CH-Schluss: Schwäche der Defensiven und EZB dämpfen Euphorie

CH-Schluss: Schwäche der Defensiven und EZB dämpfen Euphorie
(Adobe Stock)

Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag nach starkem Start nur knapp im Plus geschlossen. Im frühen Handel zeigte sich der SMI zwar von den Aussichten auf mehrere Zinssenkungen in den USA im kommenden Jahr noch beflügelt. Dies half aber vor alle den konjunktur- und zinssensitiven Aktien, welche teilweise markant anzogen. Die defensiven Schwergewichte bauten hingegen ihre frühen Verluste am Nachmittag noch aus und zogen den Gesamtmarkt zeitweise gar ins Minus. Etwas gebremst wurde die kleine Fed-Euphorie zudem von der EZB, welche jeglichen Gedanken an eine baldige Zinssenkung von sich wies.

Händler sprachen mit Blick auf die US-Notenbank von einem vorzeitigen Weihnachtsgeschenk. Das Fed hatte sich am Vorabend zuversichtlich für 2024 geäussert und Zinssenkungen um insgesamt 0,75 Prozentpunkte in Aussicht gestellt. Dass die SNB, die EZB und auch die Bank of England ihre Zinsen unverändert liessen, wurde mehrheitlich erwartet und bewegte die Märkte kaum. Dass nun im SMI die Bäume nicht in den Himmel wuchsen und die Marke von 11’300 nicht gehalten wurde, wurde in Marktkreisen auch auf die starke Performance der vergangenen Wochen zurückgeführt. Viel Positives sei bereits eingepreist, so dass das Potential nach oben für den Moment etwas ausgereizt scheine, hiess es.

Der Leitindex SMI schloss 0,19 Prozent höher bei 11’209,95 Punkten. Im Tageshoch bei 11’334 Stellen vom Mittag hatte der SMI im Vergleich zum Jahrestief von Ende Oktober über 10 Prozent zugelegt. Mittlerweile liegt auch die Jahresperformance wieder bei gegen +5 Prozent, wo sie schon Mitte Jahr gelegen hatte. Im Oktober geriet der SMI dann aber zeitweise gar unter den Schlusstand des Vorjahres.

Der 30 Titel umfassende SLI legte am Berichtstag 1,17 Prozent auf 1793,43 Punkte zu und der breite SPI 0,55 Prozent auf 14’666,74 Punkte. 22 SLI-Werte beendeten den Handel zu höheren und 8 zu tieferen Kursen.

Mit grossem Abstand schlossen an der Tabellenspitze Straumann mit einem Plus von 10 Prozent. Rückenwind kam dabei von einer bestätigten Kaufempfehlung durch Barclays.

Darüber hinaus verlieh die Aussicht auf tiefere Zinsen in den USA vor allem zinssensitiven Wachstums- und Technologierwerten kräftig Auftrieb. Sika (+7,3%), Geberit (+6,3%) oder auch VAT (+3,8%) rückten in der Folge besonders kräftig vor, ebenso Sonova (+3,7%).

Swatch (+4,0%) und Richemont (+4,1%) profitierten zusätzlich von einem erfreulichen Trading Statement des Rivalen Brunello.

Jeweils mit einem Plus von mehr als 3 Prozent beendeten auch die Finanzwerte UBS und Julius Bär die Sitzung.

Dass der SMI nicht noch deutlicher gewann «verdankte» er den Schwergewichten. Roche GS büssten 2,7 Prozent ein und Novartis 1,3 Prozent, während es für Nestlé immerhin «nur» um 0,7 Prozent nach unten ging. Auch die defensiven Givaudan (-0,8%) dienten gemäss Beobachtern als «Geld-Quelle» für Umschichtungen in die Wachstumswerte.

Der Wechsel der Finanzchefin Claudia Cordioli von Swiss Re (-4,9%) zu Zurich (-1,8%) in derselben Funktion belastete beide Titel. Der Abgang Cordiolis sei ein herber Verlust für Swiss Re, hiess es in einem Kommentar. Gleichzeitig zog der bevorstehende Abgang von George Quinn die Zurich-Papiere nach unten, da dieser insbesondere in angelsächsischen Börsenkreisen sehr angesehen ist.

In breiten Markt zogen AMS Osram (+13%) massiv an. Die Aussicht auf tiefere Zinsen sowie eine Kaufempfehlung von Jefferies sorgten hier für Schub. Zu kräftigen Gewinnen kam es auch bei den Immobilienwerten, die europaweit kräftig in die Höhe schossen. Die auf Deutschland fokussierten Peach Property gewannen 2,6 Prozent, Allreal 3,3 Prozent und Varia US Properties gar 5,3 Prozent.

DocMorris (+8,2%) wurden nach dem Beschluss des deutschen Parlaments zur Einführung des E-Rezepts kräftig gekauft. Demnach sollen elektronische Rezepte und digitale Patientenakten nun endlich im kommenden Jahr zum Standard und für die Praxen verpflichtend werden. Meyer Burger (+12%) holten den Grossteil des Vortageseinbruchs (-14%) wieder auf. (awp/mc/ps)

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