Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt ist am Donnerstag erneut mit Verlusten aus dem Handel gegangen. Der Leitindex SMI rutschte nach einem morgendlichen Plus klar ins Minus ab und kam somit auch am dritten Tag nach dem Pfingstwochenende nicht in Fahrt. Auslöser der Kursschwäche am Nachmittag war die Absage von US-Präsident Donald Trump, sich mit dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un an einem Gipfel zu treffen. Das geplante Treffen war schon an den Vortagen auf wackeligen Beinen gestanden.
Zudem goss der US-Präsident nach der jüngsten Entspannung im internationalen Handelsstreit wieder Öl ins Feuer, indem er Einfuhrzölle auf ausländische Autos prüfen lässt. Der immer deutlichere Protektionismus Trumps kam an den Märkten schlecht an. Schliesslich bereitete auch die Situation um die Regierungsbildung in Italien den Anlegern weiterhin Sorgen. «Die Entwicklungen könnten für die Europäische Union zu einem grossen Problem werden, das können die Märkte nicht ignorieren», erklärte ein Marktanalyst.
Der Swiss Market Index (SMI) büsste bis zum Handelsende 0,27 Prozent auf 8’770,94 Punkte ein. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) fiel um 0,35 Prozent auf 1’452,87 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,23 Prozent auf 10’481,77 Zähler. Dabei beendeten 22 SLI-Titel den Tag im Minus, sieben im Plus und einer (Lonza) unverändert.
Im Fokus des Interesses standen im hiesigen Handel klar Aryzta, die mit -26,7 Prozent massive Kursabgaben erlitten. Der Backwarenhersteller verzeichnete im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2017/18 einen deutlichen Umsatzrückgang. Entsprechend korrigierte das Management die Erwartungen nach unten und lancierte ein Sparprogramm. Die erneute Gewinnwarnung zeige einmal mehr, in welch schwieriger Situation sich das Unternehmen befinde, lautete ein Kommentar von Baader Helvea.
Deutlich talwärts ging es am Donnerstag europaweit auch mit den Bankaktien. Hierzulande wurden CS (-1,4%), UBS (-1,3%) oder Julius Bär (-1,1%) nach einem Kurstaucher der Deutschen Bank in Sippenhaft genommen. Mit einem verschärften Sparkurs will der neue Chef des Geldhauses, Christian Sewing, dieses nach drei Verlustjahren in Folge wieder auf Vordermann bringen.
Bei den drei Index-Schwergewichten erwischten Nestlé (+0,6%) einen recht guten Tag, für die Pharmatitel Roche (-0,1%) und Novartis (-0,7%) setzte es hingegen Verluste ab.
Die Liste der Kursgewinner führten derweil Sonova an, die mit +4,2 Prozent aus dem Handel gingen. Die Papiere profitieren von positiven Analysten-Nachbetrachtungen auf den bereits am Dienstag veröffentlichten Jahresabschluss.
Auch Swatch (+0,9%) – nach positiven Aussagen der Konzernspitze an der heutigen Generalversammlung – und Richemont (+0,6%) schlossen im Plus. Richemont profitierten laut Sales-Tradern von positiven Meldungen des Konkurrenten Tiffany.
Am breiten Markt richtete sich die Aufmerksamkeit beispielsweise auf Vontobel (+2,3%). Die Bank vermeldete den Kauf von Notenstein La Roche für 700 Millionen Franken von der Raiffeisen-Gruppe. Für den Finanzdienstleister Leonteq könnte diese Transaktion laut einem Analystenkommentar negativ sein, die Leonteq-Aktien verloren denn auch 4,8 Prozent.
Kursverluste von 6,6 Prozent erlitten auch Cosmo, die bereits am Vortag mit -14 Prozent aus dem Handel gegangen waren. Analysten von Credit Suisse und Jefferies hatten ihre Kursziele und Anlageempfehlungen nach unten angepasst, nachdem die US-Gesundheitsbehörde ihre ablehnende Haltung gegenüber Zulassung von Methylenblau MMX bestätigt hatte.
Im breiten Markt stehen zudem Ypsomed (-3,1%) nach Zahlen im Scheinwerferlicht. Das Medizinaltechnikunternehmen hat 2017/18 zwar starke Resultate erzielt, doch enttäuschte der Ausblick.
Ein Plus wiederum gab es für Lem (+1,6%). Der Elektronikkomponenten-Hersteller hatte am Mittwoch Zahlen zum erfolgreichen Geschäftsjahr 2017/18 publiziert. (awp/mc/ps)