CH-Schluss: SMI überschreitet Marke von 6900 Punkten
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag die Jagd nach neuen Jahreshöchststanden fortgesetzt. Der Leitindex SMI hat dabei auch die Marke von 6900 Punkten übertroffen, die er zuletzt im April 2010 erreicht hatte. Die positive Stimmung wurde vor allem von Hoffnungen auf einen baldigen Durchbruch in der Haushaltsdebatte in den USA genährt.
Wenig Einfluss zeigten am Schweizer Markt dagegen die Entscheidungen der Europäischen Zentralbank und der Bank of England, ihre Zinssätze wie erwartet konstant zu halten. Auch die verhaltenen Wachstumsprognosen der EZB für das kommende Jahr vermochten die Stimmung nicht zu dämpfen. Am Schweizer Markt legten vor allem die zyklischen Titel stark zu.
Der Blue Chip-Index SMI schloss praktisch auf dem Tages- und damit auch Jahreshoch um 0,88% im Plus auf 6’912,02 Punkte und der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) stieg gar um 0,99% auf 1’050,18 Stellen. Im SLI stehen 28 Gewinner zwei Verlierern gegenüber. Der breite Swiss Performance Index (SPI) rückte derweil um 0,84% auf 6’358,4 Zähler vor.
Zu den Tagesgewinnern unter den Bluechips gehörten die Luxusgüterwerte Swatch (+2,2%) und Richemont (+1,9%), die im Tagesverlauf neue Höchstwerte erreichen konnten. Händler verwiesen auf Kaufimpulse aus Übersee, nachdem ein US-Broker seine Ratings für die Werte angehoben hat. Danach wiesen die Gesellschaften mit ihren zweistelligen Wachstums-Aussichten auch für 2013 attraktives Potenzial auf.
Gefragt waren auch die Chemiewerte. So legten Syngenta und Clariant je 2,2% zu. Die Deutsche Bank hatte für die beiden Werte im Rahmen einer Studie über den europäischen Chemiesektor das Kursziel leicht erhöht, wobei die Analysten aus Frankfurt Syngenta als unterschätzten Wert bezeichneten und zum Kauf empfahlen.
Auch Lonza (+2,1%) legten stark zu, nachdem Helvea die Empfehlung für die Titel auf «Accumulate» von bisher «Neutral» erhöht hat. Die Aktien des Lifescience-Konzerns sind im zurückliegenden Jahr allerdings arg gerupft worden und weisen dementsprechend viel Nachholpotenzial auf. Ebenfalls klar im Plus schlossen die Zykliker Adecco und Holcim (je +1,6%) sowie ABB (je +1,0%).
Bei den Finanzwerten gehörten vor allem Versicherungswerte zu den Gewinnern: So konnten Bâloise 1,8% zulegen und Swiss Re beendeten den Handelstag 1,4% im Plus. Die Titel des Rückversicherers hatten am Vortag noch wegen Furcht vor einer Milliardenklage des Aktionärs Berkshire Hathaway unter deutlichen Abgaben gelitten. Die Titel von Swiss Life (+0,6%) und Zurich (+0,5%) entwickelten sich verhaltener. Bei den Grossbanken präsentierten sich UBS (+1,0%) klar fester, während CS 0,6% höher schlossen.
Etwas verhaltener entwickelten sich die defensiven Werte. Nestlé stiegen aber noch 0,7%, nachdem die Deutsche Bank ihr Rating «Hold» für die Titel bestätigt hat. Die Pharmawerte Roche (+0,9%) und Novartis (+0,5%) entwickelten sich ebenfalls etwa im Rahmen des Gesamtmarktes. Als einzige SLI-Titel mussten Swiss Prime Site (-0,1%) und SGS (-0,9%) Abgaben hinnehmen.
Im breiten Markt verloren die Titel des Energiekonzerns Alpiq (-6,7%) deutlich. Das Unternehmen bestätigte einen Pressebericht, wonach es sein laufendes Restrukturierungsprogramm verstärken will und auch eine Kapitalerhöhung prüft. Gemäss einem Artikel des «TagesAnzeigers» plant Alpiq eine Mittelaufnahme im Umfang von bis zu 1 Mrd CHF. Der Entscheid solle spätestens vor Bekanntgabe der Jahreszahlen 2012 fallen, die im März kommuniziert werden, so das Blatt.
Deutlich tiefer gingen auch Orascom (-5,2%) aus dem Markt. Die Immobilienentwicklerin vermeldete für die ersten neun Monate 2012 trotz eines höheren Umsatzes tiefrote Zahlen. Diese waren laut dem Unternehmen hauptsächlich auf Sondereffekte wie Abschreibungen und Transaktionsverluste zurückzuführen. Auch die politischen Unruhen in Ägypten, wo das Unternehmen stark engagiert ist, sowie die Unsicherheiten um das Projekt in Andermatt würden der Aktie kaum helfen, kommentierte die ZKB.
Zahlen vorgelegt hatte am Donnerstag zudem der Elektronikkomponenten-Hersteller Schaffner, diese wurden mit einem Abschlag von 1,2% quittiert. Experten sprachen von einem «durchzogenen» Ergebnis mit einer EBIT-Marge am unteren Ende der vorgegebenen Bandbreite. Starke Aufschläge wiesen Meyer Burger (+14,0%) auf, die in den letzten Monaten massiv an Wert eingebüsst hatten. (awp/mc/upd/pg)