Zürich – Die Schweizer Aktienbörse hat am Donnerstag etwas fester geschlossen. Nach einem steten Aufwärtstrend schmolzen die Gewinne im späteren Verlauf zu einem Grossteil wieder ab. Dabei bremsten einerseits die Kurseinbussen beim Schwergewicht Roche, die unter einem Forschungs-Misserfolg litten. Anderseits ebbten die Anschlusskäufe im Verlauf wieder ab, weil laut Händlern die Impulse von der Wall Street fehlten. Dort blieben die Börsen wegen des Nationalfeiertags geschlossen. Schon am Vortag fand nur ein verkürzter Handel statt.
Starker Treiber der Kursgewinne waren laut Händlern von enttäuschenden US-Konjunkturzahlen ausgelöste Zinssenkungshoffnungen. Dieses Feuer könnte am Freitag noch stärker angefacht werden, sollte der monatliche US-Jobreport schlechter ausfallen als erwartet. Allerdings könnte das Pendel auch schnell in die andere Richtung ausschlagen, meinte ein Analyst. Dann nämlich, wenn die Anleger die konjunkturellen Risiken bis hin zur Angst vor einer Rezession höher gewichteten als die Hoffnung auf mögliche Zinssenkungen. Derweil sind sich die US-Notenbank-Vertreter weiter uneins über die Zahl der möglichen Zinssenkungen im laufenden Jahr. Im Schnitt wird nur eine erwartet. Für das kommende Jahr rechnen die Fed-Offiziellen dann im Schnitt mit vier Senkungen. Das ist mehr als zuvor geschätzt.
Der Leitindex SMI schloss nach einem Tageshoch auf 12’101,5 Punkten noch um 0,42 Prozent höher auf 12’068,80 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, rückte um 0,54 Prozent vor auf 1961,68 und der breite SPI um 0,59 Prozent auf 16’092,81 Zähler. 25 SLI-Titel legten zu und fünf gaben nach.
Grösste Verlierer und Bremsklotz Nummer 1 für den Markt waren Roche (Inh. -1,4%; GS -1,1%). Grund dafür war ein neuerlicher Forschungs-Misserfolg mit dem neuartigen Wirkstoff Tiragolumab in einer Krebsstudie. Während einige Analysten auf die ohnehin etwas durchwachsenen bisherigen Forschungsergebnisse mit dem Wirkstoff verwiesen, zeigten sich andere darüber klar enttäuscht.
Im späten Geschäft gerieten VAT (-0,8%) vorübergehend stärker unter Druck. Händler verwiesen auf den Branchenvertreter Pfeiffer Vacuum. Dieser habe seine Jahresprognose gesenkt. Vakuumkomponenten für die Halbleiterindustrie machten ca. 40 Prozent des Pfeiffer-Umsatzes aus und das habe eben entsprechend auf den Aktienkurs von VAT, den Hersteller von Vakuumventilen, gedrückt. Doch zum Schluss konnten VAT eine Grossteil des Abschlags noch eingrenzen.
Nur ein wenig schwächer zeigten sich die Aktien von Kühne + Nagel (-0,6%) und Richemont (-0,3%).
Mit Ausnahme von Roche griffen die Anleger bei Gesundheitswerten wie Straumann (+2,5%), Alcon (+1,7%) und Sonova (+1,0%) verstärkt zu. Auch Rivale Novartis (+1,2%) legte deutlich zu. Den Medizintechnik-Titeln verlieh laut Händlern die Beteiligungsnahme von Cevian bei Smith & Nephews und ein positiver Analystenkommentar von Goldman Sachs zu Straumann etwas Rückenwind, hiess es am Markt.
Gefragt waren zudem Sandoz (2,2%). Im Interview mit AWP sagt CEO Richard Saynor, bei einem anhaltend gutem Wachstum seien zum Ende der Dekade Umsätze jenseits der 12-Milliarden-Grenze durchaus denkbar. Auch die beiden baunahen Zykliker Sika (+1,8%) und Holcim (+1,6%) standen weit oben auf der Kurstafel.
Auf Erholungskurs waren die Versicherer Swiss Life (+1,0%), Zurich (+0,3%) und auch Swiss Re (+0,5%), die zuletzt besonders unter der Angst vor einer teuren Hurrikan-Saison gelitten hatten. Auch Partners Group (+1,1%) holten verlorenes Terrain teilweise auf. Auch Nestlé (+0,4%) schlossen höher.
Auf den hinteren Rängen legten DocMorris (+6,2%) nach Quartalszahlen des Konkurrenten Redcare zu. Der Stromzählerproduzent Landis+Gyr (+10%) profitierte vom Einstieg des neuen Grossaktionärs SEO. Kudelski (+2,1%) verschaffte sich mit einem neuen 150 Millionen-Kredit etwas Luft. (awp/mc/ps)