CH-Schluss: SMI 0,3% tiefer bei 9556 Punkten
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Mittwoch Terrain eingebüsst. Gewinnmitnahmen in den schwergewichtigen Novartis-Aktien und Konjunktursorgen trübten laut Händlern die Stimmung. Zudem hätten sich die Anleger vor der Veröffentlichung des Protokolls der jüngsten Zinssitzung der US-Notenbank Fed am Abend zurückgehalten. Nach dem Vortagesanstieg auf ein Allzeithoch könne eine Atempause nicht schaden, hiess es weiter.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat wie erwartet an der lockeren Geldpolitik festgehalten. Die EZB sorgt sich weiter um das Wachstum in der Euro-Zone. Auch wenn sich das Wachstumstempo abschwäche, hält EZB-Präsident Mario Draghi die Wahrscheinlichkeit einer Rezession für gering. Zugleich öffnet sich die EZB Forderungen der Banken, die vermehrt über die Belastung durch eine Art Strafzins klagen. Es werde geprüft, ob negative Begleiterscheinungen des negativen Einlagensatzes abgemildert werden müssten, sagte der EZB-Chef. Betreffend des EU-Gipfels zum Brexit gab es kaum noch Zweifel, dass der Termin für den britischen EU-Austritt noch einmal um etliche Monate verschoben wird.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss 0,27 Prozent schwächer auf 9’556,31 Punkten, jedoch deutlich über dem Tagestief. Der breite Swiss Performance Index (SPI) fiel um 0,18 Prozent auf 11’408,76 Zähler. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) schloss nahezu erholt mit minus 0,02 Prozent bei 1’4725,00 Punkten. Im SLI war die Gewichtung der einzelnen Aktien limitiert. Von den 30 wichtigsten Titeln legten 16 zu und 13 geben nach. Sika schlossen unverändert.
Die grössten Verluste verzeichneten Novartis (-3,0%). Alcon (-0,7%) dagegen grenzte das Minus deutlich ein. die Augenheilmittelfirma wurde gestern von Novartis abgespaltet. Nach einem Vortagesschlusskurs von über 58 Franken strichen Anleger Gewinne ein. Für einige Marktteilnehmer sei die Aktie sehr stolz bewertet. Der Titel weise ein negatives Chancen-/Risiko-Verhältnis auf, sagt ein Händler. Optimistischer gestimmte Marktteilnehmer rieten hingegen vorerst zum Abwarten.
Der Novartis-Kursabschlag belastete den SMI entscheidend. Zahlreiche Analysten haben die Kursziele für «Novartis-ex Alcon» angepasst. Der Schritt sei jedoch positiv. Nun müsse sich aber Novartis in seiner konzentrierten Struktur beweisen. Ins Gewicht fiel für den Novartis-Kurs zudem die Abstufung durch Morgan Stanley auf «Underweight»
Bei den Bluechips gaben AMS (-1,9%), ABB (-0,4%), Clariant (-0,3%) und Swatch (-0,3%) nach.
Unter Abgaben litten die Banken: Julius Bär, die von Alcon aus dem SMI verdrängt wurden, sackten um 1,3 Prozent ab. Credit Suisse (-0,3%) und UBS (-0,4%) gaben ebenfalls Boden preis. Den Banken machte laut Händlern die Aussicht auf weiterhin tiefe Zinsen zu schaffen. Die Signale von EZB-Chef Draghi, dass die negativen Folgen der Negativzinsen möglicherweise abgemildert werden könnten, sorgten laut Händlern vorübergehend für Unterstützung.
Sika (unv.) konsolidierten den Anstieg vom Vortag, als der Bauchemiekonzern solide Umsatzzahlen für das erste Quartal veröffentlicht hatte.
Zu den Gewinnern zählten Lonza (+1,5%), SGS (+1,5%) und LafargeHolcim (+1,6%), Logitech (+1,5%) und Swisscom (+1,4%).
Nestlé stützten den Gesamtmarkt mit einem Plus von 0,5 Prozent. Die Titel profitierten von einer Neueinschätzung von Barclays mit dem Rating «Overweight».
Im breiten Markt standen die Aktien des Detailhändlers Valora (-5,1%) unter Druck. Baader Helvea hat die Empfehlung in einer Neueinschätzung der Lage direkt auf Verkaufen von zuvor Kaufen herabgesetzt. Begründet wurde dieser Schritt vor allem mit der Neuausschreibung der Bahnhof-Kioske durch die SBB.
Gurit dagegen stiegen um 5,3 Prozent. Der Spezialkunststoff-Hersteller hat im ersten Quartal 2019 aufgrund von Zukäufen den Umsatz deutlich gesteigert.
Gefragt waren auch die Aktien von Sunrise (+2,7%), der Nummer Zwei im Schweizer Telekommarkt. Händler begründeten den Kursanstieg mit dem Nein der Aktionäre auf der Generalversammlung zu einer Kapitalerhöhung. (awp/mc/pg)