Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Freitag erneut markant nachgegeben, zum dritten Mal in Folge und zum vierten Mal an den bisherigen fünf Börsentagen des neuen Jahres. Der Start ins neue Jahr ist damit gründlich misslungen und die von vielen Prognostikern vorausgesagte hohe Volatilität ist früher und stärker eingetroffen als gedacht. Geprägt war das Geschehen auch vor dem Wochenende vor allem vom weltweit turbulenten Börsenverlauf wegen der Verwerfungen in China. Am Markt herrsche deswegen vor allem Verunsicherung, sagte ein Händler in Zürich. Betroffen davon waren auch die ansonsten stabilen Schwergewichte.
In China beruhigte sich das Geschehen am Freitag zwar vorerst etwas, dies war aber vor allem Interventionen des Staates geschuldet. Nachdem am Donnerstag zum zweiten Mal in der Woche der Handel in China vorzeitig abgebrochen worden war, schaffte die Behördenaufsicht den zu Jahresbeginn eingeführten Schutzmechanismus wieder ab. Parallel dazu wurde ein Aktien-Verkaufsverbot für Grossinvestoren verlängert, das eigentlich am Freitag auslaufen sollte. Ausserdem hatte die Zentralbank in China den Kurs für den Yuan am Freitag gestützt.
Der Swiss Market Index (SMI) gab schliesslich 2,28% auf 8’257,28 Punkte nach. Im Wochenvergleich ergab sich ein selten starkes Minus von 6,4%. Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI), in dem die grössten Titel nicht mit der ganzen Gewichtung enthalten sind, büsste 2,19% auf 1’239,26 Punkte ein und der breiten Swiss Performance Index (SPI) 2,10% auf 8’527,36 Punkte. Von den 30 SMI/SLI-Titeln gingen alle im Minus aus dem Handel.
Am Nachmittag hatte ein robuster und besser als erwartet ausgefallener Arbeitsmarktbericht in den USA die Aktien gestützt, allerdings nur für ganz kurze Zeit. Danach setzte sich der Abwärtstrend fort. Offenbar gewann die Meinung die Oberhand, dass starke Konjunkturzahlen den Zinserhöhungszyklus in den USA eher beschleunigen werden. Entsprechend gab auch der Dow Jones nach einem starken Start seine anfänglichen Gewinne zu einem guten Teil wieder preis.
Unter den Einzeltiteln bei den Blue Chips brachen die Titel des Ölbohrkonzerns Transocean (-7,5%) einmal mehr am deutlichsten ein: Hauptgrund ist hier der tiefe Ölpreis. Dahinter erlitten mit UBS (-5,5%) und CS (-3,7%) aber auch die beiden Grossbanken empfindliche Einbussen. Die Credit Suisse hatte am Morgen rückwirkend revidierte Ergebniszahlen für die vergangenen fünf Jahre publiziert. Die Reportingstruktur gliedert sich neu in sechs Berichtssegmente inklusive einer sogenannten Strategic Resolution Unit sowie einem stark vereinfachten Corporate Center.
Hauptverantwortlich für den tiefroten Schluss des Gesamtmarktes waren aber vor allem die beiden Pharmaschwergewichte Novartis und Roche (je -2,6%). Roche hatte am Morgen neue Daten für das Krebsmittel Atezolizumab bei fortgeschrittenem Blasenkrebs vorgestellt. Diese wurden zwar positiv kommentiert, aber als kaum kursrelevant eingestuft.
Weitere klare Verlierer waren etwa ABB (-2,4%); das Unternehmen ist stark in Asien und dabei besonders auch in China engagiert, womit sich Sorgen um China auch in Bedenken über die Geschäftszahlen von ABB ausdrücken. Für ABB hat zudem Nomura das Kursziel etwas zurückgenommen und dabei die Einstufung «Neutral» bestätigt. Aktien wie Givaudan, Bâloise, Schindler oder Geberit büssten jeweils im Bereich von 1,8 bis 2,0% ein, um je 1,7% verbilligten sich Swiss Life, Clariant, Kühne+Nagel, Julius Bär und Zurich.
Am wenigsten unter Druck standen Sika (-0,7%), Swiss Re und Sonova (je -0,8%). Richemont (-1,4%) und Swatch (-1,2%) hielten sich ebenfalls in den vorderen Positionen, die Titel hatten allerdings in den vergangenen Tagen besonders unter den Sorgen um China gelitten.
Im breiten Markt fielen Industrietitel wie Rieter (-4,3%), Forbo (-3,7%), Bucher Industries (-4,0%) oder Autoneum (-3,8%) mit markanten Abgaben auf, ebenso Finanzwerte wie Valartis (-11,6%) oder Bank Vontobel (-5,3%). Gategroup fielen nach der Ankündigung eines Abgangs in der Geschäftsleitung um 3,1% zurück. Chief Commercial Officer (CCO) David de la Torre wird das Unternehmen per sofort verlassen. (awp/mc/pg)