Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat den Mittwochshandel ganz leicht im Minus beendet. Vor den geldpolitischen Entscheidungen der US-Notenbank am Abend hielten die Anleger sich grösstenteils zurück. Der Leitindex SMI pendelte im Tagesverlauf vom Minus ins Plus und zurück ins Minus. Dabei brachten auch zahlreiche Geschäftsberichte von Firmen nur wenig Schwung in den Markt. «Derzeit sehen wir eine Reaktion nach dem Motto ’sell the fact'», sagte ein Händler. Egal, ob die Zahlen gut oder schlecht seien, werde tendenziell eher auf den Verkaufsknopf gedrückt.
Vom Fed werde am Abend auf jeden Fall erwartet, dass es die lockere Geldpolitik noch weiter verlängert. Brandneue Infos werde die US-Notenbank vermutlich zwar nicht liefern, sagte zum Beispiel Devisenexpertin Antje Praefke von der Commerzbank. Doch dürfte Fed-Chef Jerome Powell erneut betonen, dass die Notenbank noch lange expansiv bleiben werde und bereit sei, falls nötig, noch expansiver zu werden, um die Wirtschaft zu stützen. Zum Konjunkturpaket seitens der US-Regierung erwarten die Experten nicht, dass Republikaner und Demokraten noch diese Woche einen Kompromiss finden.
Der SMI schloss schliesslich 0,04 Prozent tiefer bei 10’272,81 Zählern. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Werte enthalten sind, sank um 0,10 Prozent auf 1’559,76 Punkte und der breit gefasste SPI um 0,08 Prozent auf 12’709,68 Zähler. Bei den 30 SLI-Titeln hatten bei Börsenschluss die Gewinner leicht die Überhand.
Am oberen Ende der Kurstafel standen dabei etwa Aktien wie Sonova (+2,6%), Alcon (+2,0%), SGS (+0,6%) oder Logitech (+1,0%). Letztere dürften vom guten Abschneiden des US-Chipherstellers AMD profitiert haben. «Dieser sorgte für gute Stimmung in der Branche», sagte ein Händler.
LafargeHolcim wiederum (+0,3%) profitierten von Ergebnishoffnungen im Vorfeld der morgigen Veröffentlichung der Halbjahreszahlen.
Die Genussscheine von Roche (+0,6%) drehten derweil nach anfänglicher Schwäche in die Gewinnzone. Zunächst hatte eine Mitteilung des Pharmariesen, wonach er in einer Phase-III-Studie mit dem Mittel Actemra/RoActemra (Tocilizumab) gegen das Coronavirus das Ziel, den Zustand der Patienten zu verbessern, nicht erreicht hatte, für Enttäuschung und fallende Kurse gesorgt. Im Tagesverlauf war das Vertrauen der Anleger aber wieder zurückgekehrt.
Novartis (-0,5%) verloren dagegen an Wert. Derzeit sei Roche eindeutig wieder die Nummer eins am Rheinknie, hiess es am Markt. «Roche hat einfach das bessere Momentum», sagte ein Händler.
Zu den grössten Verlieren gehörten aber die Finanz- und einzelne zyklische Werte: Die Bankenwerte UBS (-2,2%), CS (-1,0%) und Julius Bär (-1,1%) sowie Adecco (-2,3%), Temenos (-1,4%) und Clariant (-1,1%) gaben allesamt nach. Bei CS hofften Händler noch vergeblich auf «Meinungskäufe» vor dem am Donnerstag erwarteten Quartalsbericht. Clariant lagen aufgrund verhaltener Aussagen seitens BASF im Angebot.
Im Fokus der Anleger standen auf der Verliererseite aber vor allem die Aktien von AMS, bei denen einer festeren Eröffnung ein massiver Absturz folgte. Von diesem erholten sie sich im Tagesverlauf nicht mehr so richtig. Schliesslich schloss der Halbleiterhersteller 1,4 Prozent tiefer. Das Quartalsergebnis wurde als grundsätzlich gut bezeichnet. Händler monierten aber den zurückhaltenden Ausblick.
Nestlé (+0,1%) verhielten sich am Tag vor dem Halbjahresbericht hingegen wenig auffällig. Da der Nahrungsmittelmulti derzeit nahe seinem Rekordhoch gehandelt wird, dürfte das kurzfristige Kurspotenzial auch bei einem guten Ergebnis limitiert sein, befürchtete ein Händler.
Am breiten Markt zogen die Aktien von Zehnder (+4,7%), Cassiopea (+1,5%) und LEM (+3,9%) nach Vorlage ihrer Zwischenberichte an. Inficon (-1,0%) gaben dagegen leicht nach.
Die Anteile von Meyer Burger verloren 4,4 Prozent. Neue Aktien wurden nach der kürzlich durchgeführten Kapitalerhöhung erstmals gehandelt. (awp/mc/ps)