CH-Schluss: Inflationssorgen bremsen – Nestlé und CS schwach
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt ist am Donnerstag mit deutlichen Abgaben aus dem Handel gegangen. Bis am frühen Nachmittag war nicht klar, wohin die Reise hingehen soll, doch dann drückten aufflammende Inflations- und Konjunktursorgen die Aktien weltweit gen Süden. Die Kursverluste der Credit Suisse und Nestlé belasteten nach Vorlage von Jahreszahlen den Leitindex SMI noch zusätzlich.
Seinen Ursprung hatte der Preiszerfall bei Aktien in den USA. An der New Yorker Wall Street verunsicherten überraschend viele US-Anträge auf Arbeitslosenhilfe und über Erwarten deutlich steigende Importpreise die Anleger. Letzteres heizte die Diskussion um eine Rückkehr der Inflation an, die unter Börsianern angesichts steigender Anleihenrenditen bereits seit Tagen rege geführt wird. Die Sorge ist, dass höhere Kreditkosten das Rekordrally an der US-Börse ausbremsen könnten.
In der Schweiz konnte der SMI die Marke von 10’800 Punkten nur bis zur Handelshälfte verteidigen. Am Ende schloss der Index um 0,85 Prozent tiefer bei 10’717,71 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind und wo die Gewichtung der Schwergewichte gekappt ist, gab um 0,55 Prozent auf 1’720,96 und der umfassende SPI um 0,74 Prozent auf 13’394,99 Zähler nach. Am Ende standen im SLI den 23 Verlierern nur noch 7 Gewinner gegenüber.
Grosse Verluste mussten die Grossbanken Credit Suisse (-3,2%) und UBS (-1,7%) hinnehmen. Beim Jahresabschluss der CS machten Analysten Licht und Schatten aus, wobei hohe Rechtskosten und Wertberichtigungen sowie die Entwicklung der Neugelder für Enttäuschung sorgten.
Der Rückversicherer Swiss Re wird am Freitag den Jahresbericht vorlegen und die Aktie büsste im Vorfeld dazu 1,0 Prozent ein. Andere Versicherer wie Zurich oder Swiss Life sackten ebenso klar ab.
Die Papiere von Nestlé büssten 1,1 Prozent ein. Zwar hatte der Nahrungsmittelkonzern das Jahr 2020 mit Blick auf das Wachstum etwas besser als erwartet abgeschlossen, die Entwicklung der Marge liess dagegen zu wünschen übrig. Abgaben verzeichneten auch die Pharmaschwergewichte Novartis (-1,0%) und Roche (-0,5%). Sie konnten dem Gesamtmarkt somit keinen Halt geben.
Die positive Überraschung war der Bankensoftwarespezialist Temenos, dessen Aktien um 19 Prozent in die Höhe kletterten. Die Eckdaten zum Ergebnis 2020 waren bereits bekannt, doch seien die optimistischen Zielsetzungen und der geplante Aktienrückkauf am Markt sehr gut aufgenommen worden. Aufwind verliehen zudem Deckungskäufe von Marktteilnehmern, die ihre Leerverkaufswetten gegen die Titel eindecken mussten, wie zu hören war.
Nach oben ging es entgegen dem Trend auch für Schindler (PS: +2,6%), nachdem einige Analysten ihre Kursziele im Nachgang zur Zahlenvorlage vom Mittwoch erhöht haben. Es gab zu Schindler aber auch Kurszielsenkungen. Sonova rückten mit einer Kaufempfehlung um 1,6 Prozent vor.
Nicht nur bei den Blue Chips, sondern auch aus der zweiten Reihe haben einige Firmen über das vergangene Jahr berichtet. Solide Zahlen veröffentlichten die Kantonalbanken aus der Waadt (Aktie: +0,2%), Basel Stadt (+2,2%) und St. Gallen (-1,1%). Zudem erreichte der Komponenten- und Gehäusehersteller Phoenix Mecano (+0,6%) mit dem Umsatz die Vorgaben der Marktteilnehmer.
Abschläge gab es für den Vermögensverwalter GAM (-2,1%). Die hohen Abschreiber und die damit verbundenen tiefroten Zahlen im 2020 waren bereits bekannt. Analysten zweifelten aber daran, dass GAM die um zwei Jahre auf 2024 nach hinten verschobenen operativen Ziele erreichen kann.
Kursgewinne gab es bei den Wertpapieren von Dottikon ES (+3,6%). Hauptaktionär und Firmenchef Markus Blocher rechnet in den nächsten Jahren mit starkem Wachstum in der Pharmafertigung und will die Produktion erweitern. Dafür nimmt er viel Geld in die Hand.
Die in den vergangenen Wochen stark nachgefragten Zur Rose-Papiere (-4,9%) hatten derweil am Donnerstag für einmal einen schweren Stand. Wie beim deutschen Branchennachbar Shop Apotheke hätten die Anleger Gewinne ins Trockene gebracht, hiess es im Handel. (awp/mc/ps)