CH-Schluss: SMI fällt unter 12’000 Punkte
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt ist mit klaren Abgaben in den Monat Mai gestartet. Die europäischen Aktienmärkte folgten am Montag der US-Börse, wo die Kurse am Freitag eingebrochen waren. Dabei rutschte der Leitindex SMI unter die Marke von 12’000 Punkten. Belastet wurde der Index vor allem durch die Abgaben bei Industriewerten sowie Finanztiteln. Etwas Halt gab dem Schweizer Markt lediglich das defensive Schwergewicht Nestlé, während sich auch die Pharmariesen Roche und Novartis dem Ausverkauf nicht entziehen konnten.
Den Investoren fehlten derzeit Argumente, um am Aktienmarkt zuzukaufen, meinte ein Händler. Das Börsenumfeld sei sehr angespannt. Nebst dem Ukraine-Krieg und dem steten Säbelrasseln der Russen bereiten vor allem Rezessionsängste grosse Sorgen. Im Zuge der Corona-Lockdowns und der strengen Pandemieregeln dürfte sich die Konjunkturlokomotive China schlechter entwickeln als ursprünglich erwartet. All das wird umrahmt von Inflations- und Zinssorgen. Am Mittwoch dürfte die US-Notenbank mit einem weiteren Zinsschritt den Teuerungstendenzen entgegentreten. Ökonomen rechnen dabei mit einem konsequenten Zinsschritt von 50 Basispunkten.
Bis Börsenschluss fiel der SMI um 1,29 Prozent auf 11’971,73 Punkte zurück. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, verlor 1,41 Prozent auf 1848,83 Punkte und der breite SPI 1,26 Prozent auf 15’406,15 Zähler. Bei den 30 Blue Chips gaben 28 Werte nach und nur zwei standen am Ende im Plus.
Für Aufregung hatte am Berichtstag im frühen europäischen Geschäft ein rascher und starker Rücksetzer gesorgt, der den SMI kurzzeitig bis auf 11’860 Stellen absacken liess. Händler erklärten dies mit einem «Fat Finger Trade», also einer Fehleingabe, an der Börse in Stockholm. Manche Blue Chips büssten vorübergehend um die zehn Prozent ein. «Dieser Kursschock hat gezeigt, wie schnell es gehen kann», sagte ein Händler mit Blick auf die nervösen Finger der Börsianer.
In der Schweiz waren vor allem im konjunktursensitiven Industriesektor einige Grossverlierer zu finden: Im SLI gaben die Papiere der in der Halbleiterbranche tätigen VAT-Gruppe um 3,2 Prozent nach, die Partizipationsscheine des Lift- und Rolltreppenherstellers Schindler sanken um 3,3 Prozent oder die Aktien des Luxusgüterkonzerns Richemont verbilligten sich um 3,1 Prozent. ABB verloren 2,9 Prozent.
Grössere Einbussen verzeichneten auch Finanztitel: So standen am Ende Partners Group und Credit Suisse mit je 2,5 Prozent im Minus. Zur CS gab es über das Wochenende Meldungen zu US-Klagen, die sich gegen die Bank oder ehemalige sowie aktuelle Spitzenmanager richten. Das Vertrauen in die Grossbank bleibt geschwächt. UBS lagen mit minus 2,1 Prozent am Montag im Mittelfeld.
Der Schweizer Börse gab das Schwergewicht Nestlé (-0,2%) nur wenig Halt, während Roche (-1,6%) und Novartis (-1,0%) klar zurückgenommen wurden. Einzige Lichtblicke waren Kühne+Nagel mit einem Plus von 2,1 Prozent und Swisscom mit einem minimen Kursanstieg von 0,1 Prozent.
Am breiten Markt verloren die Anteile von Dormakaba 1,9 Prozent. Der Schliesstechnikkonzern verkauft wie geplant sein Metallhohltüren-Geschäft Mesker in den USA und verbucht aber in diesem Zusammenhang einen Abschreiber von 64 Millionen Franken.
Die Aktien des Flughafen Zürich schlossen mit 1,5 Prozent im Minus. Der Flugverkehr am Flughafen hat im April deutlich Auftrieb erhalten, die Zahl der Starts- und Landungen liegt aber immer noch unter dem Vorcorona-Wert zurück. Die Erholung könnte wegen des Ukraine-Kriegs, einer möglichen konjunkturellen Abschwächung und wegen der steigender Energiepreise gebremst werden, sagte ein Händler.
Ansonsten fielen auch Belimo nach einer Kurszielsenkung mit einem Kursrückgang von 10 Prozent auf, während Perrot Duval um 11 Prozent und Leclanché um 6,9 Prozent zulegten. (awp/mc/pg)