CH-Schluss: SMI bleibt auf Erholungskurs – Wachstumswerte gefragt
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Montag an den positiven Trend der vergangenen Woche angeknüpft und erneut höher geschlossen. In der Vorwoche hatte der Leitindex erstmals nach zuvor fünf Wochen Talfahrt wieder einen Gewinn erzielt. Schwindende Zinsängste in den USA haben zuletzt an den Börsen wieder mehr Zuversicht einkehren lassen. Zudem kamen auch aus China hoffnungsvolle Nachrichten: In Shanghai sollen vom kommenden Mittwoch an die Lockdown-Massnahmen gegen die Corona-Pandemie grösstenteils wegfallen. Dies dürfte die globalen Lieferkettenprobleme etwas lindern.
Über die weitere Entwicklung an den Börsen gehen die Meinungen auseindander. Diese dürfte vor allem von Konjunkturdaten beeinflusst werden und daher volatil bleiben, sagte ein Händler. Allerdings sei inzwischen sehr viel Negatives bezüglich Inflation, Krieg und möglicher Rezession in den Aktienkursen eingepreist, erklärte ein anderer Händler. «Wir haben inzwischen stark korrigiert.» Das Geschäft verlief laut Händlern am Berichtstrag aber relativ ruhig, was auch einem US-Feiertag geschuldet war. Am «Memorial Day» wird an den US-Börsen nämlich nicht gehandelt.
Der SMI schloss um 0,76 Prozent höher bei 11’736,26 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gewann 1,00 Prozent auf 1834,41 und der breite SPI 0,88 Prozent auf 15’072,36 Zähler zu. 24 der 30 SLI-Werte rückten vor, sechs büssten an Wert ein.
Die stärksten Gewinne verbuchten Wachstums- und Technologiewerte, die laut Händlern von den positiven Vorgaben der Wall Street am vergangenen Freitag Rückenwind erhalten haben. So zählten die Technologiewerte VAT (+5,1%), AMS Osram (+3,6%) und etwas abgeschlagen Logitech (+2,0%) zu den stärksten Gewinnern. Mit an der Spitze standen zudem die Wachstumswerte Straumann (3,6%), Lonza (+2,1%) und Sonova (+2,1%). Aber auch die Anteile des Elektrokonzerns ABB (+2,5%) waren gefragt.
Die Hoffnung auf ein Ende der Lockdowns in China sorgte für anziehende Nachfrage nach den Aktien der beiden Luxusgüterkonzerne Richemont (+2,9%) und Swatch (+3,1%). Sie waren bereits in der Vorwoche sehr gut gelaufen.
Zu den Gewinnern zählten zudem die Banken CS (+1,8%), UBS (+1,7%) und Julius Bär (+1,3%), was am Markt unter anderem mit den steigenden Renditen erklärt wurde. Damit konnten die Versicherer nicht mithalten. Swiss Re gewannen 0,6 Prozent. Swiss Life (-0,1%) und Zurich (-0,3%) waren gar leicht schwächer.
Vergleichsweise geringe Aufschläge verbuchten die drei SMI-Schwergewichte Nestlé, Novartis und Roche (je +0,3%). Dabei hatte Novartis eine weitere US-Zulassung für die personalisierte Zelltherapie Kymriah erhalten.
Am SLI-Tabellenende standen Partners Group (-0,6% oder 6 Fr.), die aber ex-Dividende von 33 Franken gehandelt werden.
Weit unten standen auch die als defensiv geltenden Swisscom (-1,2%), aber auch der Softwaretitel Temenos (-0,3%) und der Logistiker Kühne + Nagel (-0,1%) waren etwas leichter.
Im breiten Markt schossen Aryzta 12,5 Prozent in die Höhe. Der Backwarenkonzern hat mit dem Umsatz im dritten Quartal die Erwartungen deutlich übertroffen.
Zur Rose (+4,9%) profitierten zum einen von Deckungskäufen, gehören die Titel doch zu den am meisten leerverkauften Schweizer Aktien. Zum anderen dürfte die Online-Apotheke von der bundesweiten Einführung des E-Rezepts profitieren. Ein Entscheid der dafür zuständigen Behörde Gematik bezüglich eines verbindlichen Fahrplans stehe bevor, hiess es.
Bei Dufry (+1,5%) verwiesen Händler auf neu angeheizte Gerüchte zu angeblichen Gesprächen des Duty-Free-Spezialisten mit dem italienischen Betreiber von Flughafen- und Autobahnraststätten Autogrill über eine Fusion.
Relief (-3,6%) setzten den Kurszerfall, wenn auch etwas abgebremst, fort. Bekanntlich hatte letzte Woche eine US-Behörde die Einstellung der Tests um den Corona-Hoffnungsträger «Aviptadil» empfohlen. (awp/mc/pg)