Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat den Handel am Donnerstag erneut mit festeren Notierungen abgeschlossen und steuert somit auf die zehnte Gewinnwoche in Folge zu. Seit der Aufhebung des Euro-Mindestkurses durch die Schweizerische Nationalbank (SNB) im Januar, als der Leitindex SMI innert Kürze auf unter 7’900 Stellen zurückgefallen war, hat er sich stetig erholt. Das Niveau von vor dem «Franken-Schock» ist bereits wieder übertroffen worden und am Berichtstag erreichte der SMI zu Beginn bei 9’339 Stellen gar ein neues Mehrjahreshoch. Auf einem derart hohen Wert kursierte der Index zuletzt im Sommer 2007.
Treiber für die Aktienmärkte bleibe die nach wie vor ultralockere Geldpolitik grosser Notenbanken, erklärten Händler. So hat die Europäische Zentralbank (EZB) unlängst ein milliardenschweres Anleihenkaufprogramm lanciert und auch die US-Notenbank Fed dürfte die Zinswende wohl erst in der zweiten Jahreshälfte einleiten. Zumindest interpretierten Experten die Aussagen von Fed-Präsidentin Janet Yellen dahingehend. Yellen hatte zwar wie erwartet das Wort «geduldig» aus ihrem Text gestrichen und damit eigentlich den Weg für eine Anhebung im Juni freigemacht. Gleichzeitig wies sie aber darauf hin, dass ein solcher Schritt keine Gefahr für die Konjunkturentwicklung darstellen dürfe. Derweil brachte die geldpolitische Lagebeurteilung der SNB insgesamt keine Überraschungen zu Tage.
Bis Börsenschluss gewann der Swiss Market Index (SMI) 0,78% auf 9’328,48 Punkte. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) legte um 0,55% auf 1’380,90 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,71% auf 9’307,29 Punkte zu. Von den 30 wichtigsten Aktien notierten am Ende 20 im Plus, neun im Minus und Swiss Re unverändert.
Die SNB hatte am Donnerstag die seit der Aufhebung des Euro-Mindestkurses geltende Geldpolitik bekräftigt und die Leitzinsen damit deutlich im Negativbereich belassen. SNB-Präsident Thomas Jordan verteidigte zudem an einer Medienkonferenz die Aufhebung des Euro-Mindestkurses ebenso wie das Negativzins-Regime. In Marktkreisen wurden die SNB-News gelassen aufgenommen, die Senkungen der Konjunktur- und Inflationsprognosen hätten nicht überrascht.
Der Aufwärtstrend im SMI wurde vom Pharmaschwergewicht Roche angetrieben. Die Genussscheine schlossen den Handel mit einem Plus von 1,6% ab, wobei keine wichtigen News zum Unternehmen vorlagen. Das mit dem kalifornischen Lifescience-Unternehmen Sigma-Aldrich unterzeichnete Vertriebsabkommen für die von Roche hergestellten biochemischen Reagenzien sind von Börsianern wohl lediglich als Randnotiz wahrgenommen worden. Die beiden weiteren grosskapitalisierten Titel Novartis (+1,0%) und Nestlé (+0,4%) hinkten Roche deutlich nach.
Zu den weiteren Gewinnern gehörten konjunktursensitive Aktien wie jene des Warenprüfkonzerns SGS (+1,5%) oder jene der Luxusgüterkonzerns Richemont (+0,9%). Die Konkurrenzpapiere von Swatch (+0,4%) konnten da nicht ganz mithalten. Vorallem Richemont profitierten von den besser als erwartet ausgefallenen Exportdaten der Schweizer Uhrenindustrie. Zudem hat HSBC in einer Sektorstudie die Kursziele sowohl für Richemont als auch für Swatch angehoben.
Holcim verteuerten sich um 1,1%. Nach Aussagen des Lafarge-Aktionärs Nassef Sawiris machen die Gespräche zwischen Holcim und Lafarge zur Rettung des geplanten Mergers «gute Fortschritte». Am Montag hatte Holcim bestätigt, dass mit Lafarge Neuverhandlungen über das Austauschverhältnis und die Führungsstruktur geführt werden.
Die Grossbankentitel der UBS (+0,6%) und der Credit Suisse (+0,2%) tauchten nach gutem Beginn im Mittelfeld ab. Für die Credit Suisse hatte Morgan Stanley das Kursziel etwas erhöht und die Einstufung «Equalweight» bestätigt. Zur Begründung verwies die Bank auf die jüngsten Währungs- und Marktentwicklungen. Der Bank stünden einige Hebel zur Verfügung, um beispielsweise über das Private Banking die Renditen zu erhöhen.
Am schwächsten schlossen die volatilen Titel des US-Ölbohrserviceunternehmens Transocean (-2,1%) oder jene des Nahrungsmittelkonzerns Aryzta (-1,2%). Letztere nach einer Kurszielsenkung.
Im breiten Markt fielen u-blox nach der Publikation von Jahreszahlen mit einem markanten Plus von 14% auf und BKW mit einem solchen von immerhin 5,7%. Der Berner Stromversorger konnte 2014 wieder einen Gewinn schreiben und will eine höhere Dividende zahlen. Cham Paper gewannen mit Zahlen 3,3% während Cosmo und Comet unverändert schlossen. Dagegen büssten Cytos ohne News zum Unternehmen 17% ein. (awp/mc/pg)