CH-Schluss: SMI über Jahrestief schwächer – Leise Hoffnung stützt
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Montag die Talfahrt fortgesetzt und im Minus geschlossen. Nach einem tiefroten Start konnte der Leitindex dank aufkeimender Hoffnung im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg einen Grossteil seiner Verluste aufholen. Händler verwiesen dabei auf Äusserungen Russlands, wonach das Land seine Bedingungen an die Ukraine für einen Waffenstillstand etwas gemildert hat. Zudem hat russischen Medien zufolge die dritte Runde der Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine begonnen. Damit keimten vorsichtige Hoffnungen in einen zumindest temporären Waffenstillstand auf. Auch Aussagen des türkischen Aussenministers Mevlüt Cavusoglu, wonach sich seine russischen und ukrainischen Amtskollegen zu Gesprächen in Antalya treffen wollen, weckten Hoffnungen.
Ausgelöst wurden die Abgaben vor allem von den stark steigenden Ölpreisen. US-Aussenminister Antony Blinken hatte wegen der Eskalation in der Ukraine neue Strafmassnahmen gegen Russland ins Spiel gebracht: Washington berate mit europäischen Verbündeten über einen Importstopp für Öl aus Russland. Dies löste teilweise panikartige Abgaben an den Finanzmärkten aus. «Die Situation ist derzeit sowohl für die Konjunkturseite direkt als auch indirekt über den Druck auf die Inflationsentwicklung prekär», fasste ein Händler die Lage zusammen. Manche Investoren erinnerten auch an den Corona-Crash vor fast genau zwei Jahren. Damals waren die Börsenkurse massiv gefallen und hatten sich dann in den folgenden Monaten fast schon kometenhaft erholt. «Heute ist allerdings vieles anders», sagte ein Händler. Statt einer Pandemie sei ein Krieg in Europa für die Kursverluste verantwortlich.
Der SMI schloss nach einem Tagestief auf 10’871 Punkten noch um 0,84 Prozent tiefer auf 11’204,67 Zählern. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, sank 1,05 Prozent ab auf 1761,47 und der breite SPI um 0,97 Prozent auf 14’163,41 Zähler. Im SLI schlossen 22 Werte tiefer und sieben höher. Geberit waren unverändert.
Ausgeprägt waren die Verwerfungen an den Rohstoffmärkten, wo der Ölpreis auf rund 140 US-Dollar stieg. Zudem rutschte der Euro kurzzeitig zum Franken unter die Parität, weil die hiesige Währung als sicherer Hort gefragt ist.
Bei den Aktien verbuchten Finanzwerte wie Julius Bär (-5,2%), Credit Suisse (-4,3), Swiss Life (-3,9%), Swiss Re (-2,7%) und UBS (-2,1%) massive Abschläge.
Der Lebensmittelriese Nestlé (-2,2%) stand trotz des krisenresistenten Geschäfts unter Druck. Steigende Weizenpreise setzten den ganzen Sektor unter Druck. Das Indexminus war zu einem Grossteil damit dem Marktschwergewicht geschuldet.
Mit den Medizintechniktiteln Straumann (-2,9%) und Sonova (-3,5%) waren zwei Höhenflieger des Vorjahres unter Druck. Auch die Luxusgüterwerte Richemont (-2,3%) und Swatch (-1,8%) gaben erneut nach. Die Technologietitel AMS Osram (-3,4%) und Logitech (-2,5%) standen ebenfalls auf den Verkaufslisten. Auch andere Zykliker wie Adecco, Holcim und Sika konnten sich dem Negativtrend nicht entziehen.
Eine Stütze waren die Genussscheine des Pharmariesen Roche (+1,5%). Rivale Novartis schwächte sich dagegen um 0,7 Prozent ab. Mit Vifor (+0,6%), Lonza (+0,3%) und Swisscom (+0,8%) standen defensive Titel bei den Gewinnern. Die stärksten Gewinne verbuchten allerdings Kühne + Nagel (+3,1%), SGS (+1,7%) und Partners Group (+1,2%).
Am breiten Markt sackten die Anteile von Orascom um 10 Prozent ab. Meyer Burger (+12%) als ein Vertreter der alternativen Energien stand dagegen auf der Gewinnerliste.
Die Aktien von Aryzta legten nach Zahlen 3,7 Prozent zu. Der Backwarenkonzern konnte laut eigenen Angaben Preiserhöhungen durchsetzen.
Vetropack schlossen um 2,3 Prozent höher und grenzten den Verlust vom Freitag ein. Der Glasverpackungshersteller hatte mitgeteilt, dass das ukrainische Werk durch Kriegshandlungen stark beschädigt worden sei. (awp/mc/ps)