Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat den Handel am Donnerstag dank eines Endspurts mit festeren Kursen abgeschlossen und somit den während fünf Handelstagen anhaltenden Abwärtstrend vorerst gebrochen. Mit den sich abschwächenden Zinssorgen wechselte das Vorzeichen im Leitindex SMI kurz vor Handelsschluss, wobei Credit Suisse unter den Blue Chips am deutlichsten zulegen konnten und die Uhrenwerte Swatch und Richemont wie bereits am Vortag zu den grössten Verlierern zählten. Die Musik spielte jedoch am breiten Markt, wo der Bauausrüster AFG und die Industriegruppe Looser den Schulterschluss planen.
Das Börsengeschehen im Allgemeinen steht unverändert im Zeichen der Geldpolitik: Hierzulande hält die SNB an ihrem Kurs mit Negativzinsen fest, während die Bank of England mit der nächsten Zinssenkung vorerst noch zuwartet. Mit grosser Spannung blicken die Anleger nun auf die in der kommenden Woche anstehenden Zinsentscheidungen in Japan und den USA. Mit den am Nachmittag publizierten und überwiegend enttäuschend ausgefallenen US-Konjunkturdaten sei eine Erhöhung der Zinsen durch die Fed am nächsten Mittwoch noch unwahrscheinlicher geworden, meinten Händler.
Bis Börsenschluss gewann der Swiss Market Index (SMI) noch 0,27% und schloss auf Tageshoch bei 8’184,84 Punkten. Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI), in dem die grössten Titel nicht mit der ganzen Gewichtung enthalten sind, kletterte um 0,36% bei 1’242,94 Punkten nach oben und der breite Swiss Performance Index (SPI) stieg um 0,29% auf 8’906,48 Zähler. Unter den 30 wichtigsten Titeln lagen am Ende 23 im Plus und nur noch sieben im Minus.
Den Tagessieg machten am Ende die Aktien der Grossbank Credit Suisse (+1,9%) und des Hörgeräteherstellers Sonova (+1,6%) unter sich aus. Händler verwiesen mit Blick auf die CS auf eine grundsätzlich gute Entwicklung des Bankensektors auch in Europa. Bei Sonova wurde derweil die früher als geplant abgeschlossene Übernahme von AudioNova positiv hervorgehoben. Sie soll bereits ab dem ersten Jahr einen positiven Einfluss auf den Gewinn haben.
Grössere Kursavancen waren zudem bei den Versicherer Swiss Life (+1,4%) und Zurich (+1,0%) sowie der Warenprüfgruppe SGS und dem Zementkonzern LafargeHolcim (beide +1,0%) zu sehen. Die frisch fusionierte LafargeHolcim musste am Nachmittag einen Stellenabbau kommunizieren. Bis Ende 2017 fallen der Straffung der Organisation netto 250 Stellen zum Opfer, rund 130 davon in der Schweiz.
Die Index-Schwergewichte Novartis (+0,5%), Roche (+0,3%) und Nestlé (-0,1%) schlossen uneinheitlich. Bei Novartis fand die positive Einschätzung von Kepler Cheuvreux im Vorfeld des ECTRIMS-Kongresses, bei dem der Konzern mit neusten Daten zu seinem Produktkandidaten BAF312 gegen multiple Sklerose punkten könnte, aber wenig Anklang.
Nach wie vor auf der Verliererstrasse bewegen sich die Aktien der Schmuck- und Uhrenhersteller Swatch Group (-1,4%) und Richemont (-1,7%), die weiter auf die in diesem Sommer gesetzten Mehrjahrestiefststände zusteuerten. Für Richemont senkten zahlreiche Analysten auch am Tag nach dem Geschäftsupdate ihre Kursziele. Ihnen bereitet vor allem das schwache Abschneiden der Luxusmarke Cartier Sorgen. Ein Analyst senkte sogar das Rating auf ‹Halten›, da er kurzfristig nicht von einer Erholung am Luxusgütermarkt ausgeht.
Unter Druck standen auch andere Zykliker wie Dufry (-1,6%) oder Lonza (-0,6%).
Im breiten Markt stachen die Aktien von AFG (-5,4% auf 14,90 CHF) und Looser (+30% auf 102,40 CHF) ins Auge. AFG will Looser übernehmen und bietet je Looser-Anteil 5,5 neu auszugebende, eigene Aktien plus 23 CHF in bar. Die AFG-Aktie hatte sich im Handelsverlauf von dem anfänglich gesetzten Tagestief deutlich erholt und über den Daumen gerechnet rückte der Looser-Kurs nahe an den implizierten Preis heran.
Die beiden Unternehmen streben nach eigenen Angaben den Zusammenschluss zu einem führenden europäischen Gebäudezulieferer mit einem derzeit kombinierten Umsatz von 1,3 Mrd CHF an. Die Übernahme entspreche der Vorwärtsstrategie von AFG und werde deren Position des Türengeschäft deutlich verbessern, kommentierten Analysten.
Die Aktien des Schokoladehersteller Barry Callebaut (+3,5%) setzten sich positiv in Szene. Hier reagierten Investoren freundlich auf die Nachricht, dass die Zusammenarbeit mit Mondelez International in Belgien ausgebaut wird. (awp/mc/pg)