Zürich – Die Sorgen um das Scheitern des Rettungspakets für Zypern haben den Schweizer Aktienmarkt auch am Dienstag belastet und kurz vor Börsenschluss auf Tagestiefstände sinken lassen. Dass die Verluste im Leitindex SMI weniger stark ausfielen als an vielen anderen europäischen Börsen, war vor allem auf Kursgewinne der defensiven Schwergewichte Novartis und Roche zurückzuführen.
Am frühen Nachmittag hatte der SMI zwischenzeitlich gar die Gewinnzone erreicht, wobei besser als erwartete Daten zum Immobilienmarkt in den USA die Stimmung aufhellten. Gegen Abend belasteten allerdings die Ereignisse in Zypern die Aktienmärkte zusehends. So machten Gerüchte um den Rücktritt des zypriotischen Finanzministers die Runde, zudem wurde kolportiert, dass in der für den späteren Abend angesetzten Parlamentsabstimmung diverse Abgeordnete der Regierungspartei die umstrittene Zwangsabgabe für Kontoinhaber in Zypern nicht unterstützen wollten.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss 0,52% schwächer auf 7’789,60 Punkten, leicht über dem Tagestief von 7’777,83 Zählern. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) verlor 1,01% auf 1’175,02 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) gab 0,55% auf 7’220,40 Punkte nach. 25 der 30 wichtigsten Titel schlossen im Minus, vier im Plus und einer notierte unverändert.
Die stärksten Verluste unter den Bluechips erlitten Richemont (-4,3% auf 76,10 CHF). Laut Angaben von Händlern platzierte eine bedeutende internationale Investmentbank 7 Mio Aktien des Luxusgüterkonzerns in einer Preisspanne von 76,30 bis 77,50 CHF. Swatch (-3,4%) gaben ebenfalls deutlich nach. Scharfe Verluste mussten zudem Sonova (-3,1%) hinnehmen. Laut Marktbeobachtern belastete eine negative Studie des Bankhauses Berenberg.
Wie schon am Vortag erlitten angesichts der aufgeflammten Unsicherheit um die Eurozone die Bankenwerte überdurchschnittliche Verluste. UBS schlossen 2,9% tiefer und CS beendeten den Tag 2,6% im Minus. Julius Bär gaben mit -1,2% etwas weniger stark nach. Auch die Versicherungstitel verloren: So schlossen Swiss Re 0,5% im Minus, während Swiss Life 0,9% und Zurich 1,0% abgaben.
Bâloise (-1,1%) fielen nach Jahreszahlen ebenfalls klar zurück. Der Versicherer hat 2012 zwar einen deutlich höheren Gewinn erzielt, das Jahr 2011 war aber noch stark von negativen Sonderfaktoren beeinflusst gewesen. Bemängelt wurde von Analysten vor allem das neue Ziel für die EK-Rendite und die Tatsache, dass der Konzern trotz Jubiläumsjahr keine Sonderdividende ausschütten will.
Bei den Zyklikern gaben Clariant (-1,7%) deutlich nach. Die französische Société Générale hat in einer Studie ihr «Sell»-Rating für den Chemiekonzern bestätigt. Adecco (+0,6%) gehörten zu den wenigen Gewinnern, obwohl Goldman Sachs für die Titel beim Rating «Hold» bleibt. Dem Personaldienstleister stehe ein weiteres Jahr mit geringen Wachstumsaussichten bevor, hiess es zur Begründung.
Die als defensive Anlagen geltenden Pharmawerte Novartis (+1,1%) und Roche (+0,6.%) waren die beiden stärksten Bluechips. Dagegen schlossen auch Nestlé (-0,4% auf 68,15 CHF) im Minus. Die Analysten der französischen Bank Exane BNP haben ihr Kursziel für die Aktien des Nahrungsmittelkonzerns auf 74 von 66 CHF erhöht und bestätigen ihr Rating «Outperform».
Zulegen konnten dagegen auch Swiss Prime Site (+0,3%) nach Jahreszahlen. Das Immobilienunternehmen hat 2012 zwar einen leicht tieferen Mietertrag erwirtschaftet und die Konsenserwartungen verfehlt, beim Reingewinn vor Neubewertungen allerdings eine Punktlandung hingelegt und die Dividende unverändert gelassen.
Im breiten Markt setzte sich am Dienstag der Abschlussreigen fort. Forbo (-3,2%) erfüllte mit seinen Zahlen die Erwartungen mehrheitlich, während Partners Group (+4,4%) die Schätzungen klar übertreffen konnte. Newron (-0,1%) vermochte die liquiden Mittel deutlich zu steigern.
Zu den grössten Verlierern im SPI gehörten Meyer Burger (-7,5%). Am Markt machten Gerüchte die Runde, wonach China unter der neuen Regierung vor substanziellen Subventionskürzungen in die heimische Solarindustrie stehe. Starke Verluste erlitten auch Dufry (-4,3%) nach einer Ratingabstufung durch die Deutsche Bank sowie Kaba (-3,2%), die von der UBS auf «Neutral» zurückgestuft wurden. (awp/mc/pg)