Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Mittwoch deutliche Kursverluste erlitten. Die Anleger zeigten sich verunsichert über die heftigen Turbulenzen am chinesischen Aktienmarkt. Zudem heizte der andauernde Verfall vieler Rohstoffpreise bei den Anlegern die Sorgen um eine Abschwächung der Weltwirtschaft an, wie es im Handel hiess. Nach einer bereits schwachen Eröffnung wurden die Indizes am späteren Nachmittag noch von schwachen US-Märkten weiter nach unten gezogen und schlossen nahe am Tagestief.
Ins Blickfeld rückte zudem das Protokoll der jüngsten Zinssitzung der US-Notenbank Fed, dessen Veröffentlichung am Mittwochabend nach dem europäischen Börsenschluss angekündigt war. Die Investoren erhofften sich dabei weitere Hinweise auf den Zeitpunkt der anstehenden Leitzinserhöhung in den USA, die von einem Teil der Investoren bereits im September erwartet wird. Am Schweizer Markt standen zudem die Swisscom-Titel nach der Vorlage von Halbjahreszahlen im Fokus.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss 1,41% tiefer bei 9’251,60 Punkten nur knapp über dem Tagestief von 9’247 Punkten. Der 30 Titel umfassende, in der Titelgewichtung gekappte Swiss Leader Index (SLI) verlor 1,57% auf 1’371,27 und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 1,35% auf 9’391,63 Zähler. Alle 30 Blue Chip-Titel schlossen im Minus.
Besonders unter Druck standen zahlreiche zyklische Titel, darunter Transocean (-3,9%), Clariant (-3,2%), LafargeHolcim (-2,8%) oder Sika (-2,3%). Auch die Uhrenwerte Swatch (-2,1%) und Richemont (-1,6%) gehörten zu den deutlichen Verlierern. China ist für die beiden Luxusgüterhersteller ein wichtiger Absatzmarkt.
Swisscom (-2,5) mussten nach dem Zahlenrapport ebenfalls starke Abgaben hinnehmen. Der Telekomkonzern hatte im ersten Halbjahr 2015 etwas mehr Umsatz, aber etwas weniger Gewinn erzielt – und damit die Prognosen der Analysten in etwa erfüllt. Eine leichte Anhebung des Gesamtjahresausblicks als Folge des tendenziell schwächer tendierenden Frankens war erwartet worden, einige Marktteilnehmer hätten sich hier aber etwas mehr erwartet, hiess es am Markt.
Klare Abgaben erlitten zudem Finanzwerte wie die Grossbankentitel UBS (-1,8%) und CS (-1,4%) oder die Versicherungsaktien Swiss Re (-1,1%) und Zurich (-1,5%). Ebenfalls schwächer schlossen Syngenta (-1,6%). Der Agrochemiekonzern plant den Verkauf von Syngenta Flowers, dem Geschäft mit Blumensaatgut. Die Veräusserung wird in den Augen der ZKB die Profitabilität von Syngenta allerdings «nur marginal» beeinflussen.
Auch die defensiven Schwergewichte entzogen sich der negativen Marktstimmung nicht. Während Nestlé (-0,7%) noch zu den festeren Bluechips gehörte gaben auch die Pharmatitel Novartis (-1,5%) und Roche (-1,3%) deutlich nach. Roche hatte am Morgen den Kauf des US-Unternehmen Kapa Biosystems im Bereich der genetischen Analyse bekannt gegeben. Das ZKB-Research schätzte den Kaufpreis auf eine «relativ geringe Summe im tiefen dreistelligen Millionenbereich».
Etwas besser als der Markt hielten sich Galenica (-0,6%) und Sonova (-0,3%). Die im Bereich der Cochlea-Implantate tätige Sonova-Tochter Advanced Bionics teilte die Zulassung in den USA für zwei neue «Soundprozessoren» mit. Dies habe zwar keine Auswirkungen auf die Schätzungen, sei aber grundsätzlich positiv, hiess es bei der Bank Vontobel.
Am breiten Markt hatten die Investoren erneut eine Vielzahl von Halbjahresberichten zu bewältigen: So konnten Siegfried (+3,4%) nach positiven Halbjahreszahlen gegen den Markttrend zulegen. Gut aufgenommen wurden auch die Zahlenvorlagen von Ascom (Aktien +2,1%) und der Cembra Money Bank (+0,8%). Dagegen schlossen Hügli (-0,1%) nach Halbjahreszahlen leicht im Minus und auch Hochdorf (-0,6%) beendeten den Handelstag tiefer.
Deutlich im Plus schlossen Santhera (+6,4%). Das Pharma-Unternehmen hatte Erfolge in einem US-Zulassungsverfahren für sein Medikament Raxone/Catena vermeldet. (awp/mc/pg)