Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Freitag nach einem richtungslosen Verlauf gut gehalten geschlossen. Zu verdanken war dies laut Händlern vor allem dem Schlussspurt der Schwergewichte aus dem Gesundheitsbereich. Die Anleger hätten sich vorsichtig verhalten, denn der Schock der Protokolle der US-Notenbank habe nachgewirkt, hiess es am Markt. Das Fed-Protokoll vom Mittwochabend signalisierte eine raschere Straffung der geldpolitischen Zügel. Dabei könnten die Zinsen rascher als erwartet erhöht werden, hiess es.
Am Berichtstag erhielten die Zinssorgen von den US-Arbeitsmarktdaten neue Nahrung. Zwar war die Zahl der neuen Stellen geringer als erwartet ausgefallen. Aber die Arbeitslosenrate ist weiter gesunken und die durchschnittlichen Stundenlöhne sind stärker als erwartet gestiegen. Damit bestehe die Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale, sagte Thomas Gitzel von der VP Bank. Vor dem Hintergrund dürfte sich die US-Notenbank in der beschlossenen schnelleren Gangart bei der Rückführung der konjunkturstützenden Anleihekäufe bestätigt sehen, lautete ein anderer Kommentar.
Der SMI reagierte zunächst kaum auf die Jobdaten, büsste dann aber vorübergehend etwas Terrain. Zum Schluss ergab sich für den SMI aber dennoch ein Plus von 0,04 Prozent auf 12’797,94 Punkte. Damit hat der SMI die erste Woche im neuen Jahr mit einem Minus von 0,6 Prozent beendet. Dabei markierte der SMI am ersten Handelstag noch ein Rekordhoch auf 12’997 Punkten und verfehlte dabei die Schallmauer von 13’000 Punkten nur um drei Zähler.
Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, sank dagegen um 0,03 Prozent auf 2053,732 und der breite SPI um 0,09 Prozent auf 16’286,02 Zähler. Im SLI standen sich 16 Verlierer und 14 Gewinner gegenüber.
Die Aussicht auf steigende Zinsen und höhere Renditen sorgte für anhaltende Umschichtungen und Sektorrotationen. Dabei könnte das Einpreisen einer restriktiveren Zinslandschaft aber noch eine Zeit dauern. Davon profitierten an erster Stelle Finanzwerte wie UBS (+2,5%) und Julius Bär (+1,5%) sowie Swiss Life (+1,9%), Zurich (+1,5%) und Swiss Re (+0,5%). CS (+0,1%) hinkten dem Sektor hinterher. Bei ihnen machte sich die Abstufung von Exane BNP Paribas auf «Underperform» von «Neutral» bemerkbar, hiess es.
Bei Partners Group (-1,1%), dem weniger zinssensitiven Spezialisten für alternative Anlagen, erklärten Händler die Abgaben mit Gewinnmitnahmen.
Gleiches galt für die Medizinaltechniker Alcon (-2,3%), Straumann (-1,4%) und Sonova (-1,6%) sowie bei den Aktien des Luxusgüterherstellers Richemont (-2,2%), alles Höhenflieger vom Vorjahr. Auch die 2021 stark gestiegenen Substanzwerte ABB (-0,4%), Sika (-0,4%), Givaudan (-0,8%) und Geberit (-0,5%) litten unter Gewinnmitnahmen.
Der Wachstumswert Logitech (-1,5%) büsste erneut klar ein. Der Titel war schon am Vortag um 5,4 Prozent gefallen. In Logitech hätten verschiedene Hedgefonds ihre Positionen abgebaut, sagten Marktteilnehmer. Dazu kämen einige Leerverkäufe. Andere Händler berichteten überdies von charttechnisch motivierten Verkäufen.
Auch Temenos (-1,0%) und die am breiten Markt gehandelten Technologie- und Medtechtitel Comet (-2,3%), VAT (-2,0%) und Medartis (-3,1%) sowie Medacta (-1,0%) konnten sich dem Negativtrend nicht entziehen.
Allerdings gewannen AMS gegen den Trend 1,3 Prozent. Der Hersteller von Sensoren profitierte laut Händlern von positiven Aussagen des Rivalen STMicroelectronics zum Schlussquartal. Gewinne verbuchten zudem Swatch (+0,1%), Holcim (+0,3%) und Schindler (+0,3%).
Zwar lastete der Kursverlust von 1,0 Prozent beim defensiven Schwergewicht Nestlé auf dem Gesamtmarkt. Aber dies wurde von Gewinnen bei Roche (+1,4%), Novartis (+0,2%) und Lonza (0,5%) zum Schluss kompensiert.
Im breiten Markt fielen etwa Zur Rose (-5,9%) oder Swissquote (-6,5%) mit markanten Abgaben auf. (awp/mc/pg)