Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag den Anstieg der beiden Vortage fortgesetzt. Der Leitindex SMI eroberte dabei im Handelsverlauf wieder die Marke von 8’000 Punkten zurück, die er zuletzt vor Monatsfrist aufgegeben hatte. Nach oben gezogen wurde der Index vor allem von den festen Nestlé-Titeln nach positiven Quartalszahlen. Zudem hoffen die Börsianer weiterhin auf eine Einigung beim Öl-Gipfel am Sonntag in Doha und damit auf eine weitere Stabilisierung der Erdölpreise.
Positiv kommentiert wurden am Markt die am Nachmittag in den USA vorgelegten Konjunkturzahlen. Während gute Daten vom Arbeitsmarkt kamen, fielen die US-Inflationszahlen etwas schwächer aus als erwartet: Das sei «genau die richtige Kombination für die Märkte», meinte ein Händler. Der Präsident der regionalen US-Notenbank von Atlanta sprach sich mit Verweis auf die noch immer unter dem Notenbank-Ziel bleibende Inflation nun gegen eine US-Zinserhöhung im April aus.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss um 1,09% im Plus bei 8’021,00 Punkten. Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI), in dem die grössten Titel nicht mit der ganzen Gewichtung enthalten sind, legte um 0,68% auf 1’233,09 Punkte zu und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,94% auf 8’606,64 Punkte. Von den 30 SMI/SLI-Titeln standen am Ende 21 im Plus und 9 im Minus.
Die schwergewichtigen Nestlé-Aktien legten nach der Vorlage von Quartalszahlen 2,0% zu. Der weltgrösste Nahrungsmittelkonzern konnte mit seinem organischen Wachstum in den ersten drei Monaten die Konsenserwartung übertreffen. Die Analysten zeigten sich in ihren Reaktionen entsprechend für einmal wieder mehr oder weniger zufrieden. Allerdings hatte das Nestlé-Management mit zurückhaltenden Aussagen die Erwartungen zuletzt auch deutlich gedämpft.
Uneinheitlich entwickelten sich die am Vortag noch sehr starken Bankenwerte. Klar zulegen konnten die Titel des Vermögensverwalters Julius Bär (+2,4%), aber auch UBS (+1,1%) schlossen klar im Plus. Nur leicht über dem Vortag gingen CS (+0,1%) aus dem Handel, nachdem die Titel am Mittwoch noch um starke 8% zugelegt hatten. Deutliche Gewinne zeigten auch die SMI-Versicherungswerte Swiss Re (+1,4%) sowie Zurich (+1,1%). Swiss Re hat laut einem Medienbericht Interesse an einer Übernahme der zur Deutschen Bank gehörenden Abbey Life Insurance, das Unternehmen wollte die Gerüchte allerdings nicht kommentieren.
Gestützt wurden die Indizes aber auch von den schwergewichtigen Pharmawerten Novartis und Roche (je +1,1%). Die beiden Basler Konzerne werden kommende Woche ihre Quartalszahlen vorlegen. Die Analysten der britischen Barclays bleiben im Vorfeld der Ergebnisse für Novartis skeptisch und bekräftigten ihre Einstufung «Underweight». Die Roche-Titel beliessen sie dagegen bei «Overweight». Für die nahe den Höchstständen notierenden Titel des Allschwiler Biotech-Unternehmens Actelion (+0,6%) blieben sie bei «Equalweight».
Schwächer zeigten sich die Titel des Lifescience-Unternehmens Lonza (-0,9%), dem ebenfalls Übernahmegelüste nachgesagt wurden. Lonza soll laut einem Agenturbericht an einer Übernahme des amerikanischen Pharmazulieferers Catalent mit einem Umsatz von 1,8 Mrd USD interessiert sein. Eine Verstärkung im Bereich Life Science halte er für durchaus sinnvoll, allerdings sei nicht abschätzbar, welche Prämie Lonza für Catalent auf den Tisch blättern müsste, merkte der zuständige ZKB-Analyst dazu an.
Abgaben erlitten auch Sonova (-0,5%). An einer Branchenmesse präsentierte der dänische Sonova-Konkurrent William Demant eine Hörgeräte-Innovation, der das Schweizer Unternehmen laut Analysten frühestens im kommenden Jahr Paroli bieten kann. Die Verluste bei Sika (-2,1% resp. -83 CHF) waren zum grössten Teil auf den Abgang der Dividende von 78 CHF zurückzuführen.
Am breiten Markt erlebten die VAT-Aktien einen positiven ersten Handelstag. Die Titel des Vakuumventilherstellers schlossen bei 51,55 CHF und damit deutlich über dem am Morgen festgesetzten Ausgabepreis von 45 CHF.
Orascom gewannen 2,5% trotz der Bekanntgabe eines erneuten Verlust im Geschäftsjahr 2015. Die publizierten Zahlen fielen aber etwas besser aus als nach der Vorankündigung des Unternehmens zu erwarten war. Kuoni legten 1,7% zu. Das Übernahmeangebot der schwedischen Beteiligungsgesellschaft EQT ist zustande gekommen, wie das Reiseunternehmen am Donnerstagmorgen bekanntgab. (awp/mc/pg)