Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt beendet die Donnerstagssitzung nach einem bewegten Handel kaum verändert. Makrodaten, EZB und Währungsbewegungen sorgten auch beim SMI für einiges Auf und Ab. Nach einem positiven Handelsbeginn ging es für den Leitindex zunächst nach unten. Konjunkturdaten und die Zinsentscheidung der EZB sorgten dann wieder für eine Erholung, bevor ein zu Dollar und Franken steigender Euro wieder für Abgabendruck sorgte.
Die Europäische Zentralbank hat den Leitzins wie erwartet bei 0% belassen. Präsident Mario Draghi kündigte die Weiterführung der Anleihekäufe an, bis es zu einer substanziellen Inflationsbelebung komme. Laut Volkswirten will er damit zuvor gemachte schärfere Aussagen beschwichtigen. Draghi habe die Euro-Bullen von der Leine gelassen, kommentierte ein Händler. Zwischen US- und europäischem Wirtschaftswachstum öffne sich die Schere immer weiter. Aus den USA kamen mit sinkenden Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe und einem deutlich schwächer als erwartet ausgefallenen Philly-Fed-Index gemischte Signale.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss 0,03% höher auf 9’027,37 Punkten (Tageshoch 9’077, -tief 8’992). Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI), in dem die grössten Titel nicht mit der ganzen Gewichtung enthalten sind, gab 0,05% auf 1’432,14 Zähler ab und der breite Swiss Performance Index (SPI) gewann wiederum 0,07% auf 10’285,42 Punkte. Von den 30 wichtigsten Titeln schlossen 17 im Plus, zwölf im Minus und einer (Swiss Re) unverändert.
Im Fokus standen die Titel des Technologiekonzerns ABB (-2,8%), der die Anleger mit seinen Zahlen zum zweiten Quartal enttäuschte. Mit Ausnahme des Auftragseingangs blieben die Ergebnisse hinter den Erwartungen der Analysten zurück, entsprechend klangen die ersten Kommentare wenig erfreut. Bemängelt wurde nicht zuletzt die gesunkene EBITA-Marge. 2017 dürfte für ABB ein «Übergangsjahr» werden, kommentierte ein Händler.
Die Titel des Aromen- und Riechstoffherstellers Givaudan (-3,0%) bauten ihre Abgaben bis zum Handelsschluss immer weiter aus. Das Ergebnis für das erste Semester 2017 zeige insgesamt ein gemischtes Bild, hiess es etwa bei der ZKB. Das Genfer Unternehmen hat einen Umsatz am unteren Ende der Erwartungen ausgewiesen, bei Betriebs- und Reingewinn wurde allerdings der Analystenkonsens übertroffen.
Grössere Abgaben erlitten Kühne+Nagel (-0,8%) im Nachgang der Zahlen vom Mittwoch, Dufry (-2,5%) oder Aryzta (-1,0%). Bei Adecco (-0,6% oder -0,40 CHF) resultierte bereinigt um den Dividendenabschlag von 0,90 CHF noch ein Plus.
Die deutlichsten Gewinne unter den Blue Chips entfielen auf Schindler (+1,1%). Bei den Uhrenwerten legten Swatch (+1,1%) deutlich zu, während Richemont (+0,3%) mehr Mühe hatten und zeitweise im Minus rangierten. Beide Titel waren dank guter Exportzahlen der Schweizer Uhrenindustrie klar positiv in den Handel gestartet.
Bei der Partners Group (+0,4%) könnte laut Medienberichten ein Börsengang für die Beteiligung Global Blue geplant sein. Mehrheitseigner des auf Mehrwertsteuerrückerstattung spezialisierten Unternehmens ist die US-Investmentfirma Silver Lake. Den Meldungen zufolge könnte das IPO ein Volumen von 4 Mrd EUR haben.
Gestützt wurden die Indizes von den festen Roche (GS +0,5%), für die Goldman Sachs das «Buy»-Rating bekräftigt hat. Novartis und das dritte Schwergewichte Nestlé (je +0,1%) konnten nur leicht zulegen.
Im breiten Markt wurden die Ergebnisse des Logistikkonzerns Panalpina (-6,3%) mit Abschlägen quittiert. Die Markterwartungen wurden auf fast auf allen Stufen verfehlt. Abgaben erleiden auch die Titel des Textilmaschinenherstellers Rieter (-8,9%) nach Halbjahresergebnissen. Hier belasten zudem die Aussichten für den wichtigen Markt Türkei nach den zunehmenden Spannungen zwischen Berlin und Ankara.
Im Plus schlossen hingegen die Aktien des Banksoftware-Anbieters Temenos (+2,7%), der mit seinen Quartalszahlen die Erwartungen der Analysten übertreffen konnte. Beim Finanzdienstleisters Leonteq (+10%) zeigten sich die Anleger erfreut über die Rückkehr in die Gewinnzone. Auch der Abgang von Präsident Pierin Vincenz wurde offenbar gut aufgenommen.
Gute Nachrichten konnte zudem das Pharmaunternehmen Basilea (+4,4%) mit dem Abschluss einer Lizenzvereinbarung mit dem US-Konzern Pfizer vermelden. Der Solarzulieferer Meyer Burger (+4,9%) punktete mit einem Auftrag. (awp/mc/upd/ps)