Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Freitag zum dritten Mal in Folge an Terrain eingebüsst, die Korrekturphase hielt damit vorerst an. Im Vergleich zum vergangenen Freitag ergab sich in der verkürzten Nach-Pfingstwoche dank des starken Dienstags allerdings nur eine knappes Minus. Belastet wurde das Börsensentiment vor dem Wochenende vor allem von den zunehmenden Unsicherheiten im Zusammenhang mit der Eskalation im Irak. Eher enttäuschende Konjunkturdaten aus den USA wirkten sich hierzulande nicht gross aus und hinderten auch den Dow Jones nicht an einem leichten Anstieg in der frühen Handelsphase. So holte auch der SMI in den letzten zwei Handelsstunden einen guten Teil grösserer Verluste wieder auf.
Die Sorglosigkeit vieler Investoren sei in letzter Zeit etwas abgeebbt, da sich in den vergangenen Tagen negative Faktoren unerwartet gehäuft hätten, hiess es im Handel. Es werde befürchtet, dass sich die Lage am Ölmarkt mit der Irak-Krise weiter verschärfen könnte und deshalb weitere Preissteigerungen beim «schwarzen Gold» zu erwarten seien.
Der Swiss Market Index (SMI) büsste 0,20% auf 8’653,76 Punkte ein. Im Wochenvergleich ergab sich ein Minus von 0,1%. Der gekappte Swiss Leader Index (SLI) verlor 0,25% auf 1’316,17 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,24% auf 8’548,91 Punkte. Von den 30 wichtigsten Aktien schlossen 21 im Minus und 9 im Plus.
Unter den anhaltenden Gewinnmitnahmen litten Holcim (-1,2%) am meisten, spezifische Nachrichten zu dem Titel gab es nicht. Ähnlich hoch waren die Verluste von Sika und Givaudan (je -1,1%) oder Roche (-1,0%).
Von den Banken gaben UBS (-1,1%) und CS (-0,9%) etwas mehr nach als Julius Bär (-0,4%). Die Société Générale hat zwar das Kursziel für die Aktien der Credit Suisse leicht erhöht, gleichzeitig zeigte sich das französische Institut aber über das schwache Ertragswachstum im Wealth Management und dem Investment Banking besorgt. UBS wurden von Spekulationen über möglicherweise sehr hohe Bussen wegen der Devisenmarktmanipulationen zusätzlich etwas gebremst.
Für ABB (-0,3%) hat Goldman Sachs die Einstufung «Sell» bestätigt. Auch Dufry (-0,5%) gaben nach, die Papiere wurden von einer Ratinganpassung durch JPMorgan auf «Neutral» von «Underweight» kaum gestützt.
Auf der Gewinnerseite schwangen Transocean (+2,0%) und Geberit (+1,7%) obenaus. Das Ölserviceunternehmen hat am Vorabend seinen neuesten Flottenbericht vorgelegt, der Titel dürfte allerdings vor allem vom steigenden Ölpreis gestützt worden sein. Geberit knüpften an die gute Entwicklung der vergangenen vier Wochen an, mittlerweile liegt das am Morgen markierte neue Allzeithoch bei 313,40 CHF. Unterstützung erhielten Geberit zum Wochenschluss von einer Aufstufung durch Goldman Sachs. Die Bank hat ihre Einstellung gegenüber der bisher zum Verkauf empfohlenen Aktie radikal geändert und hob den Titel auf «Buy». Das bisher bei 223 CHF gelegene Kursziel wird neu mit 365 CHF angegeben. Goldman Sachs sieht also auch auf dem aktuellen Rekordniveau noch einiges Potential nach oben.
Etwas deutlicher waren noch die Avancen von Actelion (+1,7%), während Lonza (+0,5%) oder Novartis (+0,4%) moderat zulegten.
Im breiten Markt haben Conzzeta ihren steilen Anstieg der vergangenen Tage fortgesetzt und mit einem Plus von 4,0% erneut deutlich zugelegt. Das Plus seit vergangenem Donnerstag liegt nun bei rund 16%. Am Berichtstag fand die ausserordentliche Generalversammlung statt, an der die Aktionäre unter anderem über die Verschmelzung mittels Absorptionsfusion mit dem Mehrheitsaktionär Tegula oder über die Abschaffung der Inhaberaktie befinden sollten.
Leonteq (+0,4%) zogen leicht an, nachdem das Unternehmen eine Zusammenarbeit mit dem Bankensoftware-Hersteller Avaloq angekündigt hat. Zwischen der Banking Suite-Software von Avaloq und der Leonteq-Plattform soll eine ausbaufähige Schnittstelle eingerichtet werden.
Orior (-1,1%) fielen dagegen nach der Ankündigung eines Chefwechsels etwas zurück. CEO Remo Hansen verlässt das Unternehmen im Sommer. Ad Interim übernimmt Konzernleitungsmitglied Bruno de Gennaro die Verantwortung. Analysten bedauern den Abgang und sprechen von einem Verlust für das Unternehmen. Deutlichere Einbussen gab es zudem für Infranor (-5,7%). (awp/mc/pg)