Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag nach fünf Sitzungen im roten Bereich erstmals wieder höher geschlossen. Nach einem erneut schwachen Start legten die Indizes bald schon deutlich zu und rückten schnell in den leicht positiven Bereich vor. Danach geschah allerdings nicht mehr allzu viel, die Indizes bewegten sich mehr oder weniger seitwärts. Unterstützung erhielt der Leitindex SMI vor allem von den defensiven Schwergewichte, während diverse Zykliker nach Zahlen zum Teil deutliche Kurseinbussen hinnehmen mussten.
Händler sprachen von einem insgesamt eher richtungslosen Geschäft, wobei die US-Zinspolitik weiterhin im Fokus sei. Die am Nachmittag veröffentlichten US-Konjunkturdaten brachten diesbezüglich allerdings keine neuen Erkenntnisse. Grössere Beachtung diesbezüglich dürften die am Freitag anstehenden Zahlen zum US-BIP finden.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss 0,40% höher auf 7’924,39 Punkten. Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI), in dem die grössten Titel nicht mit der ganzen Gewichtung enthalten sind, avancierte minimale 0,04% auf 1’230,44 und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,27% auf 8’660,79 Zähler. Von den 30 wichtigsten Titeln beendeten 17 den Tag im Plus und zwölf im Minus, einer (Schindler PS) schloss unverändert.
Unterstützung erhielt der Gesamtmarkt für einmal wieder von den Index-Schwergewichten, wobei insbesondere Roche (+1,7%) deutlich zulegten. Etwas zurück blieben Nestlé (+1,3%) und Novartis (+0,3%), die weiter von ihren unlängst publizierten Quartalszahlen etwas zurückgebunden werden. Nach der deutlichen Kursschwäche in den letzten Wochen sei es nicht überraschend, dass sich die grossen Titel wieder mal etwas freundlicher zeigten, hiess es im Markt dazu.
Die Aktien der Grossbanken UBS (+1,7%) und Credit Suisse (+1,5%) gehörten ebenfalls zu den klaren Gewinnern. Grund hier war, dass die Deutsche Bank vor allem dank dem anziehenden Handelsgeschäft mit guten Quartalszahlen überraschen konnte und damit den ganzen Sektor stützte. Die UBS wird ihr Quartalsergebnis am (morgigen) Freitag präsentieren, die Credit Suisse am kommenden Donnerstag.
Kräftige Kursverluste mussten dagegen ABB (-6,6%) hinnehmen. Der Industriekonzern hat im dritten Quartal die schwache Nachfrage in einzelnen Absatzmärkten zu spüren bekommen und die Markterwartungen klar verfehlt. Zudem habe der Wechsel des Finanzchefs überrascht, hiess es. Die Bank Vontobel stufte entsprechend ihr Rating für den Titel auf ‹Hold› von ‹Buy› zurück. Im herausfordernden Umfeld sei das Aufwärtspotenzial der Aktie begrenzt, so die Begründung. Ähnlich sieht das offenbar S&P Global, welche den Titel neu gar mit ‹Sell› einstuft.
Ebenfalls stark unter Druck standen den ganzen Tag SGS (-2,9%). An einem Investorentreffen in Polen hat der Warenprüfkonzern am Morgen die Wachstumsprognose für das laufende Jahr nach unten angepasst, was Anleger nicht goutierten. Deutliche Einbussen erlitten bei den Blue Chips auch Clariant (-1,7%). Der Chemiekonzern hat seinen Umsatz in Lokalwährung zwar auch im dritten Quartal steigern können, der operative Gewinn aber stagnierte. Dies sei nicht gut genug, meinte ein Händler.
Nur wenig besser hielten sich Sika (-1,5%). Der im Übernahmekampf steckende Bauchemie- und Klebstoffhersteller hat die Ergebnisse im dritten Quartal auf neue Rekordwerte gesteigert und sich auf Gewinnebene besser als von Analysten erwartet entwickelt. Der Ausblick sei aber von Vorsicht geprägt, so ein Analyst.
Die Uhrentitel Swatch und Richemont (je -0,9%) gehörten ebenso zu den schwächeren Werten. Zu Reden gab hier der Entscheid der Weko, die mit Swatch im Jahr 2013 getroffene Regelung zu Lieferpflichten für Eta-Uhrwerke beizubehalten. Swatch zog darauf in Erwägung, die Preise für Eta-Werke «massiv» anzuheben. Der Weko-Entscheid werde die Flexibilität von Swatch weiter einschränken, meint ein Analyst.
Im breiten Markt verloren Bucher (-4,6%) deutlich. Die Gruppe musste einen Rückgang sowohl beim Umsatz wie auch beim Auftragseingang vermelden, und der Ausblick wurde in Analystenkreisen als «düster» bezeichnet. Straumann (-1,0%) verloren trotz solider Zahlen relativ klar, und bei Logitech (-3,0%) kam es nach den starken Kursavancen am Vortag zu Gewinnmitnahmen. Gut hielten sich derweil u.a. Ams (+5,8%) oder die Finanztitel EFG (+4,1%) und GAM (+3,8%). (awp/mc/pg)