CH-Schluss: SMI schliesst -0,8% auf 7’909 Punkte
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag klar im Minus geschlossen. Der Leitindex SMI rutschte dabei in die Nähe der Marke von 7’900 Punkten ab. Als Grund für die Verluste galten die neusten Signale der US-Notenbank: Zur Überraschung vieler Anleger und Analysten hält es eine Mehrheit des geldpolitischen Ausschuss für «wahrscheinlich angemessen», die Ende 2015 begonnene Zinswende im Juni mit einer zweiten Zinsanhebung fortzusetzen. Steigende Zinsen gelten als Gift für die meisten Aktien.
Nach der gestrigen Veröffentlichung des jüngsten Sitzungsprotokolls der US-Notenbank Fed seien die Anleger «verständlicherweise besorgt», kommentierte ein Marktstratege die Kursentwicklung. Verstärkt wurden diese Sorgen im Verlauf des Donnerstags durch Aussagen einzelner Notenbank-Mitglieder. Solche gab es insbesondere vom einflussreichen Mitglied William Dudley: Seiner Einschätzung nach sprechen derzeit viele Signale aus der Wirtschaft für eine weitere Zinserhöhung.
Der Swiss Market Index (SMI) büsste bis Handelsschluss 0,82% auf 7’908,79 Punkte ein und schloss damit nur minimal über dem Tagestief. Vor dem letzten Handelstag der Woche ist die bisherige Wochenbilanz somit leicht negativ. Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI), in dem die grössten Titel nicht mit der ganzen Gewichtung enthalten sind, gab um 0,60% auf 1’210,40 und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,61% auf 8’571,04 Stellen nach. Von den 30 Blue Chips beendeten 19 den Tag im Minus, neun im Plus und zwei unverändert (Schindler, Swiss Life).
Die grössten Verluste unter den Blue Chips verzeichneten bei Handelsschluss jene der Credit Suisse (-2,9% oder 0,40 CHF). Diese wurden am Berichtstag aber Ex-Dividende gehandelt, und ohne diesen Abschlag von 0,70 CHF hätten sie solide im Plus geschlossen. Sie fügten sich damit ins Gesamtbild, wonach Finanztitel vom allgemeinen Abwärtstrend nicht erfasst werden. So waren die UBS-Titel mit 1,1% sogar die Hauptgewinner unter den SMI/SLI-Werten.
Titel aus dem Finanzsektor könnten die Profiteure von höheren US-Zinsen sein, hiess es dazu im Handel. Solche würden den Instituten wieder mehr Spielraum verschaffen und die Erträge stabilisieren.
Bei Julius Bär (+0,3%) wurde diese Grundstimmung durch aktuelle Zahlen ergänzt. Der Vermögensverwalter hatte am Morgen einen Zwischenbericht zu den ersten vier Monaten vorgelegt, der von den Beobachtern als «durchzogen» beurteilt wurde. Positiv kommentierten die Analysten die Bruttomarge, die etwas über den Erwartungen lag. Enttäuscht zeigten sich die Beobachter hingegen von einem unter den Erwartungen ausgefallenen Zufluss von Neugeldern.
Klar im Plus schlossen ansonsten nur noch Sika (+0,5%), Lonza (+0,4%) sowie Sonova und Dufry (je +0,3%).
Die Mehrheit der Aktien gab aber Terrain preis, am stärksten neben den CS-Papieren Aryzta (-2,2%), Galenica (-2,1%) sowie Swisscom und Givaudan (je -1,8%).
Die drei Schwergewichte erlitten ebenfalls markante Verluste und waren somit prägend für das Minus des Gesamtmarktes. So gaben Roche um 1,3% sowie Novartis und Nestlé um je 0,8% nach. Die Roche-Papiere vermochten nicht davon zu profitieren, dass der Pharmakonzern im zukunftsträchtigen Bereich der Krebsimmuntherapien einen Zwischenerfolg verbuchen konnte. Die US-Gesundheitsbehörde FDA erteilte dem Mittel Atezolizumab die vorläufige Zulassung für einen bestimmten Typ des Blasenkarzinoms. Die Erwartungen der Analysten über den Spitzenumsatz gehen aber noch weit auseinander.
Die Clariant-Aktien (-0,6%) hielten sich vergleichsweise gut, obwohl die geplante Übernahme des Enteisungsgeschäfts von Kilfrost in Europa durch die britischen Wettbewerbsbehörden blockiert werden könnte.
Im breiten Markt legten Kudelski gegen den Trend um 2,9% zu. Das Tech-Unternehmen profitierte von einer Einigung in einem Patentstreit mit Yahoo. Höher schlossen nach Zahlen Züblin (+5,6%). Wenig gefragt waren nach Resultatvorlagen hingegen Orascom (-2,2%) und SPS (-0,7%). Auch Gategroup büssten nach der Vorlage der Erstquartalszahlen um 2,3% ein. Da der chinesische Luftfahrt- und Tourismuskonzern HNA im April ein Übernahmeangebot angekündigt hat, waren diese Ergebnisse aber eher zweitrangig.(awp/mc/cs)