CH-Schluss: Deutliche Verluste – Schwergewichte belasten

CH-Schluss: Deutliche Verluste – Schwergewichte belasten

Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat den Donnerstagshandel mit tiefroten Vorzeichen beendet und ist deutlich unter die Marke von 7’800 Punkten gefallen. Auf die Kurse drückten hierzulande primär die defensiven Schwergewichte, die nach Avancen in den Vortagen nun Gewinnmitnahmen verzeichneten. Auch die Aussagen von EZB-Präsident Mario Draghi und schwache Konjunkturdaten lasteten auf der Stimmung.

Die Notenbanken Japans, Grossbritanniens und der Eurozone standen im Fokus. Während die BoJ die Schleusen über Anleihekäufe weiter öffnet, bleiben BoE und EZB bei ihrer Politik. Die EZB hat den Leitzins mit 0,75% unverändert belassen. Draghi betonte an der Medienkonferenz, dass die Geldpolitik so lange wie notwendig «akkommodierend» bleibe. Als Risiken sieht er langsame Reformen und einen schwächeren Konsum, während der Inflationsausblick ausgewogen sei. Zuvor hatte die Bank of England ebenfalls an ihrer Geldpolitik festgehalten. Negativ wurde der Einkaufsmanagerindex der Eurozone aufgefasst, die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA sind zudem unerwartet gestiegen.

Der Swiss Market Index (SMI) verlor 1,43% auf 7’762,65 Punkte und schloss damit nur leicht über dem Tagestief bei 7’753. Das sind bereits rund 200 Punkte weniger als das erst am Mittwoch markierte Mehrjahreshoch. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) fiel um 1,51% auf 1’159,53 Zähler und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 1,37% auf 7’194,69 Punkte. Von den 30 wichtigsten Titeln schloss nur einer im Plus.

Allein die drei SMI-Schwergewichte belasteten den Schweizer Leitindex mit fast 90 Minuspunkten. Roche (Aktie -1,5%) lancierte einen Test zur Diagnose und Verlaufskontrolle von Schilddrüsenkrebs. Die Aktien wurden zudem von Exane BNP mit einem leicht höheren Kursziel versehen. Auch Vontobel hat dieses nach oben angepasst und die Einstufung «Buy» bestätigt.

Das Kursziel für Novartis (-1,3%) hat Vontobel zwar auch erhöht, das Rating lautet jedoch weiterhin auf «Reduce». Der dritte SMI-Substanzwert Nestlé gab derweil 1,0% ab.

Konjunkturbefürchtungen für China lasteten schwer auf den Titeln der Luxusgüterhersteller. Am Ende der Bluechip-Tabelle standen Richemont (-3,2%) und auch Swatch (-1,9%) schlossen tiefer. Gemäss Marktbeobachtern gibt es einige Indikatoren, die auf eine Verlangsamung des Wachstums in der Volksrepublik hindeuten. Auch Zykliker wie etwa Holcim (-3,0%), Givaudan (-2,7%) oder Sulzer (-2,1%) büssten deutlich ein.

Die Veröffentlichung des «Offshore-Leaks» sorgte bei den Grossbankentiteln UBS (-1,5%) und CS (-2,6%) für Verunsicherung. Julius Bär gaben derweil um 1,6% ab. Auch die Draghi-Äusserungen sorgten weiter für Druck. Die von verschiedenen Medien behandelten Dokumente zeigten detailliert, wie zwanzig Schweizer Banken und zahlreiche Treuhänder und Anwälte Tausende von Gesellschaften in Steueroasen eröffnet haben sollen.

Die zuletzt gut gelaufenen Sonova-Titel (-1,3%) konnten nicht von der Vorstellung von Produktneuheiten profitieren. Der Hörgerätehersteller hat an einem Kongress in den USA neue Produkte der Marken Phonak, Unitron und Advanced Bionics präsentiert.

Auf der Gewinnerseite fanden sich allein Actelion (+0,1%). Die Versicherungen Zurich (-0,5%), Swiss Life (-0,6%), Swisscom (-0,4%) und die Immobilienfirma SPS (-0,3%) wiesen noch verhaltene rote Vorzeichen auf.

Im Fokus standen auch einige Unternehmen aus dem breiten Markt: So haben die beiden Immobiliengesellschaften Zug Estates (+1,2%) und Peach Property (+1,7%) die Bücher für das Jahr 2012 geöffnet. Zug Estates gab dabei erstmals nach der Abspaltung von Metall Zug gesonderte Jahresergebnisse bekannt; dabei zeigen sich Analysten von der Dividende und dem Neubewertungsgewinn positiv überrascht.

Der Stahlkonzern Schmolz+Bickenbach (+10,2%) hat ausgewählte Investoren zu einer Beteiligung an einer Stärkung des Kapitals eingeladen. Dabei rückte das Beteiligungsunternehmen Renova des russischen Milliardärs Viktor Vekselberg ins Zentrum, das anscheinend an einem Einstieg beim Stahlkocher interessiert ist.

Bucher (Aktie -2,4%) übernimmt die brasilianische Eco Sistemas, die einen Umsatz von etwa 10 Mio CHF erzielt. Dadurch will der Konzern die Position im Bereich Hydrauliksysteme in Lateinamerika stärken. Zum Kaufpreis wurden keine Angaben gemacht.

HSBC hat das Kursziel für die Flughafen Zürich-Aktien (+0,6%) angehoben. Das Rating wird mit «Übergewichten» angegeben. Valora (-1,3%) werden von der UBS auf «Sell» von «Neutral» heruntergestuft. Auch das Kursziel wird leicht nach unten angepasst. Komax (+2,3% auf 92,20 CHF) wurde hingegen von der UBS mit einem «Buy»-Rating bedacht, nach zuvor «Neutral». Das Kursziel erhöht die Grossbank deutlich auf 110 von 82 CHF. (awp/mc/upd/ps)

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