CH-Schluss: Anleger wegen Handelsstreit erneut auf Rückzug
Zürich – An der Schweizer Börse ist auch am Dienstag die Talfahrt weitergegangen. Nach einem schwachen Start setzten die Aktienmärkte in ganz Europa zunächst zu einer Erholung an, wobei die Stimmung wegen des andauernden US-chinesischen Zollstreits aber gedämpft blieb, so dass keine rechte Kauflaune aufkam. Am Schluss befanden sich die Investoren dann völlig auf dem Rückzug, weil auch der Schwung an der Wall Street zunehmend nachliess.
«Wir haben uns vom ersten Schock etwas stabilisieren können. Wie nachhaltig das Ganze ist, hängt vom weiteren Verlauf des Handelskriegs ab», sagte ein Händler. «Dabei werden die Tweets von US-Präsident Donald Trump eine entscheidende Rolle spielen.» Diese könnten im Handumdrehen die Börsen wieder zum Absturz bringen. Die Einstufung Chinas als Währungsmanipulator durch die USA wurde am Markt dahingehend interpretiert, dass es in Amerika kein Interesse an einer schnellen Beilegung des Disputs gebe. Trump habe zwar am Nachmittag das Signal ausgesendet, gerne einen Deal machen zu wollen und offen für mögliche Änderungen an den neuen Zöllen auf chinesische Produkte zu sein. «Das haben wir aber schon oft gehört», sagte ein Händler.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss um 0,47 Prozent tiefer bei 9’553,88 Zählern. Das ist der tiefste Stand seit zwei Monaten. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) fiel um 0,45 Prozent auf 1’456,15 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,39 Prozent auf 11’642,45 Zähler. Von den 30 SLI-Titel endeten 22 mit Kursverlusten, 7 legten zu und einer (SGS) blieb unverändert.
An der Spitze der Verlierer standen bei den Blue Chips ABB (-1,6%). Goldman Sachs hat zwar weder Rating noch Kursziel geändert, sich aber etwas vorsichtiger über den Elektrotechnikkonzern geäussert. Auch der Zykliker Schindler musste deutlich Federn lassen (-1,2%).
Die Finanzwerte UBS (-1,6%), Zürich (-1,2%) und Julius Bär (-1,1%) sowie Swiss Re (-0,9%) standen ebenfalls auf dem Verkaufszettel. CS kam glimpflicher davon (-0,6%). Temenos verloren 1,3 Prozent, obwohl die Softwarefirma die israelische Bank Mizrahi-Tefahot für ihr Produkt «T24 Transact» gewonnen hat.
Die als krisenresistent geltenden drei Schwergewichte Nestlé (-0,4%), Roche (-0,4%) und Novartis (-0,3%) waren ebenfalls keine Stützen des Marktes.
Die Luxusgüterhersteller Richemont (+0,1%) und Swatch (-0,3%) schlossen uneinheitlich. Beiden macht der Handelsstreit mit China besonders zu schaffen. Offenbar fanden die Investoren nur bei Richemont, diese seien wieder einen Kauf wert, während die Swatch-Titel im späten Handel wieder ins Minus abdrifteten.
Bei den wenigen Gewinnern stachen Lonza (+2,0%) heraus, die zuletzt unter Gewinnmitnahmen gelitten hatten. Zudem hat Berenberg die Abdeckung für den Pharmazulieferer mit der Einstufung «Buy» und einem Kursziel von 410 Franken aufgenommen. Der Halbleiterhersteller AMS (+1,4%) erholte sich nach dem Kurssturz der vergangenen Tage. Vifor legten um 1,3 Prozent zu.
Am breiten Markt stachen Basilea (+8,6%) positiv hervor. Die Biotechfirma hat mit dem Mittel Ceftobiprol positive Studienergebnisse erzielt.
Swissquote kletterten um 6,2 Prozent nach oben. Die Online-Bank hat in der ersten Jahreshälfte 2019 bei knapp gehaltenen Erträgen wie erwartet einen Gewinnrückgang verbucht. Die Kundenvermögen stiegen dagegen deutlich an. Die Gewinnprognose für das Gesamtjahr wurde ein Stück nach oben korrigiert.
Ascom (-11,2%) setzten den Absturz fort. Nach einem enttäuschenden ersten Halbjahr hat CEO Holger Cordes das Unternehmen gemäss Angaben vom Montag verlassen. Händler sprachen nun von Spekulationen, dass Grossaktionäre aussteigen könnten. (awp/mc/ps)