CH-Schluss: Leichter
Zürich – Der Schweizer Leitindex SMI hat am Mittwoch schwächer geschlossen. Der Handel stand im Bann des deutschen Bundesverfassungsgerichts, das sich für den Euro-Rettungsschirm ESM aussprach. Nach einer leicht schwächeren Eröffnung verhalf das Urteil dem Leitindex über die Gewinnschwelle vorzustossen. Die Zuversicht währte aber nicht lange, was das Blue-Chip-Barometer zu Korrekturen zwang. In diesem Umfeld standen vor allem Finanzwerte im Fokus und auch zyklische Titel gewannen das Vertrauen der Anleger, während die defensiven Schwergewichte auf der Verkaufsliste standen.
Auch die Diskussion um eine Bankenaufsicht in der Eurozone rückte die Banken in den Blickpunkt. Die Aufsicht soll bereits Anfang 2013 die Arbeit aufnehmen. Die Pläne der EU-Kommission dazu verhalfen indes nicht zu grösseren Impulsen. Publizierte US-Makrodaten am Nachmittag verpufften ebenfalls, womit sich der SMI im Nachmittagshandel grösstenteils seitwärts bewegte. Zahlreiche Anleger warteten bereits die Sitzung der US-Notenbank Fed am Donnerstag ab. Einige davon rechnen mit der Ankündigung eines neuen Anleihenkaufprogramms (QE3).
Der Swiss Market Index (SMI) schloss um 0,21% tiefer auf 6’489,80 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) gewann derweil 0,24% auf 978,52 und der breite Gesamtmarkt (SPI) verlor 0,08% auf 6’017,16 Zähler.
Kräftig aufwärts ging es nach Verkündigung der deutschen Gerichtsentscheidung bei den Grossbankenwerten. CS waren mit Avancen von 4,6% Profiteure des deutschen Gerichtentscheids, aber auch UBS (+1,9%) stiegen deutlich. Für die Stärke der CS-Aktien wurden am Markt auch Deckungskäufe vermutet, nachdem internationale Marktteilnehmer offenbar auch im jüngsten Rebound an ihren Short-Positionen festgehalten hätten. Zudem bestätigte CFO David Mathers an einer Konferenz die Ziele zur Kernkapitalquote 2012. Julius Bär schlossen mit einem Plus von 1,5%.
Auch die Versicherungstitel waren in der Hoffnung auf eine stabilere Lage an den europäischen Kapitalmärkten gefragt. Swiss Life kletterten mit 1,4% deutlich, aber auch Zurich (+1,4%) und Bâloise (+0,7%) zeigten sich fester. Swiss Re notierten unverändert.
Transocean (+1,1%) haben ebenfalls zugelegt. Die Valoren hatten am Vortag noch Terrain verloren. Bei den Zyklikern verbesserten sich zudem Lonza (+5,3%) und Clariant (+1,0%).
Der Industriekonzern ABB (Aktien +1,2%) hielt in London seinen Capital Markets Day ab und hatte im Rahmen der Veranstaltung seine bisherigen Finanzziele bis 2015 bekräftigt. Für die Ziele habe ABB die Annahmen eines weltweiten Konjunkturrückgang in den Jahren 2011 bis 2013 zugrunde gelegt, sagte CEO Joe Hogan an der Veranstaltung.
Verluste mussten die Luxusgüterwerte Richemont (-2,4%) und Swatch (-1,3%) hinnehmen, die bereits am Vortag zu den klaren Verlierern im SMI gehört hatten. Die Credit Suisse schlug in einer Studie allerdings verteidigende Töne für die Titel an: Eine «Kollektivstrafe» wegen der Gewinnwarnung von Burberry am Vortag sei nicht gerechtfertigt, meinte der zuständige Analyst.
Weiterhin im Minus standen auch Adecco (-1,3%). Am Markt wurde dies auf eine Analystenstudie aus den USA zurückgeführt: Demnach hatte Citigroup die Adecco-Titel auf «Sell» von bisher «Neutral» zurückgestuft. Anders war die Einschätzung der Experten der britischen Grossbank HSBC, die in einer Studie bei einem leicht höheren Kursziel bei ihrem Rating «Overweight» blieben.
Die schwergewichtigen Nestlé (-0,9%), Roche (-0,9%) und Novartis (-0,6%) erhielten keinen Zuspruch und belasteten den Leitindex SMI deutlich.
Am breiten Markt hatte der Hedge Fund-Spezialist Gottex (Aktie -4,7%) einen höher als erwartet ausgefallenen Halbjahresverlust publiziert. Die Immobiliengesellschaft BFW Liegenschaften (-0,2%) musste derweil über einen rückläufigen Semestergewinn berichten.
Das Medienhaus Tamedia (Aktie +0,5%) hat gemäss einer Mitteilung gemeinsam mit der Konkurrentin Ringier die Übernahme der Stellenplattform jobs.ch geplant. (awp/mc/pg)