Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat den Mittwochshandel mit Abgaben beendet. Nachdem der Leitindex SMI sich am Vormittag noch lange seitwärts bewegt hatte, rutschte er am Nachmittag deutlich ins Minus. Zwar fehlten dem Aktienmarkt am Berichtstag wichtige Konjunktursignale, doch machte sich unter den Anlegern vor dem ersten US-Zinsentscheid unter Jerome Powell eine gewisse Nervosität breit. Vor allem Banktitel gingen wegen der Unsicherheit, doch auch aufgrund weiterer belastender Faktoren klar im roten Bereich aus dem Handel.
Von der US-Notenbank wird derweil eine Zinserhöhung um 0,25 Prozentpunkte erwartet. Offen ist hingegen, wie viele Anhebungen in diesem Jahr insgesamt denkbar sind; entsprechende Andeutungen vonseiten der US-Notenbanken sind am Markt von grossem Interesse. Heute Abend gehe es also vor allem darum, zwischen den Zeilen herauszulesen, ob unter der neuen Fed-Spitze die Geldpolitik eher Verbündeter bleiben oder Gegner der Käufer an der Wall Street werden wird, sagte ein Analyst. Dies könnte dann auch wieder die Richtung an den europäischen Aktienmärkten bestimmen.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss 0,72% tiefer bei 8’783,70 Punkten. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) gab ebenfalls 0,72% auf 1’447,24 Stellen nach, während der breite Swiss Performance Index (SPI) mit 0,62% im Minus bei 10’248,69 Zählern aus dem Handel ging. Von den 30 wichtigsten Titeln notierten bei Börsenschluss 25 im Minus und fünf im Plus.
Grösster Verlierer waren SGS (-3,1% oder 2’377 CHF). Die Titel wurden am Berichtstag allerdings Ex-Dividende (75,00 CHF) gehandelt.
Ebenfalls ein klarer Verlierer im SMI-/SLI-Tableau waren vor dem US-Zinsentscheid Finanztitel wie CS (-3,0%), UBS (-1,7%) und Julius Bär (-1,2%). Neben der Fed-Unsicherheit drückten den Banksektor noch andere Sorgen: Dabei wurden Aussagen der Deutschen Bank zum Geschäftsverlauf im Investment Banking auf einer Investmentkonferenz negativ aufgenommen. Es wurde befürchtet, dass sich der Bereich auch in anderen Geldhäusern schlecht entwickelt hat. Die UBS erzielte ausserdem eine Einigung mit der New Yorker Staatsanwaltschaft in Zusammenhang mit Fehlverhalten vor der Finanzkrise. Eine Zahlung in Höhe von 230 Mio USD wurde vereinbart.
Auch mit Swisscom (-1,5%) ging es wie schon am Vortag erneut südwärts. Das aggressive Festnetzangebot des Konkurrenten Salt hatte einige Investoren auf dem falschen Fuss erwischt. Am Berichtstag hatte die Swisscom mit einer Vergünstigung der Wingo-Angebote reagiert. Für Sunrise (-2,3%) aus dem breiten Markt bedeute indessen der Schritt, dass eine vollständige Übernahme von Salt wohl vom Tisch sei, so Analysten.
Klar gaben auch Kühne+Nagel (-0,8%) nach, nachdem Kepler Cheuvreux die Einstufung auf ‹Hold› von ‹Buy› gesenkt hatten. Das vierte Quartal sei schwächer als von ihm erwartet ausgefallen und habe zudem seiner These widersprochen, dass es im Schlussquartal zu einer deutlichen Beschleunigung beim Gewinnwachstum komme, schreibt der zuständige Analyst.
Gestützt wurde der Gesamtmarkt lange Zeit noch etwas von den defensiven Schwergewichten. Schliesslich schlossen aber sowohl Roche als auch Novartis (je -0,1%) und vor allem Nestlé (-1,5%) im Minus. Grosse News gab es zu den Unternehmen keine. Nestlé war etwas im Gespräch, weil am Berichtstag das Stillhalte-Abkommen mit der Bettencourt-Familie zur L’Oréal-Beteiligung auslief. Mittelfristig sei aber keine Änderung der Beteiligung zu erwarten, schrieb Vontobel.
Zu den wenigen Gewinnern zählten Partners Group (+0,6% auf 735,50 CHF). Im Nachgang zur Ergebnispublikation vom Vortag hatte die US-Bank JP Morgan das Kursziel auf 850 von 800 CHF erhöht. Er habe wegen der optimistischen Aussagen des Managements die Prognosen für den Gewinn je Aktie für die Jahre 2018 und 2019 deutlich nach oben korrigiert, so die Begründung.
Im kleinen Gewinnerfeld sind ansonsten noch Sika (+0,9%), Geberit (+ 0,4%) Richemont (+0,4%) oder Givaudan (+0,3%) zu finden.
Am breiten Markt verzeichneten Addex (+1,1%) nach der Genehmigung durch die Übernahmekommission der Opting-Out-Klausel ein Plus. Die Aktien von AMS (+1,3%) profitieren von überzeugenden Aussagen von Firmenvertretern anlässlich einer Investorenkonferenz der Credit Suisse in Asien.
Der Kursverlauf des Börsenneulings Asmallworld (+6,2%) war volatil, nach Gewinnmitnahmen am Morgen schloss die Aktie mit deutlichen Gewinnen.
Weniger Glück hatten im breiten Markt MCH (-6,8%) und Evolva (-6,7%) – beide hatten diese Woche ihre Zahlenkränze präsentiert. (awp/mc/pg)