Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt beendet den ersten Handelstag der Woche mit Verlusten, nachdem bereits am Morgen Konjunktursorgen aus Asien belastetet hatten. Eine erfolgreiche Anleiheauktion in Italien liess die Indizes zum Mittag kurzzeitig ins Plus drehen. Julius Bär stand stark unter Druck und gaben im Handelsverlauf weiter ab: Die Übernahme der Vermögensverwaltung der Bank of America Merrill Lynch ausserhalb der USA wurde eher kritisch kommentiert.
Ein geringer als erwartetes BIP-Wachstum in Japan im dritten Quartal bereitete den Anlegern Sorgen. Allerdings nähre dies auch Hoffnungen auf ein Eingreifen der Notenbanken, hiess es im Handel. In Griechenland sank das BIP im zweiten Quartal weniger stark als befürchtet und in Italien wurde die Auktion einjähriger Staatsanleihen überzeichnet, allerdings bei leicht steigender Rendite. Auch am den US-Märkten zeigte sich bis zum Handelsschluss in Europa ein verhaltenes Bild.
Der Swiss Market Index (SMI) gab um 0,27% ab auf 6’466,18 Zähler nach. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) schloss 0,52% leichter bei 953,97 Punkten und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,32% bei 5’975,09 Zählern.
Gegen Handelsende wurde die Zahl der Werte, die negative Vorzeichen aufwiesen immer länger. Angeführt wurde sie den ganzen Tag über von Julius Bär, die kontinuierlich abgaben und am Ende 7,4% verloren. Der Kaufpreis des Merrill Lynch-Unternehmensteils wurde zwar als günstig beurteilt. Dies dürfte aber vor allem damit zusammenhängen, dass das Geschäft derzeit nicht profitabel sei, hiess es. Auch die für die Übernahme geplante Kapitalerhöhung wird kritisch hinterfragt. Die Aufstockung decke sich von der Höhe her nahezu mit dem Kaufpreis, obschon die Zürcher Privatbankengruppe über reichlich Überschusskapital verfüge, heiss es.
Die Diskussion um das Steuerabkommen in Deutschland betraf eher die Grossbanken. Der Finanzminister von Nordrhein-Westfalen, Norbert Walter-Borjans, hält gemäss Presseberichten weitere Käufe von Bankkundendaten für möglich und droht mit dem Scheitern des Steuerabkommens mit der Schweiz. Demgegenüber bekräftigte ein Regierungssprecher in Berlin das Festhalten an dem Abkommen und schloss Nachverhandlungen aus. Während die Aktien der CS mit +0,7% schlossen gab das UBS-Papier 0,3% ab.
Die Versicherer wurden im Tagesverlauf zeitweise von der gelungenen Aktion italienischer Anleihen gestützt. Am Schluss zeigten die Titel ein uneinheitliches Bild: Swiss Re gingen nach einer leichten Kurszielanhebung durch Paribas Exane unverändert aus den Handel. Swiss Life gewannen 0,3%, Baloise 0,1% während Zurich Insurance 0,3% verloren. Zurich und Swiss Life berichten am Donnerstag und Freitag über den Geschäftsverlauf.
Zwei der drei Index-Schwergewichte schlossen im Plus und gab dem SMI eine leichte Unterstützung. Nestlé gewann 0,1%, Roche GS 0,2%. Novartis dagegen schloss 0,2% leichter. Jefferies hatte das Kursziel für den Genussschein von Roche erhöht und die «Kauf»-Empfehlung bestätigt. Das zweite Quartal 2012 habe einen starken Grundtrend gezeigt, so die Begründung. Bereits am Freitag hatte die US-Gesundheitsbehörde FDA das Medikament Lucentis der Roche-Tochter Genentech in den USA zur Behandlung von Diabetes-bedingten Makulaödem (DME) zugelassen. Dies sei aber so erwartet worden, hiess es unter Analysten.
Während Clariant (+1,0%) zu den grössten Gewinnern gehörte, gingen die konjunktursensitiven Werte zumeist mit grösseren Abschlägen aus dem Handel. Holcim verlor am Ende 0,8%, nachdem der Wert lange ein Plus aufgewiesen hatte. Auch Adecco, (-1,3%), Schindler (-1,2%), Sika und Kühne+Nagel (je -0,6%) gaben ab. Noch deutlicher war das Minus bei Logitech (-1,8%), Swatch und Richemont (je -1,4%).
Im breiten Markt hat die Berner Warenhaus-Gruppe Loeb (ungehandelt bei 192 CHF) im ersten Halbjahr einen leichten Erlösrückgang verzeichnet, den Gewinn aber dank einem verbesserten Finanzergebnis zum Vorjahr stabil gehalten. Im Ausblick auf das Gesamtjahr bleibt das Management vorsichtig und gibt keine Prognosen ab. (awp/mc/pg/upd/ps)