Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Freitag deutliche Verluste erlitten, aber über dem Tagestief geschlossen. Bereits zu Beginn des Tages waren die Indizes ins Minus gefallen, im Laufe des Nachmittags verstärkten sich die Abgaben dann aber noch deutlich. Zu Handelsbeginn belastete laut Händlern vor allem die Konjunkturentwicklung in China die Märkte. Die chinesische Wirtschaft ist im ersten Quartal 2012 «nur» um 8,1% – und damit unter den Erwartungen – gewachsen.
Im Laufe des Tages führten dann aber Sorgen um die Stabilität Spaniens zu verstärkter Nervosität an den Finanzmärkten. An den europäischen Börsen wurden deswegen vor allem die Finanzwerte nach unten gezogen, am Devisenmarkt sank gleichzeitig der Euro-Kurs. Anleger wurden auch durch weitere typische Krisenanzeichen alarmiert: So stiegen die Prämien für Versicherungen gegen einen spanischen Zahlungsausfall deutlich an. Nicht zuletzt verwiesen Marktteilnehmer auch noch auf enttäuschende US-Konjunkturzahlen. So war der sogenannte Michigan-Index, der das Konsumklima misst, im April überraschend gefallen.
Der wichtigste Schweizer Aktienindex Swiss Market Index (SMI) schloss den Tag 0,87% tiefer bei 6’072,12 Punkten (Tagestief 6’053). Die wegen Ostern verkürzte Handelswoche ergab somit ein Minus von knapp 1,5%. Der 30 Titel umfassende, gekappt Swiss Leader Index (SLI) verlor am Freitag 1,24% auf 922,3 und der breite SPI 0,81% auf 5’595,35 Zähler.
Die Probleme Spaniens sowie die verstärkten Konjunktursorgen im chinesischen Raum belasteten hierzulande vor allem die Finanztitel und die konjunktursensitiven Werte, während sich die defensiven Schwergewichte deutlich besser hielten und den Index stabilisierten.
Unter den grössten Verlierern im Blue-Chips-Segment waren mit CS (-3,8%), UBS (-2,4%) und Julius Bär (-3,2% bzw. -1,17 CHF) alle Banken, wobei letztere ex Dividende von 60 Rappen gehandelt wurden und damit deutlich besser als die Grossbanken abschnitten. Relativ gute Zahlen der beiden US-Banken JP Morgan und Wells Fargo gaben den hiesigen Banken nur ganz kurz etwas Schub.
Grössere Einbussen erlitten aber vor allem auch zyklische Werte, wie etwa diejenigen des Personalvermittlers Adecco (-2,9%), des Baustoff-Herstellers Holcim (-2,3%) oder der beiden Luxusgüter-Konzerne Richemont (-2,3%) und Swatch (-1,7%). Aber auch die Titel des Transport-Logistikers Kühne+Nagel (-2,2%, Q1-Zahlen am Montag), des Chemiekonzerns Clariant (-1,9%) oder des Technologiekonzerns ABB (-1,8%) mussten deutlich Haare lassen, ohne dass spezifische Firmennews auf die Kurse geschlagen hätten.
Bei den Versicherern gehörten Swiss Life (-2,6%) und Zurich Insurance (-1,9%) zu den grösseren Verlierern, während sich Baloise (-1,5%) und Swiss Re (-0,4%) etwas besser hielten. Der Rückversicherer führte am Berichtstag seine Generalversammlung durch, wobei sich der Konzern laut den Verantwortlichen für die Zukunft gut positioniert sieht.
Unter den defensiven Index-Schwergewichten fielen Novartis (-0,3%) und Nestlé (-0,4%) durch mässige Verluste auf. Der Nahrungsmittel-Hersteller wird kommende Woche seine Erstquartalsumsätze präsentieren. Roche GS (+0,2%) hielten sich dagegen nach den Avancen vom Vortag (+1,6%) im Zuge der Quartalszahlen erneut gut. Auch scheint sich im Übernahmekampf um die US-Firma Illumina langsam eine Lösung abzuzeichnen. Grösste Gewinner bei den Top-30-Titeln waren Lonza (+0,4%) und Logitech (+0,3%).
Im breiten Markt wies Ems-Chemie (-1,5%) einen besser als erwartet ausgefallene Quartals-Umsatz aus. Das Management hat zudem die bisherige Guidance bestätigt, was die Aktie aber nicht anzutreiben vermochte.
Durch grössere Einbussen fielen Zürich Flughafen (-3,5%) auf, wobei es hier aus dem Handel hiess, knapp 370’000 Aktien sollten platziert werden. Grössere Verluste gab es ausserdem für Repower (-10,1%) oder Orascom (-4,1%), grössere Gewinne für ENR Russia (+24%) oder IPS (+7,0%). (awp/mc/pg)