CH-Schluss: Talfahrt geht weiter – Uhrenaktien schwach
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Dienstag den Krebsgang fortgesetzt. Vor dem am (morgigen) Mittwoch anstehenden Zinsentscheid der US-Notenbank Fed hielten sich die Investoren angesichts der vielen Unsicherheiten zurück und nahmen einen Teil der jüngsten Gewinne mit. Die Risikobereitschaft habe zumindest vorübergehend nachgelassen, hiess es am Markt.
Auch wenn das Fed die Zinsen wohl nicht verändern werde, könnte die US-Zentralbank doch für lange Gesichter sorgen, meinte ein Händler. Dies vor allem dann, wenn sie sich zurückhaltend bezüglich der erhofften geldpolitischen Wende äussere. Die Währungshüter dürften zögern, weil die US-Inflationsdaten zuletzt mehrfach höher ausgefallen sind als erwartet. Zudem entwickelt sich die amerikanische Wirtschaft robust, was die Notwendigkeit für Zinssenkungen verringert. In Japan hat die Zentralbank derweil den entgegengesetzten Weg eingeschlagen und ihren Leitzins erstmals seit 17 Jahren von -0,1 Prozent auf zwischen 0 und 0,1 Prozent angehoben. Damit beendete sie die Negativzinspolitik.
Der Leitindex SMI verlor bis Börsenschluss um 0,39 Prozent auf 11’577,80 Punkte. Der SLI, der die 30 wichtigsten Aktien enthält, büsste 0,33 Prozent ein auf 1898,17 Punkte. Der breite SPI tauchte um 0,39 Prozent auf 15’199,60 Zähler. 16 SLI-Werte gaben nach und 14 legten zu.
Zuoberst auf den Verkaufslisten stehen die Papiere der Partners Group (-3,1%). Der Asset Manager hat mit seinen Jahreszahlen 2023 die Markterwartungen nicht ganz erfüllt. Partners Group verkaufte so wenig wie seit der Finanzkrise nicht mehr und insbesondere die Performance Fees enttäuschten. Allerdings hätten die Partners-Group-Aktien sehr stark zugelegt und nun würden die Anleger eben Gewinne mitnehmen, sagten Händler.
Unter deutlichem Verkaufsdruck standen die Aktien von Swatch (-2,8%) und Richemont (-1,6%), die damit ihren Kurstaucher vom Vortag fortsetzen. Sie litten unter den im Februar stagnierenden Uhrenexporten, hiess es. Vor allem die für die Luxusgüterindustrie wichtigen Märkte China und Hongkong sind eingebrochen. Der Monat Februar sei für die Uhrenbranche ein Warnschuss, sagte Philippe Bertschy von der Bank Vontobel. Der starke Rückgang in China sei vor allem für die dort stark vertretene Swatch-Gruppe «keine positive Nachricht».
Lindt&Sprüngli PS (-1,6%) und UBS (-1,3%) mussten ebenfalls deutlich Federn lassen. ABB (-0,9%) gerieten in den Strudel von Siemens (-5,5%). Siemens-Finanzchef Ralf Thomas dämpfte auf einer Investorenkonferenz die Erwartungen für den Bereich Digital Industries (DI), der als Hoffnungsträger gilt. Grund sei eine langsamere Geschäftsbelebung in China.
Auch die drei Schwergewichte Nestlé (-0,9%), Roche G (-0,2%) und Novartis (-0,01%) zogen den Leitindex nach unten. «Und ohne die grossen Drei ist halt kein Staat bzw. keine stärkere Performance zu machen», sagte ein Händler.
Auf der anderen Seite legten die Aktien von Logitech (+1,6%) zu und machten so einen kleinen Teil des Vortagesverlustes wieder wett. Am Montag hatten der Abgang des Finanzchefs und eine Verkaufsempfehlung der UBS den Titel in die Tiefe gedrückt.
Hinter Logitech an der Spitze der Gewinner standen Swiss Re (+1,2%). Die Titel des Rückversicherers wurden von den Ergebnissen des Konkurrenten Hannover Rück nach oben gezogen, der am Vortag starke Aussichten und höhere Dividenden angekündigt hatte.
Im breiten Markt wurden die Resultate von Georg Fischer (+2,6%) positiv aufgenommen. Der Industriekonzern hat 2023 den Umsatz dank der Übernahme der finnischen Uponor in etwa gehalten. Meyer Burger (+8,0%) setzten den volatilen Kursverlauf fort. Händler sprachen von Deckungskäufen vor dem morgigen Abgang des Bezugsrechts. Newron kletterten nach den Jahreszahlen um 3,2 Prozent.
Dagegen wurden Vetropack (-14,8%) nach enttäuschenden Ergebnissen abgestraft. AMS Osram sackten um 9,3 Prozent ab auf 0,986 Franken. Zeitweise wurde mit 0,97 Franken der tiefste Stand seit 15 Jahren erreicht. Damit ist die Aktie weiter unter den Bezugspreis der letzten Kapitalerhöhung von 1,07 Franken gefallen. Ausländische Leerverkäufer liessen ihre Muskeln spielen, sagten Händler. (awp/mc/ps)