Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat das Auf und Ab der Woche fortgesetzt und den Handel am Donnerstag letztendlich so gut wie unverändert beendet – nach einem kräftigen Plus am Vortag. Der Leitindex SMI hatte am Morgen noch mit leichten Gewinnen eröffnet, konnte diese aber nur bis zum späteren Nachmittag halten und sank dann zwischenzeitlich leicht ins Minus. Neben wieder stärker aufgekommenen Sorgen um den Schuldenstreit mit Griechenland hätten auch neue Daten vom US-Immobilienmarkt belastet, sagte ein Händler. Vor allem die schwergewichtigen Roche verhinderten ein SMI-Minus, während etwa der Dax mit -0,8% deutlich nachgab.
In den USA war die Zahl der noch nicht vollständig abgeschlossenen Hausverkäufe im April deutlich stärker gestiegen als erwartet, was bei einigen Anleger wieder Bedenken bezüglich einer baldigen ersten Leitzinserhöhung in den USA seit der Finanzkrise nährte.
Athen äusserte sich indes zwar optimistisch zu den laufenden Verhandlungen mit den Kreditgebern – wovon sich allerdings etwa der deutsche Finanzminister Wolfang Schäuble, aber auch IWF-Chefin Christine Lagarde überrascht zeigten. Die beherrschenden Unsicherheiten blieben also weiter die US-Zinsen, Griechenland und die Währungsbewegungen, wie es am Markt heisst. Der Euro tendiert aktuell wieder sehr nahe 1,03 CHF.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss 0,02% tiefer bei 9’394,25 Punkten. Der 30 Titel umfassende, in der Titelgewichtung gekappte Swiss Leader Index (SLI) gab 0,16% auf 1’402,42 Punkte nach und der marktbreite Swiss Performance Index (SPI) 0,01% auf 9’523,78 Zähler. Von den 30 wichtigsten Aktien schlossen 16 im Minus, zwölf im Plus sowie zwei unverändert.
Am Tabellenende der Bluechips fanden sich am Schluss Clariant (-2,2%) und Transocean (-2,8%). Beim Ölbohrkonzern kam es zum Abgang von CFO Esa Ikaheimonen, als neuer Finanzchef wurde der Öl-Manager Mark Mey berufen. Der Wechsel komme nicht als komplette Überraschung nach dem CEO-Wechsel im Februar und der schwierigen Situation des Unternehmens, kommentiert ein Analyst.
Auch Syngenta (-1,7%) gaben deutlicher ab. In den USA soll der Einsatz von Pestiziden wegen des Bienensterbens beschränkt werden, wie Vertreter der US-Umweltschutzbehörde EPA am Donnerstag gemäss Agenturberichten erklärten. Betroffen sind die auch von Syngenta hergestellten Neonicotinoid-Insektizide. In der EU ist der Gebrauch bereits seit längerem eingeschränkt.
Weiter gaben unter anderem die Versicherertitel Zurich (-1,2%), Swiss Re (-0,8%), Bâloise (-0,7%) und Swiss Life (-0,6%) nach.
Positiv stachen dagegen Galenica (+3,7%) als mit Abstand grösste Gewinner heraus. Das Pharmaunternehmen hat mit Roche (+0,6%) eine Lizenzvereinbarung für die Vermarktung von Mircera in den USA getroffen. Zudem wurde beim Joint Venture Vifor mit Fresenius Medical Care das Produktportfolio in Europa erweitert. Analysten werten die Schritte positiv.
Auch das weitere Schwergewicht Nestlé (+0,1) legte etwas zu; Novartis (-0,1%) hingegen gingen etwas leichter aus dem Handel. Zu den grössten Gewinnern gehörten darüber hinaus Sonova (+0,7%), Givaudan (+0,6%) und CS (+0,4%).
Zulegen konnten auch SGS (+0,7% auf 1’824 CHF) nach einem positiven Analystenbericht der Deutschen Bank. Die Bewertung wurde dabei auf Buy von Hold angehoben und das Kursziel deutlich auf 1’975 von 1’610 CHF erhöht. Der Analyst rechnet mit einer Verbesserung der Märkte und einer Steigerung des organischen Wachstums 2016.
Swatch (+0,3%) schlossen mit einem kleinen Plus. An der GV hatte sich CEO Nick Hayek optimistisch geäussert: Er sehe die Uhrenindustrie auf Kurs und eine starke Nachfrage nach Schweizer Uhren. Der starke Franken bereite jedoch Kummer. Zudem präsentierten sich die Daten zu den Uhrenexporten wie erwartet schwächer. Für Branchennachbar Richemont (-0,2%) senkte Goldman Sachs das Kursziel leicht, der zuständige Analyst bleibt aber grundsätzlich positiv und hält an der Buy-Bewertung fest.
Im breiten Markt haben SHL Telemedicine (-2,4%) nach Zahlen deutlich eingebüsst. Das Unternehmen meldete im ersten Quartal ein besseres Ergebnis bei einem geringeren Umsatz. Positiv hat sich hier eine Einigung mit einem Kunden um ausstehende Zahlungen ausgewirkt.
Der Medizinaltechnikkonzern Ypsomed (Aktie +1,8%) konnte dagegen im Geschäftsjahr 2014/15 Umsatz und Gewinn markant steigern. Zeitweise betrug das Kursplus bis zu 3,5%. Analysten werten die Zahlen positiv und es hiess, dass das Unternehmen den Turnaround nun definitiv hinter sich gebracht habe. (awp/mc/upd/ps)