CH-Schluss: Deutlich fester im Schlepptau von «Big Pharma»
Zürich – Die Schweizer Anleger sind am Donnerstag ein wenig mutiger geworden und haben – nach einem Rücksetzer zur Wochenmitte – wieder verstärkt bei Aktien zugegriffen. Anziehende US-Aktienindizes haben im späten Handel auch den hiesigen Dividendenpapiere Schwung verliehen. Über Wohl und Gedeih des Gesamtmarktes entschied über weite Strecken auch die Performance der grosskapitaliserten Roche-Papiere, die nach Zahlen den ganzen Tag über auf Richtungssuche waren.
Zudem lebt die Börse laut Händlern nach wie vor von der Hoffnung auf ein billionenschweres Hilfspaket der US-Regierung. Auskunft zum Zustand der weltgrössten Volkswirtschaft wird der monatliche US-Arbeitsmarktbericht am Freitag geben. Die am Berichtstag publizierten Konjunkturdaten aus den USA enthielten Licht (Arbeitslosenhilfe und Industrieaufträge) und Schatten (Industrieproduktion).
Der SMI schloss 0,79 Prozent fester bei 10’860,95 Punkten und damit nur knapp unter Tageshoch. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Werte enthalten sind, gewann 0,70 Prozent auf 1’727,02 und der breite SPI ebenfalls 0,70 Prozent auf 13’546,92 Zähler. Im SLI kamen auf 23 Gewinner nur 7 Verlierer.
Die Bilanzsaison hatte einiges zu bieten. Nach auf den ersten Blick eher enttäuschenden Jahreszahlen und einigen Auf und Ab schlossen die Genussscheine von Roche deutlich fester mit plus 2,2 Prozent. Kurz zusammengefasst: Die Geschäfte des Pharmakonzerns leiden unter der Pandemie, während Corona-Tests boomen.
Laut Marktbeobachtern hat sich am Ende wohl die Einsicht durchgesetzt, dass das Thema «Gesundheit» mit der Pandemie längerfristig einen höheren Stellenwert einnehmen dürfte. Das spiele der Branche und damit auch Roche in die Hände, womit das Papier in jedes diversifizierte Portfolio gehöre. Novartis schnitten mit plus 1,6 Prozent ebenfalls deutlich besser als der Gesamtmarkt ab.
Am anderen Ende tummelten sich ABB (-5,0%) nach Zahlen. Der Industriekonzern hat zwar die Erwartungen vor allem beim operativen Ergebnis übertroffen. Händler erklärten die Abgaben mit Gewinnmitnahmen und einem unerwarteten Verlust im vierten Quartal. Das Papier habe davor im bisherigen Jahresverlauf einen guten Schnitt gemacht.
Swisscom (+0,02%), der dritte Blue Chip mit Zahlen, fügten sich unauffällig ins Geschehen ein. «Die Zahlen sind ok, aber die Aktie ist schon vor den Zahlen gelaufen», sagte ein Händler. Daher sei das Plus sehr moderat ausgefallen.
Finanzwerte waren am Donnerstag hingegen gefragt. Credit Suisse (+2,0%), UBS (+0,6%), Julius Bär (+2,6%) und vor allem Partners Group (+3,0%) stiegen allesamt. Angefangen hatte die Euphorie auf den italienischen Finanzmärkten, nachdem Mario Draghi mit der Regierungsbildung beauftragt wurde. Die Aussicht auf eine Expertenregierung unter dem früheren EZB-Chef («Whatever it takes») und ein Ende der Regierungskrise liess die Nachfrage nach italienischen Staatsanleihen hochschnellen.
Auch defensive Werte ausserhalb Pharma waren gesucht. Straumann gewannen 3,2, Sonova 2,3 und Alcon 2,1 Prozent – drei Vertreter der Medtech-Branche. Auch die Papiere des Pharma-Zulieferers Lonza stiegen um 0,5 Prozent. Nestlé (-0,2%) hingegen hielten nicht mit. Händler verwiesen darauf, dass das Ergebnis von Rivale Unilever am Markt wegen enttäuschender Profitabilität nicht gut aufgenommen worden sei.
Zyklische Papiere schlossen uneinheitlich. Während Richemont (+1,5%) und Adecco (+1,1%) gekauft wurden, wurden etwa Kühne+Nagel (-1,9%), Clariant (-1,0%) und LafargeHolcim (-0,5%) verkauft.
Am breiten Markt wurden die Zahlen von Lem (+3,2%) und Idorsia (-1,1%) unterschiedlich aufgenommen. Auf der Gewinnerseite dominierten auch bei den kleineren Werten Pharmaaktien wie Relief (+5,3%), Addex (+4,7%) und Obseva (+4,2%).
Vifor erholten sich um 1,3 Prozent vom jüngsten Rückschlag. Eine Gewinnwarnung des FMC hatte die Papiere zuletzt belastet. (awp/mc/ps)