Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag etwas leichter geschlossen. Überwiegend gute Konjunkturdaten aus den USA und freundliche Börsen in Übersee hätten die hiesigen Indizes am Nachmittag nicht vor weiteren Gewinnmitnahmen im Zuge der aktuellen Konsolidierung gefeit, hiess es im Handel. Diese wurden von den Befürchtungen über eine straffere US-Geldpolitik getrieben.
Mario Draghi konnte auch nicht helfen: Der EZB-Chef trat am Nachmittag Spekulationen entgegen, wonach die Notenbank erwäge, ihren Zins für Bankeinlagen ins negative Territorium zu senken. Unterstützung bekamen die Dividendenpapiere von überraschend stark gefallenen Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe in den USA. Das Geschäftsklima in der Region Philadelphia hatte sich im November hingegen stärker als erwartet eingetrübt.
Der Swiss Market Index (SMI) ging mit einem Minus von 0,15% aus dem Tag und stand am Ende bei 8’268,69 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) sank derweil um 0,35% auf 1’256,03 und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,17% auf 7’863,11 Zähler. Von den 30 wichtigsten Titeln schlossen elf im Plus und 19 im Minus.
Tagesthema war hierzulande die Grossbank Credit Suisse, die eine Schweizer Tochtergesellschaft gründen will. Hintergrund für die Massnahme sind die Auflagen der Regulatoren: Die Bank ist «too big to fail» und wird als systemrelevant eingestuft. Analysten bezeichneten die Massnahmen als grundsätzlich positiv, weil ein Abwicklungs- und Sanierungsplan auch Vorteile beim Eigenkapital nach sich ziehen kann. Trotzdem holte die CS-Aktie (-0,3%) bis Handelsende nur einen Teil ihrer anfänglich deutlichen Kursverluste wieder auf.
Die Papiere der Mitbewerberin UBS, diese hat einen analogen Schritt bereits angekündigt, gingen derweil 0,1% höher aus dem Handel. Julius Bär (-0,2%) lagen in einem ähnlichen Bereich.
Nachrichten gab es auch aus dem Versicherungssektor: Zurich Insurance (Aktie +0,2%) hat sich vollständig von ihrer 9,4%-Beteiligung an New China Life Insurance (NCI) getrennt, der Verkaufserlös wurde auf 943 Mio USD beziffert. Als neuer Aktionär der NCI übernimmt Swiss Re für rund 493 Mio USD eine 4,9%-Beteiligung am chinesischen Versicherer. Die Swiss Re-Aktien (-1,8%) konnten indes nicht von den News profitieren. Im Gegenteil: Die Transaktion bringe die erhoffte Sonderdividende in Gefahr, so Analysten.
Fester schlossen die Papiere der beiden grossen Basler Pharmawerte Novartis (+0,6%) und Roche (+0,2%). Novartis hält am (morgigen) Freitag einen Forschungs- und Entwicklungstag ab, von dem sich Marktteilnehmer Impulse erhoffen. Im Handel wurde über den Verkauf von Unternehmensteilen ohne kritische Grösse spekuliert. Das dritte SMI-Schwergewicht Nestlé (-0,2%) lag im Gesamtmarkt.
Spitzenreiter unter den 30 Schweizer Top-Werten waren am Donnerstag Actelion (+1,8%). Einmal mehr seien rund um die Allschwiler Übernahmespekulationen im Umlauf gewesen, sagten Händler. Diesmal seien sie von einer Studie der US-Bank Citigroup angefacht worden; AstraZeneca wurde als möglicher Interessent genannt.
Die konjunktursensitiven Adecco (1,3% auf 68,85 CHF) zogen ebenfalls deutlich an. Die Avance wurde einerseits von den starken Daten zum amerikanischen Arbeitsmarkt getragen, andererseits von einer Kurszielerhöhung auf 86 CHF durch das Aktienresearch von Goldman Sachs. Nach sechs Quartalen seien wieder erste Zeichen einer Rückkehr zum Wachstum zu erkennen, hiess es etwa zur Begründung.
Unter den schwächsten Blue Chips fanden sich Syngenta (-1,9%), SGS (-1,2%) und ABB (-0,7%). Die im Oktober nur noch schwach wachsenden Schweizer Uhrenexporte hinterliessen Spuren bei Richemont und Swatch (je -0,8%).
Transocean (-3,3%) drehten am Nachmittag abrupt nach unten, während der Ölbohrplattform-Betreiber eine Investorenkonferenz in New York abhielt. Das Unternehmen plant zur Steigerung der finanziellen Flexibilität die Gründung einer Master Limited Partnership (MLP), einer Art der Kommanditgesellschaft, die öffentlich gehandelt wird.
Im breiten Markt standen Gavazzi (-3,2%) nach Halbjahreszahlen unter Druck. Die PS der Basler KB büssten 0,4% ein, nachdem die Finanzmarktaufsicht Finma die Bank wegen Stützungskäufen für die eigenen Titel gerügt und die entsprechenden Gewinne eingezogen hat. (awp/mc/upd/ps)