Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag den Höhenflug der letzten Wochen im Einklang mit den meisten anderen Handelsplätzen jäh gestoppt und deutlich schwächer – jedoch klar über Tagestief – geschlossen. Eingeleitet worden war die Abwärtsbewegung bereits am Mittwochabend an den US-Märkten nach Aussagen von US-Notenbank-Chef Ben Bernanke, die Ängste über eine geldpolitische Straffung aufkommen liessen. Dazu kamen schwache Konjunkturzahlen aus China, die auch die asiatischen Märkte teilweise heftig nach unten drückten. Gute Konjunkturdaten aus der Eurozone blieben vor diesem Hintergrund wirkungslos.
Die Aktienmärkte hätten zu der bereits seit langem erwarteten Korrektur angesetzt und viele Marktteilnehmer würden nun Gewinne mitnehmen, heisst es im Markt. Die Korrektur sei wohl etwas heftiger ausgefallen als erwartet, so ein Händler. Auch wenn die Abwärtsbewegung möglicherweise noch einige Tage andauern könne, glaube viele Marktteilnehmer nicht an eine grundlegende Trendwende. Es gebe noch viele Investoren, die den Börsenzug verpasst hätten und nun an der Seitenlinie warteten. Dies werde für eine gewisse Bodenbildung sorgen.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss um 2,84% tiefer auf 8’168,52 Punkten (Tagestief: knapp 8’138). Dabei handelt es sich um die prozentual und in Punkten grösste Korrektur in diesem Jahr. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) verlor um 2,83% auf 1,228,19 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 2,74% auf 7’673,65 Punkte. Die 30 wichtigsten Titeln schlossen alle im Minus.
Aus charttechnischer Sicht sei kurzfristig nach dem Bruch der 5-Tages-Linie eine Konsolidierung bis auf rund 8’000 Punkte des SMI zu erwarten, hiess es. Mittelfristig bleibe der Ausblick aber positiv, dies würde sich erst mit einem Fall unter 7’500 ändern. Die Nervosität am Aktienmarkt zeigte sich indessen auch am Volatilitätsbarometer VSMI, das um gut 15% stieg und damit höchsten Wert seit vielen Monaten erreichte.
Besonders hohe Abschläge erlitten Zykliker sowie Finanzwerte. Grössere Korrekturen erfolgten dabei vor allem bei den Aktien, die zuletzt sehr gut gelaufen waren. So gaben die jüngst auf Rekordwerte gestiegenen Luxusgütertitel Richemont und Swatch um 5,0% bzw. 3,1% nach. Aber auch weitere zyklische Titel wie Transocean (-4,2%), Geberit (-3,4%) sowie Lonza und Clariant (je -3,2%) verloren deutlich.
Besonders schwach bei den Finanztiteln zeigten sich Julius Bär (-4,5%), wobei einige Beobachter auch auf die anstehende und insgesamt wohl kostspielige Einigung im Steuerstreit der Schweiz mit den USA verwiesen. Die Grossbanken UBS (-3,8%) und CS (-3,5%) verloren aber ebenfalls markant.
Bei den Versicherungstiteln gaben Bâloise (-3,3%) klar nach. Die Abgaben bei der Branchenkollegin Swiss Life (-2,1%) nach der Veröffentlichung von Quartalszahlen liegen dagegen unter dem Durchschnitt. Der Lebensversicherer hatte mit Angaben zum Prämienwachstum zum Jahresauftakt die Erwartungen übertroffen. Zurich Insurance (-1,7%) und Swiss Re (-1,5%) kamen sogar noch besser weg.
Unter den defensiven Werten korrigierten Roche (-3,0% auf 250,70 CHF) nach dem Höhenflug der letzten Tage ebenfalls stark. Allerdings hatten sich am Berichtstag weitere Analysten positiv zum Roche-Genussschein geäussert: So hatte Merrill Lynch das «Buy»-Rating bekräftigt und das Kursziel auf 275 CHF erhöht, und Barclays hatte das Rating «Overweight» beim Kursziel von 258 CHF bestätigt. Auch Novartis (ebenfalls -3,0%) lagen deutlich im Angebot, die ebenfalls schwergewichtigen Nestlé büssten 2,4% ein.
Die geringsten Einbussen verzeichneten Sonova (-0,1%) und Syngenta (-0,4%). Sonova weisen dabei auch die bisher schwächste Jahresperformance unter den «Blue Chips» auf.
Am breiten Markt gewannen Logitech (+2,2%) gegen den Trend. Der angeschlagene Hersteller von Computerzubehör hatte in der Nacht auf Donnerstag anlässlich eines Investorentags die Ausschüttung einer Dividende für 2013 angekündigt. Zudem bestätigte das Unternehmen seine finanziellen Ziele bis 2016.
Am markantesten Bergab ging es für die Zykliker Autoneum (-6,3%) und Schmolz+Bickenbach (-5,2%), wobei Letztere am Vortag nach Quartalszahlen um gut 14% haussiert hatten. (awp/mc/upd/ps)