Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Freitag nach einem schwächeren Start stetig Boden gutgemacht und zuletzt deutlich höher geschlossen. Vor allem die Erholung an den US-Märkten habe am Nachmittag zu einem weiteren Anstieg auch des hiesigen Marktes geführt, hiess es im Handel. Marktteilnehmer sprachen aber von einem – vor allem auch ferienbedingt – eher ruhigen Handelstag. Ein noch deutlicheres Plus verhinderten Nestlé, die auch am Freitag wieder unter Druck standen. Die diversen US-Makrodaten, die am Freitag veröffentlicht wurden, hatten derweil keinen grossen Einfluss auf das Geschehen gehabt, wie es hiess.
«Der Markt ist nun wieder auf Stabilisierungskurs», sagte ein Marktteilnehmer zum Geschehen – dies nach zuletzt klaren Verlusten: So hatte der SMI von Dienstag bis Donnerstag jeweils im Minus geschlossen. Nun sei ein positiver Monatsausklang sowie ein positiver Start in den August wieder eher möglich. Die Talfahrt der US-Big-Techs in der zu Ende gehenden Woche dürfte die Anleger wohl in ihrer Überzeugung bestärkt haben, dass die US-Notenbank Fed im September die Zinswende einleiten werde, so der Händler. Und tiefere Zinsen sind bekanntlich meist gut für die Aktienmärkte.
Der SMI schloss die Sitzung vom Freitag um 1,12 Prozent höher auf 12’241,49 Punkten und damit nahe dem Tageshoch. Auf Wochensicht erreichte der Schweizer Leitindex ein Plus von rund 0,6 Prozent. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Werte enthalten sind, gewann 1,23 Prozent auf 1985,86 und der breite SPI 1,01 Prozent auf 16’246,90 Zähler. Bei den 30 Blue Chips gab es zum Handelsschluss 27 Gewinner und nur drei Verlierer.
Entgegen dem allgemeinen Trend schloss das SMI-Schwergewicht Nestlé (-1,0% auf 87,92 Fr.) tiefer. Nach dem Kursdebakel vom Vortag (-5,1%) verloren die Papiere des weltgrössten Nahrungsmittel-Herstellers damit bereits den zweiten Tag in Folge deutlich. «Die Anschlussverkäufe nach dem als enttäuschend empfundenen Halbjahresbericht hielten auch heute an», sagte ein Händler dazu. Der verhaltene Ausblick auf den Rest des Geschäftsjahres veranlasste auch diverse Analysten dazu, ihre Modelle und Kursziele zu überarbeiten. Dies habe wohl zusätzlichen Druck auf die Papiere ausgelöst.
Es gab bzw. gibt allerdings auch verteidigende Stimmen: «Wir reden hier von einer Firma, die hohe Gewinne schreibt und nicht von einem Techunternehmen, das Versprechen für eine ungewisse Zukunft abgibt», meinte ein Marktteilnehmer. Das täuscht aber nicht darüber hinweg, dass die Nestlé-Papiere mit 85,70 Fr. im frühen Handel ein neues Mehrjahrestief erreicht haben. Man muss man bis 2019 zurückgehen, um ein solch tiefes Niveaus zu finden.
Der Kursrücksetzer hat auch dazu geführt, dass Nestlé in Sachen Marktkapitalisierung nur noch das zweitgrösste Schweizer Unternehmen ist. Der Basler Pharmakonzern Roche hat dank seinen jüngsten Avancen Nestlé jedenfalls wieder überholt. Roche war am Freitag kurz vor Handelsschluss 233 Milliarden Franken Wert, Nestlé nur gut 230 Milliarden. Der Roche GS (+3,1%) gehörte am Freitag dank der guten, am Donnerstag präsentierten Halbjahreszahlen wieder zu den grössten Gewinnern unter den Blue Chips.
Noch etwas fester schlossen Lonza (+3,8%). Der ebenfalls aus Basel stammende Pharmazulieferer hatte – wie Roche – am Donnerstag gut aufgenommene Semesterzahlen präsentiert. Zu den grössten Gewinnern zählten ausserdem Richemont, Sandoz, Roche I und ABB, die alle über 2 Prozent gewannen.
Mit Holcim (+0,4%) hat am Freitag ein weiterer SMI-Titel Zahlen veröffentlicht. Der Zementkonzern hat im ersten Halbjahr weniger Umsatz erzielt, aber einen höheren Betriebsgewinn gemacht. Vor allem zu Sitzungsbeginn gab es einige Gewinnmitnahmen, dann erholte sich das Papier wieder.
Neben Nestlé schlossen bei den Blue Chips auch noch Kühne+Nagel (-0,2%) wie auch Straumann (-0,1%) knapp im Minus.
Auf den hinteren Reihen fielen vor allem AMS Osram (+13%) auf. Der Halbleiterhersteller hat im zweiten Quartal wie erwartet etwas weniger Umsatz erzielt, aber bei einigen Finanzkennzahlen trotzdem die Erwartungen übertroffen. Die Aktien der beiden Industriefirmen Lem (-15%) und Forbo (-5,2%) gerieten dagegen nach Zahlen stärker unter Druck. (awp/mc/pg)