Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Mittwoch eine Talfahrt hingelegt und ist klar unter die Marke von 6’200 Punkten zurückgefallen. Dabei ging es nach einem gehaltenen Start kontinuierlich nach unten, mit beschleunigter Tendenz am Nachmittag. Belastet wurde das Börsensentiment europaweit vor allem von den enttäuschten Hoffnungen auf eine weitere geldpolitische Lockerung in den USA sowie von einer ernüchternd verlaufenen Anleiheauktion in Spanien. Dass sich der SMI besser hielt als andere wichtige europäische Börsen, verdankte er vor allem seiner defensiven Ausrichtung.
Für zusätzlichen Abwärtsdruck sorgten am Nachmittag die ebenfalls mit klaren Abgaben startenden US-Aktien. Die veröffentlichten US-Konjunkturdaten waren uneinheitlich: Während der Beschäftigungsanstieg im Privatsektor laut ADP-Daten die Erwartungen leicht übertroffen hatte, war der Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor überraschend stark gefallen.
Der SMI gab schliesslich 1,47% auf 6’166,79 Punkte (Tagestief 6’155) nach. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) verlor 1,96% auf 939,31 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) 1,50% auf 5’670,72 Punkte.
Ob die heutige Abwärtsbewegung lediglich ein Teil der seit knapp drei Wochen andauernden Konsolidierung der bis Mitte März erreichten Gewinne ist oder ob damit nun eine klare Korrektur zum starken Jahresbeginn eingesetzt hat, sei noch nicht zu beurteilen, hiess es in Marktkreisen. Die Konjunktursorgen seien jüngst aber tendenziell eher wieder etwas grösser geworden.
Zu den schwächsten Aktien gehörten konjunktursensitive wie Adecco (-3,9%), Kühne+Nagel (-3,4%), Clariant (-3,2%) oder Holcim (-2,7%).
Ebenfalls weit hinten landeten die Finanzwerte, von denen Bâloise (-3,3%), CS (-3,1%), Swiss Re (-2,8%) und UBS (-2,7%) am meisten Terrain einbüssten. Klar über 2% gaben indes auch Aktien wie Nobel Biocare, Swatch, Actelion oder Schindler nach.
Auch Lonza (-2,2%) gehörten zu dieser Gruppe. Die Papiere waren am Vortag nach der Ernennung eines neuen CEO um 1,6% gestiegen. Die geplanten Einsparungen von 100 Mio CHF am Standort Visp seien «sehr ehrgeizig», hiess es heute in Analystenkreisen. Dies sei aber ein notwendiger strategischer Schritt.
Transocean (-2,3%) beendeten die Sitzung im breiten Mittelfeld. Dem Bohrinselbetreiber droht Ungemach: Brasiliens Staatsanwaltschaft hat nach einem neuen Öl-Leck vor seiner Küste eine Klage über rund 10 Mrd CHF gegen Transocean und den US-Ölkonzern Chevron eingereicht. Zudem dürfte die geplante Ausgabe von neuen Aktien zur Finanzierung der Übernahme von zwei Bohrschiffen gemäss Berechnung von Analysten zu einer Verwässerung von 1-3% führen.
Swisscom (-1,8%) verloren unterdurchschnittlich und gehörten mit diesem doch stattlichen Minus bereits zur erweiterten Spitzengruppe. Der Branchenprimus im Schweizer Telekommarkt sieht alleine im LTE-Bereich Investitionen im Umfang von mehreren hundert Millionen Franken vor. Deshalb sei in diesem Zeitraum nicht von grossen Dividendenerhöhungen auszugehen, sagte Finanzchef Ueli Dietiker im Gespräch mit AWP. Einen zusätzlichen Abschreiber auf das italienische Tochterunternehmen Fastweb schloss er indes aus.
Für eine Stabilisierung des Gesamtmarktes sorgten einmal mehr Roche (-1,2%), Nestlé (-0,7%) und Novartis (-0,6%) mit vergleichsweise moderaten Rückschlägen. Noch besser als Novartis hielten sich lediglich Synthes (+0,1%) als einziger Gewinner.
Im breiten Markt rückten Tamedia nach Zahlen gegen den Trend um 1,4% vor. Der Nettogewinn des Verlagshauses war über den Erwartungen ausgefallen und die Dividende wurde als «attraktiv» bezeichnet. Die sich abzeichnende Wende auf dem Inseratemarkt könnte den Papieren neue Impulse geben, hiess es dazu. Ebenfalls nach Zahlen stiegen die Aktien des Erstversicherers Vaudoise leicht um 0,2%.
Meyer Burger (-1,8%) setzten ihren Sinkflug fort, dies nach den nicht abreissenden negativen Nachrichten aus der Solarbranche und einer ganze Reihe von negativen Analystenkommentaren in den letzten Tagen. Am Berichtstag hat nun auch Barclays das Kursziel gesenkt. (awp/mc/pg)