Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat den Freitagshandel mit einem deutlichen Plus beendet. Für Kauflaune sorgt neuer Optimismus im Handelsstreit. Der Leitindex SMI legte nach einem bereits freundlichen Start im Tagesverlauf weiter zur und übersprang die Marke von 9’000 Punkten. Der Schlussspurt am letzten Handelstag der Woche sorgte auch auf Wochensicht für ein deutliches Plus.
Medienberichten zufolge hat US-Finanzminister Steven Mnuchin vorgeschlagen, die Strafzölle auf chinesische Importe zu verringern oder ganz aufzuheben. Das US-Finanzministerium hatte diese Aussagen zwar zügig dementiert, doch Anlegern reichte das Gerücht offenbar, um Aktien zu kaufen, hiess es am Markt. Dies werde als Zeichen dafür gesehen, dass die US-Regierung eine baldige Lösung der Querelen mit China anstrebt. Davon profitierten hierzulande etwa Banken und Zykliker. Die US-Konjunkturdaten am Nachmittag waren gemischt ausgefallen. So hatte die US-Industrie ihre Produktion im Dezember stärker als erwartet gesteigert, der Konsumklimaindex aus Michigan enttäuschte hingegen.
Der Swiss Market Index (SMI) gewann 1,23 Prozent und schloss auf 9’023,96 Punkten und damit fast auf Tageshoch. Damit beträgt das Wochenplus gut 2,2 Prozent, seit Anfang Jahr ging es um knapp 7,1 Prozent nach oben. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) stieg um 1,52 Prozent auf 1’401,57 Zähler und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 1,12 Prozent auf 10’525,14 Stellen. Von den 30 Titeln im SMI/SLI schlossen 27 im Plus und nur drei im Minus.
Bei den Blue-Chip-Zyklikern führten Sika (+3,7%) die Erholung an, die ihre Kursdelle damit endgültig abschüttelten. Die Publikation der ersten Eckdaten für 2018 hatte Anfang der Woche zu einer Kursschwäche geführt. Befeuert wurde die Erholung von verschiedenen positiven Analystenkommentaren. Zuletzt hatte etwa Baader Helvea das Kursziel leicht erhöht und die Kaufempfehlung bestätigt.
Neben Sika verbuchten auch andere konjunkturabhängige Aktien wie Clariant (+2,9%), Richemont (+2,5%), LafargeHolcim (+2,3%), ABB (+2,2%) und Kühne+Nagel (+2,1%) überdurchschnittliche Kursgewinne. Für Geberit (+2,6%) hatte Julius Bär zwar das Kursziel gesenkt, das «Buy»-Rating jedoch bestätigt. Die Umsatzdynamik habe im vierten Quartal wieder etwas zugenommen, hiess es.
Deutlich nach oben strebten die ebenfalls zuvor schwachen Technologiewerte: Temenos (+3,8%) setzten ihren starken Lauf vom Donnerstag fort und auch AMS (+5,1%), als stärkster SMI/SLI-Wert, und Logitech (+2,5%) legten deutlich zu.
Die Bankaktien setzten zu einer Gegenbewegung an: Credit Suisse gewannen 2,2, UBS 1,8 und Julius Bär 2,4 Prozent hinzu. Die Papiere hatten am Donnerstag unter den Zahlen von Société Générale und Morgan Stanley gelitten. Für die CS hatte das Research der UBS derweil das Kursziel um zwei auf 20 Franken gesenkt. Die Einstufung lautet aber weiterhin «Outperform».
Am unteren Ende der Top-30-Liste lagen Dufry, die um 3,8 Prozent abgaben. Der Reisedetailhändler hat den Abgang des Finanzchefs sowie eine Reorganisation des Unternehmens angekündigt. Das Ausscheiden des CFO wurde von Analysten bedauert. Die noch am Donnerstag favorisierten defensiven Werte Vifor Pharma (-1,2%) und Sonova (-0,3%) schlossen ebenfalls im Minus.
Nicht so recht auf Touren kamen angesichts der ‹Risk-on›-Stimmung auch die Schwergewichte: Roche (+0,5%), Novartis (+0,9%) und Nestlé (+0,5%) blieben hinter dem Gesamtmarkt zurück. Die drei genannten Aktien bestreiten mehr als die Hälfte der SMI-Kapitalisierung und gelten als defensiv.
Am breiten Markt fielen kleinere und mittlere Zykliker wie Huber+Suhner (+7,6%), Tornos (+6,4%) oder Schlatter (+5,7%) mit starken Aufschlägen auf. Auch GAM (+6,3%), VAT (+5,3%), Wisekey (+4,7%) oder Sensirion (+3,6%) konnten zulegen. Airtech (+6,6%) erholten sich etwas von dem Kurseinbruch vom Wochenstart.
Die Valora-Aktien (-0,2%) legten nach einer zuletzt rasanten Aufwärtsbewegung eine Verschnaufpause ein. Am Donnerstag hatten Gerüchte über ein mögliches Interesse des Detailhändlers Coop am Kiosk- und Detailhandelskonzern die Papiere um 10 Prozent nach oben getrieben.
Auch Zur Rose (-3,4%) konnten ihre frühen Gewinne nicht halten. Die Aussicht auf ein Ende des Widerstands von deutschen Apotheken gegen den Online-Versand von verschreibungspflichtigen Medikamente hatte im frühen Handel noch für Käufe gesorgt. Zur Rose ist im Nachbarland mit der Tochter Doc Morris präsent und hat vor wenigen Monaten Medpex übernommen, Deutschlands drittgrösste Onlineapotheke.
Bei den Verlierern stachen New Value (-19%), Arundel (-8,3%), Aryzta (-4,6%) und Molecular Partners (-4,0%) heraus. (awp/mc/ps)