Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat den Handel am Donnerstag nach einem Schlussspurt klar im Plus beendet. Der Leitindex SMI konnte einen Teil der am Mittwoch erlittenen Abgaben wieder wettmachen. Dabei hatte es am Morgen zunächst nach einer Weiterführung der Abwärtsbewegung ausgesehen. Im Verlauf des Vormittags wendete sich aber das Blatt und die Marke von 10’000 Punkten wurde schnell wieder zurückerobert. Festere Roche-Papiere und Bankaktien schoben den Index im späten Handel spürbar an.
Kursrücksetzer werden von vielen Anlegern offenbar als Gelegenheit für den Einstieg genutzt, hiess es im Handel. Zur Wochenmitte hatten noch Ängste vor einer neuen Corona-Infektionswelle und Spekulationen über zusätzliche US-Zölle an den Aktienmärkten für deutliche Abgaben gesorgt. Besonders aus den USA und Lateinamerika kommen weiter beunruhigende Nachrichten zu den Corona-Fallzahlen. Durch diese Entwicklung wurden die Hoffnungen auf einen schnellen Konjunkturaufschwung erheblich gedämpft. Es gebe also nach wie vor gute Gründe, vorsichtig zu sein, warnten Händler. Die US-Konjunkturzahlen am Nachmittag sorgten nur kurz für etwas Verunsicherung.
Der SMI schloss 0,68 Prozent höher auf dem Tageshoch von 10’089,83 Punkten. Der SLI, in dem die Gewichtung der Schwergewichte gekappt ist, legte um 0,43 Prozent auf 1’500,02 Zähler zu und der breite SPI ebenfalls 0,43 Prozent auf 12’469,44 Punkte. Im SLI kamen auf 21 Gewinner neun Verlierer.
Die volatilen Aktien des Chip- und Sensorenherstellers AMS (-16%) bauten die Verluste im späten Handel weiter aus. Laut Medienberichten nimmt die österreichische Finanzmarktaufsicht Aktientransaktionen des Managements rund um die laufende Osram-Übernahme unter die Lupe. Zuvor wurde im Handel zudem von Gewinnmitnahmen gesprochen.
Im späten Handel sorgten aber insbesondere festere Finanztitel für Schub beim SMI. Die Bankaktien schüttelten frühe Verluste ab und schlossen am Ende klar höher. UBS (+2,3%) führten die Gewinnerliste der Blue Chips an. Aber auch CS (+1,3%), Partners Group (+1,4%), Zurich (+1,0%) oder Swiss Re (+0,9%) gewannen klar hinzu.
Für die Partners Group hat die Credit Suisse ihr Kursziel erhöht und die Kaufempfehlung bestätigt. Der Vermögensverwalter gilt als Favorit für die Aufnahme in den Leitindex SMI. Einzig Julius Bär (-0,3%) standen weiter auf den Verkaufszetteln.
Zykliker zeigten ein uneinheitliches Bild. So schlossen Schindler (-0,9%) oder Geberit (-0,7%) tiefer, während Lonza (+1,0%), SGS (+0,6%) oder Sika (+0,9%) zulegten. Für Kühne+Nagel (-2,2%) hatte Morgan Stanley das Kursziel etwas gesenkt. Tiefer schlossen auch Temenos (-1,1%) und Richemont (-0,8%).
Die defensiven Schwergewichte zeigten sich freundlich. Deutlich zulegen konnten Roche (+1,6%), während Nestlé (+0,4%) und Novartis (+0,2%) nur leicht stiegen.
Am breiten Markt tauchte der Aktienkurs von Bobst um 3,5 Prozent. Der Hersteller von Verpackungsmaschinen hat eine Gewinnwarnung für das erste Semester herausgegeben. Neu rechnen die Westschweizer mit einem Verlust im Halbjahr.
Mit Sunrise ging es um 2,3 Prozent nach oben. Goldman Sachs hat die Papiere in einer Branchenstudie auf «Buy» von «Neutral» hochgestuft. Die US-Bank denkt, dass Sunrise dem Mitbewerber Swisscom (+0,9%) künftig Marktanteile abluchsen wird.
In der Reisebranche bewegt sich trotz der Öffnung noch nicht allzu viel und die Anleger bleiben skeptisch. Der Online-Reiseanbieter LM Group hatte sich wohl von seiner Medienmitteilung «erste Anzeichen der Besserung in Sicht» wohl eine gegenteilige Reaktion erhofft. Doch die Papiere büssten deutliche 3,6 Prozent ein – im Einklang mit dem ganzen Sektor europaweit. Dazu passte auch die Meldung des Schweizer Reiseveranstalters Hotelplan, der wegen der Coronakrise massiv Stellen abbauen muss. Die Papiere des Flughafens Zürich (-0,2%) kamen nicht vom Fleck und der Reisedetailhändler Dufry (-3,9%) verlor ebenfalls deutlich.
Der Börsengang von V-Zug verlief am ersten Handelstag erfolgreich. Die Aktien starteten mit einem ersten Kurs von 72 Franken, was einer Marktkapitalisierung von 463 Millionen entspricht. Das Tageshoch lag bei 80,92 Franken und der erste Schlusskurs lautet 78,15 Franken. Bei der Muttergesellschaft Metall Zug sorgte die Abspaltung hingegen für einen deutlichen Wertverlust. Hier sankt der Aktienkurs um rund 33 Prozent auf 1’495 Franken. (awp/mc/pg)