CH-Schluss: Zurückhaltung vor Fed-Entscheid
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt ist am Dienstag mit etwas tieferen Notierungen aus dem Handel gegangen. Der Leitindex SMI startete bereits schwächer in den an Unternehmensnachrichten armen Tag, rutschte in der Folge unter die Schwelle von 8’000 Stellen, konnte aber diese Marke in der zweiten Handelshälfte wieder zurückerobern. Der Handel war im Vorfeld des US-Leitzinsentscheids, der am Mittwoch nach Europaschluss bekannt gegeben wird, von Zurückhaltung geprägt und auch überraschend gute Konjunkturnews aus Deutschland konnten das Geschäft nicht nachhaltig genug beleben.
In Deutschland haben sich Finanzexperten erstaunlich positiv zu den Konjunkturerwartungen geäussert und der ZEW-Index stieg im September auf den höchsten Stand seit April 2010. Diese Entwicklung stehe zu den zuletzt eher «trägen» harten Konjunkturdaten aus Deutschland im Widerspruch, meinte ein Händler. Ebenfalls positiv gewertet wurden die tiefer als erwartet ausgefallenen Inflationsdaten aus den USA. Doch die guten Konjunkturnachrichten rückten mit Blick auf die Fed-Sitzung in den Hintergrund. Mit Spannung wird darauf gewartet, ob und wie stark die Fed ihre sehr expansive Geldpolitik drosseln wird. Am Markt eingepreist sei eine Reduktion der Anleihenkäufe von rund 10 Mrd USD, hiess es.
Bis Börsenschluss gab der SMI um 0,19% auf 8’014,47 Punkte nach, der Tagestiefstwert wurde zu Handelsmitte bei 7’985 Stellen gesehen. Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI) verlor 0,13% auf 1’234,29 Zähler und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,17% auf 7’615,02 Stellen. Von den 30 wichtigsten Titeln standen am Ende 17 im Minus, zwölf im Plus und UBS unverändert.
Lonza (-3,6%) verzeichneten bei den Bluechips die grössten Verluste, ohne dass es zum Life Science-Konzern kursbewegende Nachrichten gegeben hätte. Nach den ebenfalls kräftigen Kursgewinnen des Vortages wurden auch bei anderen Zyklikern wie Geberit (-1,4%) oder Clariant (-0,7%) Gewinne mitgenommen. Sonova büssten im Vorfeld des Investorentreffens vom Mittwoch um 1,1% ein.
Richemont mussten einen Kursverlust im Umfang von 1,0% hinnehmen. Die Titel des Luxusgüterkonzerns hatten am Vortag trotz Dividendenabgang noch an Wert gewonnen, am Dienstag gaben Richemont diese Gewinne wieder ab. Derweil profitierte der Branchennachbar Swatch (+1,7%) deutlich von zwei Analystenstudien, in welchen dem Luxusgüter-Sektor eine goldige Zukunft vorausgesagt wird. In den kommenden zwei Jahren sei wieder mit einer höheren Profitabilität zu rechnen auch wenn das Wachstum eher moderat ausfallen dürfte, hiess es. Mit Sika (+0,5%) oder Holcim (+0,7%) waren weitere konjunktursensitive Titel auf der Gewinnerseite zu finden.
Auf den Gesamtmarkt drückten dagegen wie schon am Vortag Novartis (-0,4%). Nachdem Barclays am Montag das Rating für den Pharmariesen gesenkt hatte, zeigten auch die Analysten von Exane BNP Paribas am europäischen Pharmasektor geringes Interesse und stuften diesen auf Neutral ab, wobei Novartis immerhin Sektor-Favorit bleibt. Derweil will Novartis in China einem Bestechungsvorwurf bei der Augenheil-Tochter Alcon nachgehen. Roche gaben lediglich um 0,1% nach und das dritte Schwergewicht Nestlé verlor 0,2%.
Bei den Banken fiel der Kurs der CS mit 0,8% während sich UBS (unv.) schadlos hielten. Am Markt hätten sich die Zweifel an den bevorstehenden Neunmonatszahlen der Schweizer Grossbanken gemehrt, meinten Händler. Am Vortag hatte die britische Bank Barclays vor einem um rund 500 Mio GPB tieferen Ergebnis gewarnt. Bei den Versicherungen fielen Swiss Life mit einem Abschlag von 1,6% auf.
Aus der zweiten Reihe haben Addex (-4,8%) Zahlen für das erste Halbjahr präsentiert. Das Genfer Biopharma-Unternehmen erlitt einen Verlust von knapp 14 Mio CHF und die Cash-Position bleibt unter Druck. Addex sieht sich bis Ende 2014 jedoch finanziert.
Die grössten Gewinne im SPI verzeichneten International Minerals (+11%), die grössten Verluste Infranor Inter (-14%) und Santhera (-9,3%). Die Valoren des Pharmaunternehmens Santhera hatten in den letzten beiden Handelstagen um mehr als 40% zugelegt. (awp/mc/pg)