Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag nach einem schwachen Start die Verluste eingrenzen können und über dem Tagestief geschlossen. Im Fokus standen die Zinserhöhungen der US-Notenbank und der Schweizerischen Nationalbank (SNB), die für Zurückhaltung bei den Marktteilnehmern sorgten. Im Sog einer freundlichen Tendenz im frühen US-Handel setzte dann aber eine leichte Erholung ein. Die Zinsbeschlüsse seien zunächst als negativ beurteilt worden, sagte ein Händler. Doch die Notenbanken hätten damit ihre Glaubwürdigkeit verteidigt und damit einen grossen Schritt in die richtige Richtung unternommen. Dies habe dann auch die Erwartungen unterstützt, dass die Zinsen in den USA in diesem Jahr doch noch sinken könnten, hiess es am Markt. Und das, obwohl Fed-Chef Jerome Powell tags zuvor gesagt hatte, dass dies seitens der Notenbank derzeit nicht gesehen werde.
Während das Fed den Leitzins um 25 Basispunkte (BP) erhöhte, waren es bei der SNB gleich 50 BP. Darunter litten vor allem Finanzwerte. Die SNB hätte zwar Grund gehabt, nach der erzwungenen CS-Rettung das Tempo bei der Inflationsbekämpfung etwas zurückzufahren, nun habe sie aber ein klares Zeichen gesetzt, meint dazu etwa Lombard Odier in einem Kommentar. Die SNB habe zudem weitere Zinserhöhungen signalisiert, vor allem wegen des hohen Preisdrucks, schreibt Mirabaud. Die UBS rechnet mit einem Zinsschritt um 25 BP im Juni auf 1,75 Prozent. Wenn die Inflation in der zweiten Jahreshälfte wieder nahe der 2-Prozent-Marke liege, dürfte die SNB für den Rest des Jahres auf weitere Zinsanhebungen verzichten. Zinssenkungen seien wohl erst 2024 ein Thema, so die Grossbank.
Der SMI schloss nach einem Tagestief auf 10’654 Zählern noch um 0,59 Prozent tiefer auf 10’718,54 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, büsste 0,47 Prozent ein auf 1701,56 und der breite SPI sank 0,37 Prozent auf 14’070,16 Zähler. 17 Verlierern im SLI standen zwölf Gewinner gegenüber. Alcon schlossen unverändert.
Den stärksten Abschlag verbuchten Finanzwerte wie die Grossbanken UBS (-4,3%) und Credit Suisse (-3,6%) und die Versicherer Swiss Life (-4,3%) und Swiss Re (-1,5%). Damit notierten CS in etwa in dem Bereich der dem Umtauschverhältnis von 22,48 CS-Aktien für eine UBS-Aktie entspricht.
Positive Ausnahme bildeten – wie vermehrt in den letzten Tagen – die Titel von Privatbanken wie Julius Bär (+2,5%), der Bank Vontobel (+1,2%) oder von Swissquote (+3,5%), die ebenfalls stark gefragt waren.
Zu den Verlierern zählten aber auch Zykliker wie Swatch (-2,0%) und Schindler (-2,5%), Holcim (-1,8%), AMS Osram (-1,09%), SGS oder ABB (je -0,5%). Dabei setzten die Abstufungen von Barclays die Anteile von Swatch und von Morgan Stanley die von Schindler noch zusätzlich unter Druck.
Keine Unterstützung kam von den Schwergewichten, wobei sich Nestlé (-0,02%) und Novartis (-0,5%) weniger schlecht schlugen als Roche (-1,0%).
Neben Bär waren auch Wachstumstitel wie Sonova (+3,1%) gefragt. Sie profitierten von einem Kommentar der Deutschen Bank. Demnach soll der Hörgerätehersteller Marktanteile im Geschäft mit US-Kriegsveteranen gewonnen haben.
Straumann (+1,4%) und Kühne + Nagel (+0,4%) waren ebenfalls gesucht. Sie zählen zu den Kandidaten für einen Aufstieg in den SMI. Denn eine von ihnen dürfte die der CS ersetzen, die im Zusammenhang mit der Übernahme durch die UBS aus dem Leitindex herausfallen.
VAT (+2,2%) wurden im Sog der anziehenden US-Technologiewerte gekauft. Givaudan (+1,3%) setzten den Aufwärtstrend fort. Im Plus notierten dank einer positiven Einschätzung von JPMorgan zudem Richemont (+0,6%).
Im breiten Markt brachen Zur Rose (-13,5%) nach enttäuschenden Ergebnissen deutlich ein. Dagegen legten Hochdorf (+11%) und Meyer Burger (+17%) nach Zahlen kräftig zu. Leonteq (-2,3%) litten unter Meinungsverschiedenheiten mit Grossaktionär Raiffeisen. (awp/mc/ps)