindex nur kurzzeitig zurückerobern. Gleichzeitig war der Markt vor dem EZB-Zinsentscheid am Donnerstag sowie der letzten TV-Debatte im US-Wahlkampf in der Nacht auf Donnerstag hiesiger Zeit von Vorsicht geprägt.
Händler sprachen mit Blick auf die Ölpreise und auf die Konjunkturentwicklung in China von einem dennoch «guten» Marktumfeld. Mehrheitlich positiv wurden auch die jüngsten chinesischen Wirtschaftsdaten am Markt aufgenommen: Aus Fernost wurde wie erwartet ein robustes Wirtschaftswachstum im dritten Quartal vermeldet sowie starke Einzelhandelsdaten für den Monat September. Die Industrieproduktion allerdings schwächte sich deutlicher ab als Experten prognostiziert hatten.
Der Swiss Market Index (SMI) gewann schliesslich 0,24% auf 8’093,78 Punkte. Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI), in dem die grössten Titel nicht mit der ganzen Gewichtung enthalten sind, legte 0,60% auf 1’249,40 Zähler zu und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,25% auf 8’840,48 Punkte. Von den 30 wichtigsten Titeln schlossen 22 im Plus und acht im Minus.
Die grössten Gewinne verzeichneten Dufry (+3,4%), nachdem Kepler Cheuvreux die Kaufempfehlung für die Papiere des Reisedetailhändlers bestätigt hat. UBS erhöhte das Kursziel und bleibt bei ‹Neutral›: Nach enttäuschenden organischen Wachstumsraten im ersten und zweiten Quartal 2016, wird bei der Grossbank für Dufry im laufenden Jahresviertel wieder eine Wachstumsbeschleunigung erwartet.
Zudem haben sich Credit Suisse (+2,7%) im Tagesverlauf immer weiter vorgeschoben. UBS (+1,2%) legten ebenfalls klar zu. News gab es zum einen in Sachen Bussenzahlungen: Die CS hat sich laut Agenturmeldungen offenbar mit den italienischen Behörden wegen Beihilfe zur Steuerumgehung von Kunden auf eine Busse von rund 100 Mio EUR geeinigt.
Das Branchensentiment unterstützte zudem die US-Investmentbank Morgan Stanley, die im dritten Quartal glänzende Geschäfte gemacht hat. Das Geldhaus profitierte wie die anderen Investmentbanken von der Renaissance im Anleihehandel, obwohl der Konzern dieses Geschäft zuletzt nach langer Flaute ausgedünnt hatte. UBS und Credit Suisse werden in der nächsten bzw. in der übernächsten Woche Zahlen vorlegen.
Auch Adecco (+3,0%) gingen mit einem kräftigem Plus aus dem Handel. Die Aktien des Personalvermittlers profitierten von Hochstufungen durch Credit Suisse (auf ‹Outperform›) und Kepler Cheuvreux (‹Buy›). Der aktuelle Preis trage der nachhaltigen Dividende und dem Geschäftswachstum nicht ausreichend Rechnung, hiess es etwa.
Mit den Konjunkturdaten aus China waren auch bei den Luxusgütertiteln Richemont (+1,9%) und Swatch (+1,5%) deutliche Gewinne zu sehen. Swatch erhielten zusätzlich Rückenwind von zuversichtlichen Äusserungen zu China von CEO Hayek in einem Interview.
Actelion (+1,5%) – einer der drei Bluechip-Werte, zu denen am Donnerstag Berichte zur Geschäftsentwicklung im dritten Quartal anstehen – reihte sich auch unter die grössten Gewinner ein.
Auf der Gegenseite belasteten die Schwergewichte Nestlé und Novartis (je -0,3%) den SMI am stärksten, während Roche (+0,1%) geringfügig hinzugewinnen konnten. Sowohl Roche als auch Nestlé legen am Donnerstag Umsatzzahlen zu den ersten neun Monaten 2016 vor.
Die grössten Verluste unter den SMI/SLI-Titeln verbuchten derweil Aryzta (-0,6%).
Am breiten Markt stachen Barry Callebaut (+3,8%) nach einer Kaufempfehlung durch Kepler hervor. Der Schokoladenproduzent habe unter dem neuen CEO Antoine de Saint-Affrique den Fokus verstärkt auf die Profitabilität sowie die Cash-Flow-Generierung gelegt, heisst es. Helvetia (+3,2%) profitierten ebenfalls von einem neuen ‹Buy›-Rating – und zwar von Baader Helvea. Die Aktie sei wegen des hochmargigen Nicht-Leben-Geschäfts in der Schweiz ein exzellentes Investment, hiess es.
Tiefer aus dem Handel gingen hingegen SNB (-7,7%), Orascom (-6,1%) oder Coltene (-3,7%). (awp/mc/upd/ps)