CH-Schluss: Über Tagestief deutlich tiefer – Banken unter Druck
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat zu Beginn der neuen Woche den Abwärtstrend fortgesetzt und erneut stark nachgegeben. Besonders Finanzwerte standen stark unter Druck. Dabei traf es einmal mehr die Aktien der angeschlagenen Credit Suisse hart. Dank einer Stabilisierung bzw. leichten Erholung an der Wall Street konnte der Leitindex SMI die Verluste aber noch eingrenzen und über dem im frühen Handel markierten Jahrestief schliessen. Ausgelöst wurde die Nervosität durch den Zusammenbruch der Silicon Valley Bank (SVB). Die Lage an den Finanzmärkten bleibt aufgrund der Turbulenzen im US-Bankensektor angespannt. Immer mehr Marktteilnehmer fühlten sich dadurch an die Finanzkrise mit der Pleite von Lehman Brothers von 2008 erinnert.
Nach der Pleite zweier US-Banken und Problemen bei anderen Geldinstituten waren am Wochenende das US-Finanzministerium, die Notenbank Fed und die Einlagensicherungsbehörde eingeschritten und hatten weitreichende Schritte zum Schutz der Einlagen angekündigt und den Geldhäusern Hilfen zugesagt. Das Fed legte unter anderem ein neues Kreditprogramm zur Versorgung der Banken mit Liquidität auf. Zudem sagte US-Präsident Joe Biden kurz vor dem Börsenstart der Wall Street, die Amerikaner könnten auf die Sicherheit des Bankensystems vertrauen. Allerdings zeigten sich nicht alle Marktteilnehmer davon überzeugt, wie die international nachgebenden Bankaktien zeigten. Es werde sich weisen müssen, ob sich die Krise nicht doch ausbreite und andere Geldhäuser anstecke. «Die Art von Übernacht-Rettungs-Aktionen weckt böse Erinnerungen an die Finanzkrise von 2008.»
Der SMI, der kurzzeitig bis auf 10’538 Punkte abgesackt war, schloss um 1,24 Prozent tiefer auf 10’632,05 Punkten. Der VSMI, das Angstbarometer der Börse, kletterte vorübergehend um mehr als einen Fünftel. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, büsste 1,82 Prozent ein auf 1684,41 und der breite SPI 1,13 Prozent auf 13’831,10 Zähler. Im SLI gaben 24 Aktien nach und sechs legten zu.
Damit war die Schweiz in bester Gesellschaft mit anderen europäischen Märkten. So büsste der deutsche DAX drei Prozent und der britische FTSE100 2,5 Prozent an Wert ein. Dagegen war der Franken als sicherer Hafen gefragt. Und auch die sicheren Bundesobligationen erfreuten sich dank guter Nachfrage steigender Kurse.
Zu einem regelrechten Ausverkauf kam es bei den Finanzwerten: CS brachen zeitweise um mehr als 15 Prozent ein und markierten bei 2,115 Franken ein neues Rekordtief. Sie konnten sich dann aber noch auf 2,257 Franken erholen. Das ist allerdings noch ein Minus von 9,6 Prozent.
Auch die Aktien der CS-Rivalin UBS (-7,7%) und der Vermögensverwalter Julius Bär (-5,5%) und Partners Group (-2,8%) mussten Federn lassen. Vom Abwärtssog wurden auch diverse andere europäische Banktitel erfasst.
Die Anteile des Banksoftwareherstellers Temenos (-8,0%) wurden laut Händlern in Sippenhaft genommen. Die Angst vor einer geringeren Investitionsbereitschaft in den Absatzmärkten des Unternehmens sei allgegenwärtig, hiess es am Markt.
Auch die Versicherer Swiss Re (-4,3%), Swiss Life (-3,2%) und Zurich (-2,2%) blieben nicht verschont. In den hinteren Reihen büssten zudem die kleineren Finanzwerte Swissquote, Leonteq, Vontobel oder EFG zwischen 6,8 und 2,5 Prozent an Wert ein.
Bei den zinssensitiven Wachstumswerten standen vor allem AMS Osram (-4,4%) stark unter Druck. Aber auch Logitech (-1,2%) und VAT (-0,3%) kamen nicht ungeschoren davon. Deutlich tiefer schlossen zudem die zyklischen Werte Richemont und Swatch, Adecco, Holcim sowie ABB, die bis zu 4,3 Prozent verloren.
Auf der anderen Seite war «Defensiv» Trumpf. Gegen den Trend legten die Anteile des Riechstoffherstellers Givaudan (+2,5%), des Schwergewichts Nestlé (+1,2%) und der Pharmariesen Novartis (+0,1%) und Roche (+0,2%) zu.
In den hinteren Reihen waren die Aktien der Immobilienfirma Hiag (+0,8%) nach Bilanzvorlage gefragt. (awp/mc/pg)