Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat einen Wochenstart mit angezogener Handbremse hingelegt. Nach einem freundlichen Handelsstart ging es beim Leitindex SMI schnell bergab. Eine kurze Zwischenerholung hatte keinen Bestand. Ein enttäuschender Ifo-Geschäftsklimaindex in Deutschland, nachgebende Ölpreise und enttäuschende US-Konjunkturdaten dämpften die Kauflust. Die Daten vom US-Häusermarkt fielen deutlich schwächer aus als erwartet.
Im Vorfeld wichtiger geldpolitischer Entscheidungen hätten sich die Anleger zudem in Zurückhaltung geübt, hiess es im Handel. Am Mittwoch werden die japanische Notenbank sowie die US-Notenbank ihre jüngsten Entscheidungen kommunizieren. Ein Zinsschritt wird zwar nicht erwartet, im Vordergrund stehen aber die Signale der US-Notenbanker hinsichtlich einer möglichen weiteren Zinserhöhung im Juni. Die Quartalsberichts-Saison nimmt erst am Dienstag wieder Schwung auf.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss mit -0,36% auf 8’079,89 Punkten (Tagestief 8’046). Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI), in dem die grössten Titel nicht mit der ganzen Gewichtung enthalten sind, verlor 0,40% auf 1’241,36 Zähler und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,32% auf 8’653,91 Punkte. Von den 30 SMI/SLI-Titeln schlossen 18 im Minus und 12 im Plus.
Die Papiere der beiden Pharmakonzerne Novartis und Roche standen nach Medienberichten im Fokus, nach denen Novartis auf einen Verkauf seiner Roche-Beteiligung hinarbeitet. Der Konkurrent hält seit rund 15 Jahren ein Drittel der stimmberechtigten Roche-Inhaberpapiere und könnte damit 13,5 Mrd CHF lösen. Die Novartis-Papiere zogen in der Folge um 0,3% an. Die stimmrechtslosen Roche-Genussscheine büssten im Gegenzug um 1,2% ein.
Zwar würden bei Novartis die Dividenden von Roche wegfallen, strategisch sei ein solcher Schritt aber sinnvoll, kommentierten Analysten. Bei den Roche-Bons würde ein Aktienpaket in dieser Grössenordnung die Nachfrage drücken. Die Roche-Inhaberscheine gaben nur 0,4% ab.
Grösster Blue-Chip-Verlierer waren Credit Suisse (-2,6%). Die Grossbank war im Vorfeld der Generalversammlung am Freitag prominent in der Wochenendpresse vertreten. Thema waren die Abgangsentschädigungen diverser Topmanager, drohende Sammelklagen wegen der letzten Kapitalerhöhung und die Gewinnziele, die wohl nicht zu erreichen seien. UBS gewannen hingegen 0,1% hinzu.
ABB-Präsident Peter Voser stärkte in einem Interview dem CEO erneut den Rücken und stellte klar, man werde sich vom aktivistischen Finanzinvestor Cevian nicht unter Druck setzen lassen. Die ABB-Papiere tendierten dennoch 0,8% leichter.
Der Galenica-Kurs (-0,6%) kam ab dem Mittag ins Rutschen. Zunächst hatten positive Nachrichten den Kurs gestützt. Der Partner Vifor Fresenius Medical Care hat für den Kaliumbinder Patiromer bei der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) einen Antrag auf Marktzulassung eingereicht.
An der Spitze der SMI-Rangliste standen Actelion mit plus 2,0% nach einem positiven Votum von JPMorgan. Klar schwächer schlossen LafargeHolcim mit minus 2,0%. Goldman Sachs hat das Anlagevotum auf «Neutral» gesenkt. Grund sei die jüngst gute Performance der Aktien: Sie seien nun fair bewertet.
Weitere Gewinner waren Sonova (+0,6%) und auch SGS (+0,7%). Vor Quartalszahlen schlossen Lonza 1,1% höher. Schindler (+1,0%), Geberit (-0,8%), Clariant (-1,1%) sowie Swiss Re (-0,8%) legen im weiteren Verlauf der Woche Zahlen vor.
Die Aktien der Luxusgüterkonzerne Richemont (+0,1%) und Swatch (-0,2%) schlossen uneinheitlich. Beide Werte hatten in der Vorwoche an Boden verloren.
Am breiten Markt standen Ascom (-0,6%) nach der Berufung des deutschen Managers Holger Cordes als CEO im Fokus. Laut Marktbeobachtern könne dies Signalwirkung haben, sei doch der neue Chef zuletzt bei einer Anbieterin von Informationstechnik im Gesundheitswesen tätig gewesen. Das Sorgenkind Network Testing könnte unter dem neuen Chef jetzt rascher abgespaltet oder verkauft werden.
Ex-Dividende gehandelt wurden am Berichtstag die Valoren von BCV (-4,6%), Comet (+1,1%), Emmi (-1,3%) sowie Lindt & Sprüngli (PS: -2,2%).
Lastminute zogen um 2,5% an. In den vergangenen Tagen hätten drei Top-Manager Aktien im Gegenwert von 360’000 CHF gekauft, teilte der Onlinereiseanbieter mit. AMS gaben vor der Veröffentlichung der Quartalszahlen um 3,8% ab. (awp/mc/upd/ps)