Zürich – Die Schweizer Börse hat am Mittwoch über weite Strecken schwächer tendiert. Dank starken Kursgewinnen des Marktschwergewichts Nestlé konnte der Markt die Verluste zu einem grossen Teil wettmachen. Die Stimmung habe sich merklich eingetrübt, sagten Händler. Ursachen waren wiederum die Entwicklung in der Sonderzone Hongkong, das Amtsenthebungsverfahren gegen den US-Präsidenten Donald Trump, die wirtschaftliche Entwicklung sowie die Verunsicherung bezüglich des US-chinesischen Zollstreits. Zwar hatte Trump am Dienstagabend bestätigt, dass eine Unterzeichnung eines ersten Abkommens mit China kurz bevor stehe, gleichzeitig betonte er aber, ein solches Abkommen müsse gut für die USA sein.
Aussagen des US-Notenbankpräsidenten Jerome Powell zur weiteren Geldpolitik in den USA konnten dem Markt keine neuen Impulse geben. Dieser signalisierte erneut eine Zinspause in den USA, sofern sich die amerikanische Wirtschaft nicht unerwartet abschwächt. Damit wiederholte der Währungshüter, was er anlässlich der Zinssenkung Ende Oktober klar signalisiert hatte, dass zunächst keine weiteren Schritte zu erwarten sind. Am Vortag hatte Trump das Fed erneut kritisiert.
Der SMI schloss um 0,14 Prozent niedriger bei 10’299,22 Punkten und damit über dem am Morgen markierten Tagestief von 10’232 Punkten. Der SLI, der die 30 wichtigsten Werte umfasst, sank um 0,27 Prozent auf 1’581,86 Zähler, während der breite SPI um 0,06 Prozent auf 12’446,47 abbröckelte. Im SLI dominierten Gewinner die Verlierer im Verhältnis zwei zu eins.
Unter Druck standen vor allem Finanzwerte, denen laut Händlern ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren arg zusetzte. Die Unruhen in Hongkong stellten noch nicht abschätzbare Risiken für die Weltwirtschaft dar, hiess es. Dazu kamen schwache Zahlen von ABM Amro und eine insgesamt schwache Entwicklung bei den spanische Banken. Die drei Banken CS (-2,3%), Julius Bär (-1,9%) und UBS (-2,1%) führten die Verlierer im SLI an.
Etwas besser schlugen sich die Versicherer Helvetia (-0,9%), Swiss Life (-1,2%) und Swiss Re (-0,7%). Zurich Insurance verloren am Tag vor dem Investorentag 0,8 Prozent.
Bâloise (-2,6%) sackten stärker ab. Der Basler Konzern hat in den ersten neun Monaten zwar wie erwartet in der Lebensversicherung kräftig zugelegt, muss allerdings wegen der tiefen Zinsen die Rückstellungen in diesem Geschäft erhöhen.
Zu den Verlierern zählten ausserdem zyklische Werte wie Adecco (-1,3%), LafargeHolcim (-0,8%) und AMS (-0,5), die die Schwäche vom Dienstag fortsetzten. Die geplante Übernahme des deutschen Lichtspezialisten Osram überzeugt nach wie vor nicht alle Anleger.
Die Luxusgüterhersteller Swatch (-0,3%) und Richemont (-0,2%) standen wegen der Unruhen in Hongkong auf den Verkaufslisten.
Dagegen zeigte sich der geringere Risikoappetit der Anleger bei den Aktien aus eher defensiven Branchen. Der Lebensmittelmulti Nestlé rückte 0,8 Prozent vor und war damit die stärkste Stütze des Marktes. Der Konzern aus Vevey zählte zusammen mit L’Oréal gemäss Angaben des Internetriesen Alibaba zu den grössten Profiteuren der Rabattschlacht am gestrigen «Singles Day»
Der Pharmazulieferer Lonza (+2,7%) setzte nach dem Kurseinbruch vom Vortag zu einer Gegenbewegung an. Am Dienstag hatte der unerwartete Abgang des Konzernchefs für Verunsicherung gesorgt.
Gesucht waren zudem die Titel des Arzneimittelherstellers Vifor (+1,2%), des Aromenproduzenten Givaudan (+0,3%) und des Hörgeräteherstellers Sonova (+0,7%). Die beiden Pharmariesen Novartis und Roche dagegen waren minim leichter.
Am breiten Markt stechen GAM (-5,9%), Autoneum (-3,7%), Meier Tobler (-3,6%) und Forbo (-2,3%) negativ hervor.
Gegen den Trend fester präsentieren sich Aryzta (+5,6%) fester nach Aussagen des Präsidenten. Ebenfalls zulegen können die Aktien von Klingelnberg (+3,6%), die sich vom Vortageseinbruch erholen, den sie im Zuge des Zwischenberichts eingefahren hatten. (awp/mc/pg)