Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt schliesst am Donnerstag erneut im Plus. Nach einem schwachen Vormittagshandel sprangen die Indizes am Nachmittag nach den mit Spannung erwarteten Äusserungen von EZB-Chef Mario Draghi über eine weitere Lockerung der Geldpolitik klar ins Plus, wobei der Leitindex SMI sogar ein neues Jahreshoch erreichte. In der Folge bröckelten die Gewinne mit einer verhalten in den Handel startenden Wall Street allerdings wieder etwas ab.
EZB-Chef Mario Draghi erklärte vor den Medien, dass die EZB falls notwendig zusätzliche unkonventionelle Schritte wie etwa Wertpapierkäufe ergreifen werde. Einige Marktbeobachter zeigten sich allerdings skeptisch darüber, wie sehr die EZB den Worten auch wirklich Taten folgen lassen werde. Die Leitzinsen liess die Notenbank unangetastet auf ihrem Rekordtief. Am Schweizer Markt legten am Donnerstag mit Swisscom, Zurich und Adecco gleich drei SMI-Werte ihre Quartalsergebnisse vor. Die Anleger zeigten sich von allen drei Abschlüssen enttäuscht und liessen die betreffenden Kurse an der Börse sinken.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss 0,23% höher auf 8’863,88 Punkten, nachdem er am Nachmittag ein neues Jahreshoch bei knapp 8’879 Punkten erreicht hatte. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) stieg um 0,17% auf 1’311,18 Zähler und der breite Swiss Performance Index (SPI) gewann 0,26% auf 8’722,58 Stellen. Von den 30 wichtigsten Aktien schlossen 21 im Plus und neun im Minus.
Die stärksten Gewinne zeigten vor allem zyklische Titel. Im SMI gingen Richemont (+1,8%) als «Tagesgewinner» aus dem Handel. Der Luxusgüterkonzern wird am Freitag die Ergebnisse für die erste Hälfte seines Geschäftsjahres 2014/15 vorlegen. Für die Konkurrentin Swatch (Aktie +1,0%) hatte die Analystin von JPMorgan am Donnerstag das Kursziel nicht zuletzt im Hinblick auf steigende Marketingausgaben und einen «negativen regionalen» Mix gesenkt, sie blieb aber bei ihrer Einstufung «Neutral».
Klare Kursavancen zeigten auch Schindler (+1,7%), ABB (+1,3%), Holcim (+1,3%) oder auch Transocean (+1,1%). Das US-Ölbohrunternehmen hatte für den späten Donnerstagabend die Publikation seiner Quartalsergebnisse angekündigt. Auch Syngenta (+1,1%) zeigten sich sehr fest.
Uneinheitlich gingen dagegen die Grossbankentitel aus dem Handel, die unmittelbar nach den ersten Ankündigungen Draghis noch deutlich ins Plus geklettert waren. CS (+0,6%) schlossen fester während UBS (-0,2%) im Minus aus dem Handel gingen. Julius Bär (+0,2%) schlossen im Plus. Gestützt wurden die Indizes auch von defensiven Schwergewichten: So stiegen sowohl Roche (+0,2%) wie Novartis (+0,4%) und auch das dritte Index-Schwergewicht Nestlé (+0,2%).
Als Schlusslicht im SMI gingen Zurich (-2,2%) aus dem Handel. Mit den am Donnerstag präsentierten Neunmonats-Zahlen verfehlte der Versicherer die Vorgaben der Analysten. Marktbeobachter bemängelten vor allem die unter Erwarten ausgefallene Entwicklung im Nichtlebengeschäft. Positiv vermerkt wurde in den Kommentaren immerhin die weiterhin starke Kapitalisierung der Gruppe.
Ebenfalls klare Abgaben erlitten Swisscom (-1,9%) nach der Präsentation seinen Neunmonatsabschlusses, auch wenn der Telekomkonzern die durchschnittlichen Markterwartungen treffen konnte. Verschiedene Investoren hätten aber im Vorfeld auf eine positive Ergebnisüberraschung spekuliert, welche nun ausgeblieben sei, hiess es im Markt. Zudem habe sich die Aktie in den vergangenen Wochen sehr gut entwickelt und Anleger nähmen nun Gewinne mit.
Negativ aufgenommen wurden zudem die Quartalszahlen des Arbeitsvermittlers Adecco (Aktien -1,4%), die ebenfalls unter den Erwartungen ausfielen. Einige Analysten bezeichneten die Titel auf dem gegenwärtigen Stand als zu hoch bewertet.
Im breiten Markt erhielten dagegen die Titel des Schokoladeherstellers Barry Callebaut (+4,7%) wie auch des Reisekonzerns Kuoni (+4,0%) von guten Neunmonatszahlen Auftrieb. Die Aktien des Bündner Stromunternehmens Repower (-1,4%) büssten nach einem Medienanlass zur Vorstellung neuer Projekte ein. (awp/mc/upd/ps)