Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat den zweitletzten Handelstag des zu Ende gehenden Börsenjahres mit tieferen Kursen abgeschlossen. Der Leitindex SMI hatte sich nach einem Start auf Tagestiefstniveau bis am frühen Nachmittag in die Gewinnzone vorgearbeitet, enttäuschende Konjunkturdaten aus den USA liessen den SMI dann aber wieder ins Minus zurückfallen. In der Schlussauktion kam der Index noch zusätzlich unter Druck. Insgesamt verlief der Handel jedoch in ruhigen Bahnen. Viele Marktteilnehmer haben sich bereits in der Vorwoche in die verlängerten Weihnachtsferien verabschiedet und auch Unternehmensnachrichten waren dünn gesät.
Der Fokus der Anleger richtete sich am Donnerstag erneut auf die Verhandlungen zwischen Demokraten und Republikaner im US-Budgetstreit. Die Zeit für eine Lösung bis zum Jahreswechsel wird immer knapper und US-Präsident Barack Obama reiste gar früher als geplant aus dem Weihnachtsurlaub auf Hawaii nach Washington zurück, um die Verhandlungen fortzusetzen. An der Konjunkturfront hatte sich zudem die Konsumentenstimmung im Dezember deutlich stärker eingetrübt als erwartet und die Neubauverkäufe im November verfehlten die Erwartungen knapp.
Der SMI ging am Ende mit minus 0,39% auf 6’862,55 Punkten nahe am Tagestief von 6’859 Stellen aus dem Handel. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) gab um 0,40% auf 1’043,34 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,32% auf 6’324,04 Punkte nach. Von den 30 SLI-Werten lagen am Ende 19 im Minus, 10 im Plus und einer war unverändert.
Bei den Blue Chips machte Clariant als Tagessieger von sich reden mit einem Plus von 3,0%. Das Spezialchemieunternehmens hatte am Morgen den Verkauf von drei margenschwachen Geschäftseinheiten bekanntgegeben. Der Verkauf war zwar von der Geschäftsleitung bereits seit einiger Zeit angekündigt worden, der erzielte Preis wurde von Analysten aber gelobt. Die Veräusserung der drei Sparten Textile Chemicals, Paper Specialties und Emulsions sei rascher als erwartet erfolgt, so die Bank Vontobel.
Insgesamt blieben die Gewinneraktien im SMI/SLI allerdings in der Unterzahl. Grössere Avancen waren etwa noch bei Adecco (+0,8%), SPS (+0,7%), Syngenta oder Schindler (je +0,4%) auszumachen, ohne dass es zu diesen Unternehmen allerdings News gegeben hätte.
Richemont avancierten leicht um 0,2%. Die Titel des Luxusgüterherstellers dürften das Börsenjahr 2012 mit einem Kursanstieg um rund 50% als Spitzenreiter im Blue-Chips-Index abschliessen. Die Branchenpapiere des Branchennachbars Swatch Group (-0,2%) beendeten den Handel am Donnerstag mit einem leichten Rückgang, die Jahresperformance bleibt jedoch mit gut 30% ebenfalls beeindruckend.
Auf der Verliererseite sind am Berichtstag die Titel des Ölbohrunternehmens Transocean (-4,0%) stark unter Druck gekommen, auch hier ohne Nachrichten zur Firma. Actelion büssten mit 1,0% ebenfalls ziemlich stark an Wert ein.
Grössere Verluste hatten auch die Bankaktien der UBS (-1,4%) und von Julius Bär (-0,8%) zu verzeichnen, währenddem CS 0,2% nur leicht nachgaben. Presseberichten zufolge will in Deutschland die SPD den Druck auf Schweizer Banken, die deutsche Steuerflüchtlinge decken, erhöhen. SPD-Spitzenpolitiker regten an, unkooperativen Banken gar mit dem Lizenzentzug zu drohen.
Die Index-Schwergewichte Novartis und Nestlé waren mit Abgaben von je 0,3% im Mittelfeld zu finden. Die Roche-Genussscheine büssten dagegen mit 0,5% etwas mehr ein.
Im breiten Markt sprach Phoenix Mecano (Aktie unv.) eine neuerliche Gewinnwarnung aus, was im Aktienkurs jedoch keine Spuren hinterliess. Das Unternehmen könnte das Ende September für das Rechnungsjahr 2012 in Aussicht gestellte Betriebsergebnis von 32 bis 37 Mio EUR nach Sonderkosten möglicherweise verfehlen, hiess es noch kurz vor Weihnachten.
HBM Healthcare zeigten sich mit 2,9% schwächer. Die Beteiligungsgesellschaft muss eines ihrer Investments vollständig abschreiben, was die Bücher mit knapp 22 Mio CHF belastet. Demgegenüber sind Swisslog (+2,7%) in die Gewinnzone vorgerückt. Das Unternehmen hatte von einem Berufungsgericht in den USA in einem Patentstreit Recht erhalten.
Panalpina legten gar um 4,6% zu. Die Titel hatten in der vergangenen Woche noch darunter gelitten, dass auf dem Goodwill der im Jahr 2011 erworbenen norwegischen Grieg Logistics ein Abschreiber durchgeführt werden muss. (awp/mc/upd/ps)