CH-Schluss: Schwergewichte hieven SMI klar ins Plus
Zürich – Deutliche Kursgewinne bei den drei defensiven Schwergewichten haben am Montag dem Schweizer Aktienmarkt kräftige Unterstützung geboten. Dabei konnte sich der Schweizer Leitindex SMI im Gegensatz zu vielen anderen Börsenindizes nach einem verhaltenen Start sukzessive nach oben arbeiten. Im Ausland hatte eine deutliche Ernüchterung rund um das Trendthema Künstliche Intelligenz (KI) die Aktienbörsen zeitweise durchgeschüttelt. Auslöser war die Debatte um das chinesische KI-Start-up DeepSeek, das den etablierten Unternehmen aus dem Bereich KI Konkurrenz machen könnte. Denn dessen neuestes KI-Modell soll kosteneffizienter sein und womöglich mit weniger starken Chips für KI auskommen als die grossen Modelle der etablierten Anbieter. Darunter litten vor allem Technologietitel in Europa und später auch an der technologielastigen Nasdaq.
Neben DeepSeek mussten sich die Anleger aber auch mit der an Fahrt gewinnenden Berichtssaison, dem unvorhersehbaren Zollkarussell von US-Präsident Donald Trump sowie den bevorstehenden Sitzungen von Fed und EZB auseinandersetzen. Dies verspreche eine Woche voller Volatilität, meinte eine Händlerin. Hierzulande stehen mit Lonza, ABB, Logitech, Roche und Novartis gleich fünf Blue Chips mit Zahlen auf der Agenda. In den USA werden Meta, Microsoft, Tesla und Apple und damit vier der «Magnificent 7» rapportieren. Mit Blick auf die Notenbanken wird vom Fed keine Zinssenkung erwartet. Bei der EZB dürfte es Experten zufolge dagegen um 25 Basispunkte nach unten gehen.
Der Leitindex SMI schloss nach einem Tageshoch auf 12’444 Punkten um 1,05 Prozent höher auf 12’416,61 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind und deren Gewichtung gekappt ist, rückte um 0,73 Prozent vor auf 2052,70 und der breite SPI um 0,78 Prozent auf 16’498,18 Zähler vor. Im SLI zogen 21 Titel an und neun waren schwächer.
Vor allem Technologiewerte standen unter erheblichem Druck. Die Nachrichten von DeepSeek hätten die Anleger dazu gezwungen, ihre Positionen in grossen Technologieunternehmen und der gesamten KI-Lieferkette zu hinterfragen, sagte CMC-Marktanalyst Konstantin Oldenburger. Die Bewertungen seien in den vergangenen Monaten zu hoch gestiegen und damit verwundbar gegenüber plötzlich auftauchender Konkurrenz geworden. DeepSeek könnte die Antwort auf die Zollandrohungen aus Washington sein, so ein Händler.
Dies spürten dann vor allem VAT (-5,3,%) und die am breiten Markt gehandelten Comet, Inficon, U-blox und AMS Osram, die bis zu 7 Prozent nachgaben. Auch europaweit sackten Techwerte ab.
Auch beim Industriekonzern ABB (-5,9%) wurden die Abgaben neben einer allgemeinen Branchenschwäche den Nachrichten um DeepSeek zugeschrieben. Auch die Anteile von Rivale Schneider Electric sackten ab. Mit Blick auf DeepSeek hiess es auch, dass die KI von DeepSeek mit einer deutlicher geringeren Rechenleistung auskomme und dadurch eventuell auch weniger in die Energieinfrastruktur investiert werden müsse.
An der Spitze der Gewinner im SLI standen Givaudan (+5,7%). JPMorgan hat den Titel auf «Overweight» von «Neutral» hochgestuft. Beim Warenprüfer SGS (+4,7%) sorgte die Erleichterung über die abgebrochenen Fusionsgespräche mit Bureau Veritas für steigende Kurse. Die Verhandlungen über ein Zusammengehen haben zu keiner Einigung geführt.
Dass sich der SMI aber deutlich besser schlug als andere Märkte lag vor allem an den Schwergewichten Nestlé (+3,9%), Novartis (+2,2%) und Roche (GS +1,6%). Die beiden Pharmakonzerne werden diese Woche Zahlen vorlegen. Dabei dürften vor allem die Ausblicke interessieren.
Gefragt waren zudem die Versicherer Zurich (+1,9%), Swiss Re (+1,3%) und Swiss Life (+1,2%) sowie Swisscom (+1,4%) .
Deutlich im Minus waren Pierer (-10%), dies nach einem Plus von 15 Prozent am Freitag. An einer ausserordentlichen Generalversammlung haben die Aktionäre heute den Weg für eine Kapitalerhöhung zur Refinanzierung der Schulden freigemacht. (awp/mc/pg)