Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat sich am Freitag nach einer schwachen Woche dank Schwergewicht Nestlé stabilisiert. Bis am Abend dämmte der Schweizer Leitindex SMI zwischenzeitliche Verluste ein und schloss schliesslich in etwa auf dem Vorabendniveau. Die zu Ende gehende Börsenwoche war dennoch insgesamt von Abgaben und einer erhöhten Volatilität geprägt.
Am Markt wurde diese Entwicklung teils Sorgen im Zusammenhang mit steigenden Corona-Infektionszahlen zugeschrieben, andererseits aber auch politischen Entwicklungen in den USA wie die anstehenden Wahlen. Dabei gehe es mittlerweile weniger darum, wer das Rennen mache, hiess es in einem Marktkommentar. Die Hauptsorgen seien mehr, dass die Wahlen nicht reibungslos verliefen und es zu einer Verfassungskrise oder flächendeckenden Unruhen kommen könnte. Trump hatte diese Woche weiter Zweifel an einem möglichen Ergebnis gesät. Vor seinen Anhängern sagte er wiederholt, er sei überzeugt, dass er im November nur verliere, wenn es Wahlbetrug gebe.
Der SMI schloss am Freitag mit 0,05 Prozent im Plus bei 10’216,28 Punkten. Auf Wochensicht hingegen ergab sich ein Verlust von 3,1 Prozent. Im Vergleich zum Endstand vom August beträgt der Vorsprung im September noch rund 80 Punkte, wobei noch drei Handelstage verbleiben. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, fiel derweil um 0,16 Prozent auf 1’537,37, der breite SPI hingegen gewann 0,11 Prozent auf 12’469,20 Stellen. Unter den 30 Blue Chips schlossen 18 im Minus, 11 im Plus und einer (Adecco) unverändert.
Praktisch im Alleingang hielten die schwergewichtigen Nestlé-Aktien (+1,4% auf 109,76 Franken) den SMI am Schluss im Plus. HSBC erhöhte das Rating für den Nahrungsmittelkonzern auf «Buy» von «Hold». In der Folge nahmen die Titel Kurs auf ihr Allzeithoch vom letzten September bei 113,20 Franken.
Aber auch Temenos (+1,6%) begaben sich auf einen deutlichen Erholungskurs. Die Aktien des Bankensoftwarespezialisten waren in dieser Woche in Sippenhaft – mit Blick auf die Techbranche vor allem auch in den USA – genommen worden. Umgekehrt wurden bei Logitech (-1,0%) Gewinne mitgenommen.
Zu den weiteren Gewinnern gehörten unter anderem SGS (+1,0%), Partners Group (+0,6%) oder LafargeHolcim (+0,3% auf 41,37 Franken). Für den Zementkonzern hat Mainfirst das Kursziel auf 47,50 von 43,50 Franken erhöht und die Einstufung auf «Buy» belassen.
Eher schwach unterwegs waren am Freitag die Pharmaschwergewichte Novartis (+0,1%) und Roche (-0,3%).
Unter den grössten Verlierern fanden sich vor allem Banken- und Finanzwerte. So setzten die Aktien von UBS (-3,0%) und Credit Suisse (-1,6%) ihren jüngsten Abwärtstrend fort. Beide Grossbankenaktien sind wieder für weniger als eine «Zehnernote» zu haben. Dabei wurden sie vor allem Äusserungen der Notenbankchefs rund um den Globus belastet. Diese lassen laut Händlern erahnen, dass die aktuelle Tiefzinsphase noch lange andauern wird.
Auch Julius Bär (-1,4%) liessen Federn. Die Bank muss laut Bundesgericht in einem Fall von verschollenen DDR-Vermögen nun definitiv 150 Millionen Franken zahlen. Der Betrag ist allerdings durch Rückstellungen gedeckt. Das Geld wollen sich die Bären von der UBS zurückholen.
Am breiten Markt legten SHL (+4,2%) nach Halbjahreszahlen zu. Das Unternehmen setzt mittelfristig auf eine verstärkte Adaption der Telemedizin wegen der globalen Pandemie.
Auch Ascom fielen mit einem Plus von 5,3 Prozent auf 12,26 Franken auf. Die UBS hat das Kursziel für das Technologieunternehmen auf 12,00 von 6,50 Franken nahezu verdoppelt. Sie lobte operative Verbesserungen und erwartet zudem als Nachwirkung der Coronakrise steigende Investition der Spitäler in die Digitalisierung, wovon Ascom profitiert. (awp/mc/pg)