CH-Schluss: SMI profitiert von Impfstoff-Hoffnungen
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt ist mit Gewinnen in die neue Woche gestartet. Und der Leitindex SMI schloss einen Hauch oberhalb der Marke von 10’300 Punkten. Die gute Stimmung vom Ende der Vorwoche hielt laut Analysten auch deshalb an, weil neue Hoffnungen auf einen Impfstoff gegen das Coronavirus aufkamen. Händler machten allerdings im Vorfeld der Berichtsaison auch eine gewisse Zurückhaltung aus. In den kommenden zwei Wochen wird die Hälfte aller Schweizer Blue-Chips-Unternehmen Zahlen vorlegen.
Auf dem gegenwärtigen Kursniveau sei schon viel Positives eingepreist, meinten Skeptiker. Optimisten hofften derweil, dass die Firmenabschlüsse besser als die zum Teil deutlich nach unten revidierten Erwartungen ausfallen werden. Viele Firmen hatten wegen der Folgen der Corona-Krise ihre Prognosen für das laufende Jahr stark gesenkt. «Das gibt uns nun ein wenig Luft für positive Überraschungen», so ein Händler.
Der SMI gewann schliesslich 0,69 Prozent auf 10’300,96 Punkten und schloss damit praktisch auf Tageshoch. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, legte um 0,77 Prozent auf 1’555,27 und der breite SPI um 0,69 Prozent auf 12’757,74 Stellen zu. 28 der 30 SLI-Titeln schlossen höher.
Angeführt wurde das Gewinnerfeld bei den Blue Chips von Adecco (+2,8%) und Temenos (+2,5%), die als einzige um mehr als 2 Prozent anzogen.
Die Avancen von Adecco wurden zum Teil als Gegenbewegung zu den Einbussen der Vorwoche gesehen. Der Titel fliegt bekanntlich im Herbst aus dem SMI, was zunächst deutlich belastet hatte.
Technologiewerte seien derzeit gefragt, hiess es zu den Gewinnen von Temenos – und dies auch mit Verweis auf die Kursentwicklung bei Logitech (+1,4%). Das war anderswo ähnlich, so markierte die US-Technologiebörse Nasdaq zum Wochenstart ein Rekordhoch. Temenos wird ausserdem am Mittwoch Zahlen vorlegen.
Elf weitere SLI-Titel schlossen 1 Prozent oder mehr im Plus. Besonders ausgeprägt waren die Gewinne bei den Swatch-Papieren (+1,9%). Zu dieser Gruppe zählten aber auch die Aktien der Partners Group (+1,2%), die am Dienstag erste Kennzahlen zum Halbjahr publizieren wird.
Die Roche-Papiere (+1,5%) reihten sich ebenfalls bei den grössten Gewinnern ein, wobei Händler auf positive Studienergebnisse und zwei Kaufempfehlungen verwiesen.
Die beiden anderen Schwergewichte Nestlé (+0,3%) und Novartis (+0,2%) waren für den Gesamtmarkt hingegen ein Klotz am Bein. Händler erklärten dies damit, dass defensive Titel gegenwärtig weniger gefragt waren.
Sehr unterschiedlich präsentierten sich die Finanzwerte: So schnitten CS mit +1,0% besser ab als der Gesamtmarkt, UBS (+0,6%), Julius Bär (+0,3%), Swiss Life (+0,1%) und Swiss Re (-0,1%) hingegen etwas schlechter.
Nicht auf Touren kamen AMS (+0,03%), wobei der Titel im Tagesverlauf phasenweise noch deutlich nachgegeben hatte. Er litt vorübergehend unter Gewinnmitnahmen, nachdem er am Freitag um mehr als 6 Prozent angezogen hatte. Ausserdem gab das Unternehmen bekannt, man habe sich mit Anleihen weitere 200 Millionen Euro geholt.
Grösster Verlierer waren derweil Kühne+Nagel, auch wenn sich die Abgaben mit -0,2 Prozent in Grenzen hielten. Einigen Marktteilnehmern sei die Erholung bei diesem Titel etwas zu schnell gegangen, hiess es im Handel. Für die ZKB etwa ist die Aktie mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2021 von über 27x «historisch hoch bewertet».
Am breiten Markt sorgten Arbonia mit Gewinnen von 10,8 Prozent für Aufsehen. Der Bauzulieferer hat zwar im ersten Halbjahr 2020 wegen der Covid-19-Pandemie weniger Umsatz verbucht, aber dank der besseren Kostenstruktur beim Betriebsgewinn zugelegt.
Die Aktien von Zur Rose gewannen 7,1 Prozent auf 303,50 Franken. Jefferies hat das Kursziel für die Versandapotheke auf 450 von 300 Franken laut Händlern «in fast astronomische Sphären hochgeschraubt».
Bei Medacta (+4,8%) wirkte sich eine US-Zulassung positiv aus.
Das Verliererfeld am breiten Markt wurde von CI Com (-14%) angeführt. Die Beteiligungsgesellschaft hatte am Freitagabend eine Wertberichtigung vorgenommen. (awp/mc/pg)