CH-Schluss: SMI stürzt 1,5% auf 8908 Punkte ab
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Dienstag die verkürzte Handelswoche mit deutlichen Kursverlusten begonnen. Die Anleger hätten nach der seitwärts verlaufenen Vorwoche nun Gewinne ins Trockene gebracht, hiess es im Handel. Zudem belasteten die gestiegenen politischen Unsicherheiten um den diplomatischen Konflikt am Persischen Golf und um die im Zeichen von Terrorattacken stehenden britischen Parlamentswahlen. Für zusätzlichen Druck sorgten am Schweizer Markt starke Kursverluste des Börsenschwergewichts Roche nach enttäuschenden Ergebnissen einer Medikamentenstudie.
Zudem schrumpfe der Optimismus der Anleger über den Wirtschaftsaufschwung in den USA wieder, nachdem aus Übersee zuletzt durchzogene Konjunkturdaten eingetroffen seien, meinte ein Marktbeobachter. Angesichts der für Donnerstag angesetzten Anhörung des entlassenen FBI-Chefs James Comey könnte nun auch die Unsicherheit um die Trump-Regierung wieder zunehmen. Ins Blickfeld der Märkte rückte auch die am Donnerstag bevorstehende EZB-Sitzung. Analysten rechnen mit vorsichtigen Signalen der EU-Währungshüter in Richtung einer weniger lockeren Geldpolitik.
Der Swiss Market Index (SMI) beendete den Handelstag 1,50% im Minus auf 8’908,27 Punkten. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI), in dem die grössten Titel nicht mit der ganzen Gewichtung enthalten sind, verlor 1,40% auf 1’404,03 Zähler und der breite Swiss Performance Index (SPI) 1,32% auf 10’154,64 Punkte. Von den 30 wichtigsten Titeln schlossen 27 im Minus und drei im Plus.
Die Roche-Genussscheine (-5,5%) waren am Dienstag die mit Abstand schwächsten Bluechips. Der Pharmakonzern hatte am US-Onkologiekongress ASCO vom Wochenende mit Daten über eine Kombinationstherapie der Roche-Brustkrebsmedikamente Perjeta und Herceptin die Investoren nicht überzeugt. Die HSBC-Analysten revidierten etwa ihre Schätzungen zu den Spitzenumsätzen für Perjeta auf noch 4,0 Mrd von vorher 6,1 Mrd USD. Zahlreiche Research-Häuser nahmen am Dienstag ihre Kursziele für die Roche-Titel zurück.
Besser hielten sich die Titel der Basler Konkurrentin Novartis (-0,8%), deren Studienergebnisse vom ASCO-Kongress am Markt positiv kommentiert wurden. Insbesondere wurden die neuen Daten zum Brustkrebsmedikament Kisqali herausgehoben, das ein Wachstumstreiber für den Pharmakonzern werden könnte. Morgan Stanley veranschlagte das Spitzenumsatzpotenzial des Medikaments auf 1,2 Mrd USD.
Deutliche Abschläge erlitten am Dienstag dagegen auch verschiedene zyklische Titel, darunter die Luxusgüterwerte Swatch (-3,7%) und Richemont (-3,3%) aber auch LafargeHolcim (-1,9%) oder Adecco (-1,7%). Die Aktien von Vifor Pharma (-2,0%) setzten den Abwärtstrend der vergangenen Woche fort.
Bei den Bankentiteln schlossen UBS (-0,6%) moderater, Julius Bär (-1,0%) und Credit Suisse (-1,3%) etwas deutlicher im Minus. Bezüglich der CS-Aktie wurde Markt wurde auf die politischen Spannungen um den Staat Katar verwiesen, der über seinen Staatsfonds mit einem Stimmenanteil über knapp 18% wichtiger CS-Grossaktionär ist. Marktbeobachter spekulierten unter anderem darüber, dass Katar wegen der Wirtschaftssanktionen zu Verkäufen gezwungen sein könnte.
Gegen den Abwärts-Trend stemmten sich die Aktien des Börsenschwergewichts Nestlé (+0,5%), die im Tagesverlauf gar ein neues Allzeithoch markierten. Leicht im Plus schlossen auch Sonova und Sika (je +0,4%). Der neue Sika-Konzernchef betonte in der Wochenendpressse seine Ablehnung einer Übernahme durch den französischen Saint Gobain-Konzern.
Am breiten Markt erlitten Burckhardt Compression (-10,5%) nach der Publikation von enttäuschenden Zahlen zum Geschäftsjahr 2016/17 heftige Verluste. So musste das Industrieunternehmen einen markanten Auftragsrückgang und einen starken Margendruck vermelden, die Analysten zeigten sich zudem vom Ausblick enttäuscht. Die Titel des Metallverarbeiters SFS (+2,3%) profitierten von einer Kurszielerhöhung durch das UBS-Research. (awp/mc/pg)